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AutorenbildSophie Freitag

And the Johannes-Schubert-Preis goes to Pia Frömberg

Aktualisiert: 9. März 2020


Neues aus unserer Kategorie #ausgezeichnete Abschlussarbeiten. Die Johannes-Schubert-Stiftung prämierte am 26. November 2019 die diesjährigen Preisträger*innen des gleichnamigen Preises. LaNu-Absolventin Pia Frömberg erzählte uns von ihrer ausgezeichneten Bachelor-Arbeit.


Kiefernzapfen aus dem Jungpleistozän

„Ich war total überrascht, als ich hörte, dass ich mit dem Johannes-Schubert-Preis ausgezeichnet werden sollte. Ich wusste ja noch nicht mal, dass meine Arbeit eingereicht worden war. Ich hab' mich einfach nur gefreut“, erzählt mir Pia Frömberg, als ich sie auf dem HNEE-Campus treffe. Sie ist 22 Jahre alt, hat gerade ihren Bachelor in Landschaftsnutzung und Naturschutz gemacht und erhielt im November den Johannes-Schubert-Preis für ihre Abschlussarbeit mit dem Titel: „Natürliche und anthropogene Flussentwicklung im Welsetal bei Biesenbrow anhand von Aufschlüssen entlang der EUGAL-Pipeline und Analyse historischer & aktueller Kartenwerke“.

„Durch meine Bachelor-Arbeit konnte ich den alten Flusslauf der Welse seit der letzten Eiszeit rekonstruieren. Es war interessant zu sehen, welche Entwicklung der Fluss über die Jahrhunderte genommen hat und welchen Einfluss auch der Mensch ausübte. Irgendwann konnte man sich den historischen Fluss bildlich vorstellen. Es war wie ein Blick in die Vergangenheit“, sagt Pia.


Bodenkundliche Kartierungsanleitung – Dein Freund und Helfer

Um den Flusslauf über die Jahrtausende zu rekonstruieren, wertete die LaNu-Absolventin vor allem Bodenaufschlüsse und Kartenmaterial aus. Die ältesten Karten datierten dabei aus dem 17. Jahrhundert. Relativ unkompliziert waren die Bodenaufnahmen zu nehmen, weil im Welsebruch aktuell die EUGAL-Pipeline (Europäische Gas-Anbindungsleitung) verlegt wird und deshalb der Boden ohnehin aufgebrochen wird.

Bodenkundliche Analyse – für eine Erstsemesterin wie mich klingt das nach dem schwierigsten Thema, das man sich für eine Abschlussarbeit aussuchen kann. „Da wieder reinzukommen war schon eine Herausforderung“, sagt Pia. „Im Gelände zu stehen und sich ad hoc zurechtzufinden. Dazu kam, dass ich vorher noch nie einen Flusslauf aufgenommen hatte.“ Dann fügt sich lachend hinzu: „Den Hintern gerettet hat mir, dass wir in Bodenkunde im zweiten Semester gelernt haben, wie man die Bodenkundliche Kartierungsanleitung richtig anwendet.“

Fünf Monate benötigte sie für ihre Arbeit. Mit den Betreuern der Arbeit, Dr. Olaf Juschus und Robert Probst, war sie bis zu zwei Mal in der Woche draußen im Gelände. Aktuell hat die HNEE dort ein weiteres Forschungsprojekt „Moore entlang der EUGAL-Pipeline“. Praktisch. So ließen sich Synergieeffekte (z.B. bei Anfahrt und Profilaufnahme) für Pia bestens nutzen.


Komplette Flusslaufverlegung durch den Menschen

Aber was hat sie denn nun herausgefunden über die Veränderung des Fließverhaltens der Welse und den Einfluss des Menschen? „Es gab eine spätglaziale Welse, die mäandrierte, sich durch das komplette Tal zog und eine hohe Abflussdynamik aufwies. Das konnte man anhand der Bodenprofile und Kartenauswertungen rekonstruieren“, erläutert Pia. Im Subatlantikum vor 2300 Jahren hatte die Welse dann einen ganz anderen Flusslauf: „Kleinräumig, sie durchquerte nicht mehr das ganze Tal und war viel weniger mäandrierend. Das war so etwas wie der ursprüngliche Charakter der Welse.“

Mit Ende des 17. Jahrhunderts nutzte der Mensch erstmalig verstärkt die Wiesen im Welsebruch und damit begannen die Meliorationsmaßnahmen und wasserbauliche Eingriffe. Zwischen 1969 und 1979 gab es dann die gravierendste Veränderung: Eine komplette Laufverlegung an den Rand der Niederung – was große Auswirkungen auf die Torfbildung und den Wasserhaushalt hatte. Dementsprechend können die Ergebnisse der Arbeit als Datengrundlage für Revitalisierungsprojekte dienen. Die neuen Forschungsergebnisse zeigen also: Hier hat sich ganz schön was getan! War das alles? Nein! Da war doch noch die Sache mit dem Kiefernzapfen ...


O' zapft is'

Eines Tages barg Pia bei ihren Untersuchungen in Torfablagerungen einen Kiefernzapfen, der ihr sehr, sehr alt vorkam. Das wollte sie genauer wissen und schickte den Zapfen zur Analyse in ein Labor. Der weibliche Zapfen der Zirbelkiefer, weiß Wikipedia, galt bei den Römern und später bei den Christen als Symbol für die Unsterblichkeit. Ob das tatsächlich so ist, vermag ich nicht zu sagen. Klar dagegen ist: Pias Zapfenfund im Welsetal hätte definitiv das Prädikat „unsterblich“ verdient. Das Ergebnis aus Kiel bescheinigte dem Zapfen nämlich, bereits Zeitgenosse der Steinzeitmenschen gewesen zu sein: Sein Alter wurde auf 13.400 Jahre geschätzt.

Warum eine Arbeit über Fließgewässer?

„Gewässer als dynamischer Raum sind einfach spannend“, beantwortet mir Pia meine Frage nach der Wahl ihres Themas. Ihre Faszination für Fließgewässer entdeckte sie im zweiten Semester. Die Wochenexkursion führte sie damals nach Italien zum Tagliamento, einem der letzten alpinen Wildflüsse in Europa. „Wow, dachte ich. So kann das also aussehen. Der Anblick war einfach überwältigend“, schwärmt sie. „Danach war das Thema “Entwicklung von Flüssen“ so was wie ein Steckenpferd von mir.“ Deshalb plant sie, im nächsten Wintersemester das Studium in Münster fortzusetzen, mit einem Master in Wasserwissenschaften. Ihr Preisgeld kann sie dafür gut gebrauchen.


Wer mehr wissen will, kann Pia anschreiben (pf.post@hotmail.de).

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