Ein Gastbeitrag von Tim Ruwe
Einmal jährlich findet, meist in der HNEE-Winter-Blockwoche, die Witzenhäuser Konferenz am Standort der Ökologischen Agrarwissenschaften an der Universität Kassel im östlichen Hessen statt. Unter dem Titel „Der letzte Dreck?! Bodenschutz in Politik und Praxis“ hielten Persönlichkeiten aus Deutschland und Europa Vorträge im Kontext von Politik und Gesellschaft, Praxis und Forschung rund um den Bodenschutz.
Die Nachmittage wurden ausgefüllt mit zahlreichen Workshops und boten die theoretische und praktische intensivere Auseinandersetzung mit verschiedensten Themen rund um den Bodenschutz. Die Auswahl ist groß und jede*r würde vermutlich deutlich mehr machen wollen, die ebenso große Teilnehmerschar - am Ende waren es rund 250 Teilnehmende - aus Studierenden, Lehrenden, Praktizierenden und interessierten Menschen hier auf den Campi ließ aber vermutlich keine größere Flexibilität zu. Dies soll keineswegs eine Kritik sein, ganz im Gegenteil: Die Konferenz wurde von einem Team aus Studierenden und Lehrenden an der Uni in Witzenhausen hervorragend organisiert. Die Vorträge am Vormittag waren immer gut besucht und es blieb kein Platz im Auditorium frei.
Der heiße Dreck der Konferenz
Die Vielfalt des Bodens, die unterschiedlichen Sichtweisen auf und für den Boden, spiegelten sich auch in der Vielzahl unterschiedlicher Themenkomplexe wieder. Daher ließe sich gar nicht unbedingt ein roter Faden ziehen. Vielmehr ergab sich zum Ende ein immer dichter werdendes Netz aus Eindrücken, Wissen, Ideen und Visionen, dass sich über dem schützenswerten Boden aufspannte. Es war beeindruckend zu erleben, wie die teilweise sehr unterschiedlichen Perspektiven nach und nach das Verständnis für das große Ganze weckten. In einem Punkt waren sich alle aber ziemlich schnell einig: Der Organismus „Boden“, die sich stetig wandelnde Basis, auf der wir leben und von der wir im Moment stark zehren, muss in den Fokus gerückt werden. Der Umgang mit dem Boden sollte doch vielmehr ein Miteinander darstellen. Eindrücklich untermalt wurde dieses Bild mit dem abschließenden Vortrag „Erde sein im Horizont des Anthropozäns“ von Hildegard Kurt, einer Reise des Menschen auf die Erde.
Mit allen Sinnen für den Boden
Auch an ein interessantes, vielfältiges und kreatives Abendprogramm wurde selbstverständlich gedacht: Am Dienstag gab es zur Einführung sehr unterhaltsames Improtheater - bei diesem Fachpublikum mit besonderen Herausforderungen für die Darstellenden #spielmalkationenaustauschkapazität. Dem schloss sich ein geschmacklich eindrucksvoller Hummus-Verkostungs-Wettbewerb an, bewertet selbstverständlich auf einem professionellen Auswertungsbogen aus der Kartieranleitung. Die Weinverkostung („Den Boden schmecken“) und die Yoga-Stunden im Zeichensaal („Den Boden spüren“), sowie der Poetry-Slam waren Highlights – nicht nur „am Rande“.
Ach ja, und nicht zu vergessen sind natürlich die vielen Unterhaltungen der Teilnehmenden in den Pausen oder später an den Abenden in den zahlreichen WGs der Stadt. Eine positive und sehr ermutigenden Atmosphäre, und einem wird klar, dass wir viele sind, denen alles daran gelegen ist die Zukunft nachhaltig zu gestalten – egal ob Erstie, hohes Semester, langjährig Dozierende, politisch Aktive oder mutige (Jung-)Landwirt*innen.
Also, auf, auf! Im nächsten Jahr zum 27. Mal nach Witzenhausen, über den Tellerrand Eberswaldes schauen - es lohnt sich! Und wer wissen will, wer was wann wo vorgetragen hat in dieser Konferenz-Woche oder auf vorangegangenen Konferenzen, kann hier nachschlagen und sich den Dokumentationsband bestellen.
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