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Conservation Standards Summer School in Montenegro


Vom 14.09.-24.09.2023 fand eine Summer School in Montenegro statt, an der ich teilgenommen habe. Die Summer School kann von IFEMS, FOWIS, LANUS und BIOMS im 2., 4. oder 6. Semester mit dem Modul Summer School “Transboundary Nature Conservation and Sustainable Regional Development” gewählt werden.


Foto 1: Gruppenfoto (Credits: Sophie Wett)


Zwei Mädels bepackt mit schweren Rucksäcken, völlig fertig von einer langen Reise und einem halbstündigen Fußmarsch von der Bushaltestelle. Und dann großes Stöhnen beim Anblick der letzten Meter: es geht mit einer steilen Treppe den Berg rauf. Oben angekommen werden wir aber direkt dafür entschädigt: Während der zehntägigen Summer School, für die wir uns über die HNE angemeldet haben, werden wir in diesem 4 Sterne Hotel übernachten. Von diesem Hotel mitten in der Altstadt hat Mensch einen herrlichen Blick über die Bucht von “Ulcinj” in Montenegro, das dicht an der Grenze zu Albanien liegt. Nach einem super leckeren Essen startet die Summer School und wir lernen die anderen Teilnehmer*innen kennen. Es sind ca. 25 Studierende, Professor:innen, Coaches und Vertreter*innen von lokalen Umweltschutzverbänden. Mindestens sechs Nationen sind vertreten. Darunter Montenegro, Albanien, Griechenland, Nordmazedonien, Kosovo und Deutschland. Schon in dieser Vorstellungsrunde zeigt sich, dass dies eine gute Summer School werden wird. Allein bei der Vorstellungsrunde lachen wir schon alle so viel, dass die gute Laune direkt bleibt.


Die folgenden Tage verbrachten wir damit, uns die Landschaft, um die es gehen soll, anzuschauen. Wir besichtigten den Lake Shkodra und betrachteten den Buna River von einem Aussichtspunkt aus. Denn während der Summer School entwerfen wir ein Konzept, wie der Buna River und der dazugehörige Lake Shkodra durch ein Biosphärenreservat geschützt werden können. Dabei sollen wir die Conservation Standards (https://conservationstandards.org/) anwenden. Den Wunsch, in der Region ein Biosphärenreservat einzurichten, haben vor allem die lokalen Umweltschutzverbände. Über eine Kooperation mit der HNEE und dem Center for Economics versuchen sie, diesen Wunsch zu verwirklichen.

Die Erarbeitung erfolgt in drei Gruppen, die jeweils Coaches zugewiesen sind. Zunächst müssen wir uns als Gruppe auf das Gebiet einigen, das geschützt werden soll. Klingt einfach, ist es aber nicht. Ausgehend von dieser Gebietskulisse legen wir die einzelnen Elemente fest, die wir schützen wollen, die sogenannten „biodiversity targets“. Das waren in unserem Fall zum Beispiel die Süßwasser Lebensräume, der Albanian Frog oder die landwirtschaftlichen Habitate. Mit vielen Gruppendiskussionen und Entscheidungsprozessen kommen wir dann dazu, die jeweiligen „threats“ (Gefahren) zu benennen, die unsere einzelnen Schutzziele bedrohen. Unsere Arbeit halten wir in Form von Klebezetteln an den Wänden fest und tapezieren damit langsam das Hotel um.


Foto 2: Ausblick Hotel (Credits: Sophie Wett)


Wir werden zwischendurch mit reichlich Kaffeepausen, Energizern und weiteren Exkursionen in die schöne Umgebung bei Laune gehalten. Auch das Essen hebt jedes Mal die Laune und Motivation. Nach den Exkursionen werden wir zweimal von einer lokalen Initiative mit traditionellem Essen, das heißt reichlich Auberginen, Feigen und Schafskäse bekocht, einmal sogar mit Kerzenschein und Lichterketten in einem Garten zwischen den Olivenbäumen.


Foto 3: Dinner zwischen Olivenbäumen


An den nächsten Tagen geht es weiter damit, zu ermitteln, wie es zu den Bedrohungen kommt. Dafür wird ein „Situation Model“ erstellt. Rückwärts von den einzelnen Bedrohungen versuchen wir Kausalketten zu erstellen, um herauszufinden, was die Ursache der Bedrohung ist, um hier mit einer Aktion anzusetzen. Mich macht dieser ganzheitliche Ansatz der Methode sehr glücklich, weil der Naturschutz endlich als Teil des Ganzen betrachtet wird. Allerdings ist es dieser Teil der Methodik, den eine andere Teilnehmerin mit dem Satz beschrieben hat: „I feel like someone is playing football with my brain!“ (Es fühlt sich an, als würde jemand Fußball spielen mit meinem Kopf/Gehirn!). Damit hat sie, finde ich, sehr gut zusammengefasst, dass die Conservation Standards einfach auch viel Kopfarbeit sind.


Um unsere Kausalketten zu bilden, bekommen wir die Möglichkeit, mit verschiedenen Stakeholdern (Interessensgruppen) zu sprechen. So können wir zum Beispiel während einer Bootstour über den Buna River mit Fischern aus der Region sprechen, die uns unsere Fragen beantworten. Am nächsten Tag steigt dann bei einigen die Nervosität: es steht ein Peer-review an. Das heißt, alle Gruppen müssen ihre bisherige Arbeit präsentieren. Es wird vorgestellt, diskutiert und Fragen besprochen. Am Abend belohnen wir uns mit einer entspannten Auszeit am Strand von Ulcinj und Baden im Meer. Unsere Unterhaltungen sind durch die vielen verschiedenen Perspektiven und Kulturen spannend - und auch lustig, wenn wir uns über Klischees austauschen.


Von nun an beschäftigen wir uns mehr mit den Lösungen für die Probleme, die wir identifiziert haben, was die Laune auch nochmal erheblich steigert. Wir überlegen uns Aktionen, mit denen wir unseren „threat urban waste“ (städtische Abfälle) reduzieren können und Methoden, mit denen wir unseren Erfolg in Bezug auf die Aktionen messen können. Bei den Lösungen geht es vor allem darum, besonders kreativ zu sein. So kommen wir zu einem möglichen Clean-Up Wettbewerb der Gemeinden, einer Kooperation mit Fischern, die Plastik als Beifang haben und eine Lobbying-Kampagne, die Urban Waste zu einem zentralen Thema bei den Behörden machen soll.

Die finalen Präsentationen rücken näher, zu denen sogar externe Gäste eingeladen werden.


Unter anderem kommen wieder die Vertreter*innen der Umweltschutzverbände, aber auch der Hotelbesitzer, der uns in seinem Hotel unterkommen lässt, schaut sich eine Präsentation an.

Nach den finalen Präsentationen gibt es eine Abschiedsparty. Es wird Musik aus jeder Nation, die vertreten ist, gespielt. Wir lernen (manche besser als andere) traditionelle Tänze aus Montenegro, Albanien, Mazedonien und Griechenland. Überraschenderweise sind die Lieder sehr lang und die Tänze sehr anstrengend, da braucht es gute Kondition, um da mitzuhalten.


Der nächste Tag ist schon der letzte von zehn Tagen und das bedeutet ein umfangreiches Freizeitprogramm als Abschluss der Summer School. Wir können Mountainbike fahren, Stand-Up-Paddling auf einem See ausprobieren oder im Schatten sitzen und ein letztes Mal das traditionelle Essen von Montenegro genießen. Am nächsten Morgen verabschieden wir uns alle voneinander, tauschen Kontaktdaten aus und manche vergießen ein paar Tränen bei den Abschiedsumarmungen.


So gehen zehn Tage mit viel Input und Eindrücken zu Ende, bei denen wir viele verschiedene Menschen kennengelernt und liebgewonnen haben. Zehn Tage mit wunderschönen Ausblicken auf unbekannte Landschaften und hervorragendem Essen. Zehn Tage, in denen wir eine Methodik gelernt haben, die viele Probleme im Naturschutz lösen kann und hoffentlich in Zukunft noch viel mehr angewendet wird.


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