Das Studium am Fachbereich Landschaftsnutzung und Naturschutz beginnt mit Vorlesungen, Seminaren und Exkursionen. Je nach Studiengang heißt es dann irgendwann „ab ins Praxissemester“. Wir interviewen in unserer Rubrik „Frisch von draußen“ Studierende, die ihr Praxissemester absolviert haben oder mitten drinstecken, um zu erfahren wie diese aufregende Zeit für sie war/ist.
Seit wann und was studierst du in Eberswalde?
Ich studiere Landschaftsnutzung und Naturschutz im Bachelor seit September 2019.
Wo hast du dein Praktikum gemacht?
Bei K&S Umweltgutachten, ein Büro für Umweltplanung und Beratung in Berlin. Das Büro hat sich auf Gutachten rund um Windenergieanlagen spezialisiert, mit Schwerpunkt Fledermäuse.
Mit Blick auf Dein Studium: Wonach hast Du Dein Praktikum ausgewählt und was wolltest Du dort insbesondere lernen oder vertiefen?
Ich habe nicht speziell nach etwas gesucht. Ich bin die Praktikumslisten der Vorjahre durchgegangen und habe geschaut, was ich mir vorstellen könnte. Dabei blieben überwiegend Planungsbüros übrig. Nach der Fledermausexkursion, die von Prof. Dr. Ulrich Schulz („Don Schul“) und Volker Kelm, dem Chef von K&S, geleitet wurde, war ich mir dann sicher, dass ich dahin will. Es hat mir außerdem ganz gut gepasst, dass es kein reiner Büro- oder Draußenjob ist, sondern eine Mischung aus beidem.
Wie können wir uns Deinen Alltag dort vorstellen? Was waren deine Aufgaben und Projekte?
Die Ausgestaltung des Alltags war sehr unterschiedlich. Zum einen gab es die reinen Bürotage. An denen war für Praktikant*innen zwischen 9 und 10 Uhr Arbeitsbeginn. Die Büroaufgaben waren überwiegend Zuarbeiten zu den verschiedenen Umweltgutachten. Dazu gehören Lage- und Habitatbeschreibungen, die Digitalisierung erhobener Daten, die Erstellung von Karten in GIS und teilweise kleinere Rechercheaufgaben. Zum anderen gab es die Geländetage, meist zwei bis drei Tage die Woche. Ab Ende Oktober wurden es weniger, da die Aktivitätszeit der Fledermäuse zu Ende ging. Die Aufgaben reichten von Quartiersuchen oder die Suche nach dafür geeignete Habitatstrukturen in den Untersuchungsgebieten sowie Untersuchung des Flugverhaltens der verschiedenen Fledermausarten, im Winter Vorfällungskontrollen und die Untersuchung von Gebäudestrukturen auf mögliche Fledermausquartiere.
Was hat dir am meisten Spaß gemacht?
Am meisten Spaß gemacht hat mir eine Zugvogeluntersuchung bei der ich Stefan XY, den Vogelspezialisten, begleiten durfte. Da war ausnahmsweise mal früh aufstehen angesagt. Wir standen bei Höchsttemperaturen von 2°C auf einem Feld und haben sechs Stunden lang die Zugvogelbewegung durch das Untersuchungsgebiet verfolgt. Aber unsere Mühe wurde belohnt, da es in der Zeit vorher noch wärmer war, begaben sich an diesem Tag viele Schwärme auf ihre Reise weiter nach Süden. So haben wir große Gruppen von Kranichen, Gänsen und Singschwänen gesehen. In den ersten Stunden konnten wir noch beobachten, wie zwei adulte und zwei juvenile Seeadler sich immer wieder mit einer Schaar Kolkraben angelegt haben. Das war sehr beeindruckend.
Inwiefern war Dein Praktikum für Deine berufliche Orientierung hilfreich? Was nimmst du aus Deiner Zeit im Praktikum mit?
Aus meiner Zeit im Praktikum nehme ich vor allem zwei Dinge mit: Zum einen, dass Büroarbeit viel weniger langweilig ist, als ich bis dahin gedacht habe und jeden Tag draußen zu sein, furchtbar anstrengend ist. Zum anderen sollte man bei der Wahl seiner Spezialisierung auf eine Tiergruppe auch überlegen, ob die Untersuchungszeiträume mit den eigenen Lebensvorstellungen kompatibel sind.
Kannst du dir vorstellen später in diesem Job zu arbeiten?
Grundsätzlich kann ich mir gut vorstellen später in diesem Bereich zu arbeiten. Es ist eine schöne Mischung aus Büro und Feldarbeit. Allerdings nicht mit Fledermäusen. Ich bin Frühaufsteherin. Fledermäuse nicht.
Angenommen ein anderer Studi interessiert sich ebenfalls für "dein" Praktikum, was wären Deine Hinweise? Was sollte die Person mitbringen?
Ein sehr flexibler Tag-Nacht-Rhythmus hilft, da sich die Arbeitszeiten zwischen Büro- und Feldtagen stark unterscheiden. Ansonsten grundsätzliches Interesse an den Arbeiten draußen, wie Kartieren oder Habitatsuche, und die Bereitschaft teilweise zumindest halbstupide Computerarbeit zu machen. Außerdem sollte man kein Problem mit langen Autofahrten haben, da die Untersuchungsgebiete auf ganz Brandenburg verteilt sind, was zu langen Anfahrtswegen führen kann.
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