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Hörner im Laufstall? (K)ein Problem? Ergebnisse eines Forschungsprojektes

Ein Gastbeitrag von Stephanie Hügle


Im Forschungsprojekt „Hörner im Laufstall“ untersuchten die Projektpartner Uni Kassel, Bioland und Demeter über die letzten drei Jahre die Zusammenhänge und Erfolgsfaktoren einer erfolgreiche Haltung horntragender Rinder. Die Ergebnisse und Erkenntnisse der Erhebungen und Untersuchungen auf 39 Praxisbetrieben werden nun bundesweit auf 8 öffentlichen Tagungen vorgestellt.


Am 18. Oktober machte die

Veranstaltungsreihe „Horntragende Milchkühe im Laufstall – so geht´s!“ Station an der HNEE. In der Aula auf dem Stadtcampus begrüßten morgens um halb 10 Prof. Dr. Inga Schleip, Dr. Henrike Rieken und Stephanie Hügel interessierte Studierende, Praktiker*innen und Berater*innen zu einem Tag ganz im Zeichen der Hörner. Diese faszinierenden Organe verschwinden zunehmend bei Rindern in der Milchviehhaltung, durch Entfernen der Hornanlagen bei Jungtieren oder die Zucht auf genetisch hornlose Tiere.


Nach der Begrüßung durch die Veranstalter*innen und Organisator*innen wagte Prof. Dr. Bernhard Hörning den Einstieg ins Thema mit den rechtlichen Aspekten im Bezug auf Hörner und Enthornung aus der Sicht des Ökolandbaus und des Tierschutzes. Er erklärte Gründe für und gegen die Enthornung und erläuterte die verschiedenen Enthornungs-Methoden. Im Anschluss warfen die Teilnehmer*innen zusammen mit Ulrich Mück, Demeter-Berater und Koordinator des Forschungsprojektes , einen Blick zurück in die Geschichte des behornten Rindes . Die interessante Reise in die Vergangenheit verdeutlichte den Weg horntragender Rinder von verehrten und respektierten Nutztieren hin zu scheinbar behornten „Bestien“.



Wie es zu dem bestialischen Verhalten kommen konnte? Laut Ulrich Mück durch das Anpassen der Tiere an die Haltungssysteme sprich die Haltung horntragender Kühe in zu engen Laufställen. Betont wurde auch immer wieder die zentrale Rolle der Herdenführung, die Rede war von Königinnen der Herde, ihren Bedürfnissen und ihrer Bedeutung für eine ruhige Herde.

Nach einer Kaffepause und erstem Gedankenaustausch unter den Teilnehmenden stellte Herr Mück die Ergebnisse aus dem dreijährigen Forschungsprojekt vor. Die mitunter erstaunlichen Erkenntnisse lieferten direkt Stoff für eine lebhafte Diskussion. Anschließend kamen zwei Praktiker zu Wort: Hans Möller (Bioland-Betrieb) und Peter Krentz Demeter-Betrieb) haben sich für horntragende Milchkühe entschieden, der eine in Schleswig-Holstein, Lentföhrden, der andere in Brandenburg, Brodowin. Nacheinander berichteten sie von ihren Beweggründen und den bisherigen guten wie schlechten Erfahrungen mit ihren horntragenden Milchviehherden.


Nach all der informativen Theorie war das warme Mittagessen ebenso willkommen wie der Szenenwechsel in den Stall nach Brodowin im Anschluss, um die von Peter Krentz eben noch mit Worten beschriebene Milchviehherde live in Aktion zu erleben. Um die Rangordnung und das damit verbundene Verhalten unter den Tieren zu veranschaulichen, wurden die Kühe vor einen ungewohnte Herausforderung gestellt: Nur auf die Hälfte der Futterplätze wurde Futter vorgelegt. Welche Kühe würden sich wohl durchsetzen und vor allem, mit welchen Mitteln?


Gespannt wurden die Tiere beobachtet, doch fast enttäuscht würdigte Ulrich Mück nach ausgiebigem Begutachten das gute Sozialverhalten und die besonnene Reaktion der Tiere auf die knappe Ressourcenlage. Die schwarzbunten Holstein-Friesian (HF) von Peter Krentz hatten trotz ihrem Ruf (laut Uli Mück werden die HF in Bayern wohl allgemein als „hinterfotzig“, übersetzbar mit hinterlistig, bezeichnet) einen tiptop Eindruck gemacht. Im Liegebereich, dem Melkstand und Vormelkhof erzählte Herr Krentz abschließend noch von Knackpunkten und Erfolgen seiner Milchviehhaltung.


Einen Abschluss fand die Veranstaltung im Hofcafé des Ökodorfs Brodowin mit angeregten, wenn auch kurzen Gesprächen, bevor sich alle wieder auf den Weg machen mussten zu den eigenen Kühen, zum Bauern- oder Bahnhof; im Gepäck neue Kontakte, Impressionen und Anregungen zum Thema “Hörner: ja aber wie?“.


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