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Mach es zu deinem Projekt - RUNer*innen organisieren Argumentationstraining



Eine kleine Demonstration voller Deutschlandfahnen, frustrierter Gesichter und feindlicher Stimmung. Eine Gegendemonstration, voller junger und alter Menschen, mit bunten Fahnen und einer Stimmung, die zwar positiv, aber auch etwas hilflos ist: Wir wollen uns gut fühlen, können es aber nicht, weil dort, nur 50 Meter von uns entfernt, auf dem Marktplatz in Eberswalde, eine Kundgebung eines rechten Bündnisses stattfindet, dass menschenfeindliche Stimmung macht und unseren Frieden in Eberswalde stört.


Was können wir denn da jetzt machen? Das ist eine große Frage und auch eine verzweifelte:

Am kommenden Tag sind wir zu einem Gruppentreffen für unsere Projektarbeit im 3. Semester RuN verabredet. Wir sind 5 Student*innen, die in diesem Semester gemeinsam das Thema der nachhaltigen Wertschöpfung im ländlichen Raum in Kooperation mit einem Biosphärenreservat in Sachsen bearbeiten. Doch die Erlebnisse des letzten Tages überschatten unser Arbeitstreffen und wir entscheiden uns, uns Zeit dafür zu nehmen und die Auseinandersetzung mit aktuellen, gesellschaftlich relevanten Themen zu einem Teil unserer Projektarbeit zu machen. Die Freiheit haben wir dazu, denn wir gestalten unseren Arbeitsprozess in dem Modul „Ganzheitliche Projektgestaltung“ komplett eigenständig. In einem moderierten Gespräch stellen wir uns deshalb diese Frage: Was können wir tun?


Mit Argumenten überzeugen

Wir sammeln einige mögliche Lösungen. Die wichtigste: Reden! Mit Menschen reden, Verbindung schaffen, zu hören. Mit denen reden, die unter den Fahnen am Markplatz standen, und mit denen, die unentschlossen sind, unsicher, vielleicht auch schlecht informiert. Aber wie geht das? Wie tausche ich mich mit jemandem aus, der politisch ganz woanders steht, wie kann ich sie erreichen?

Lena erzählt uns davon, dass sie schon immer mal an einem Argumentationstraining gegen rechte Parolen teilnehmen wollte. Wir nehmen diese Idee auf und recherchieren: Können wir als Gruppe an einem solchen Training teilnehmen? Wir finden heraus, dass es keine Argumentationstrainings in Eberswalde gibt und keine zeitnahen in Berlin. Was jetzt?


AStA und RuNer*innen machen gemeinsame Sache

Wenn es dieses Angebot nicht gibt, können wir es an die HNEE holen? Nachdem wir überzeugende Anbieter*innen gefunden haben, vereinbaren wir einen Termin für das Training. Wir setzen uns mit dem AStA in Verbindung, bekommen Hinweise auf mögliche Fördermöglichkeiten. Wir recherchieren weiter und stellen (unterstützt vom AStA) einen Antrag auf die Förderung des Argumentationstrainings bei der Amadeu-Antonio-Stiftung. Wir warten acht Wochen, unsicher, ob es klappen wird und dann, endlich, die Zusage! Die Finanzierung ist gesichert, jetzt brauchen wir noch einen passenden Raum an der Hochschule, die Ausstattung für die Moderation, Snacks und Getränke für die Pause und können unser Training ankündigen. Wir hängen einige Plakate auf und senden eine Informations-Email über den Verteiler an alle Studierenden.


Viele Fragen und viele Ebenen

Endlich, ein halbes Jahr nach unserem Arbeitstreffen (unsere Projektarbeit ist schon längst beendet), findet das Argumentationstraining statt. Einen ganzen Tag lang beschäftigen wir und mit den Fragen: Wie reden? Wann reden? Worüber reden? Mit wem reden?

Wir lernen, dass jede Situation einzigartig ist und es deshalb keine Schablone geben kann, die man abarbeitet und damit richtig liegt. Je nach Situation können wir uns positionieren, diskutieren oder vielleicht auch etwas ganz anderes tun. Wir können einer Aussage auf der Sach-, Gefühls- oder Werteebene begegnen. Wir können entscheiden, welche Gesprächsstrategie zu uns selbst und zu der Situation passt, wir können Aussagen hinterfragen.


Fazit - viel gelernt

Am Ende des Trainings ist das Feedback aller Teilnehmer*innen sehr positiv. Wir haben viel gelernt und können dieses Wissen anwenden und auch weitergeben. Wir können uns besser als vorher in den gesellschaftlichen Dialog einbringen. Wir können uns in Situationen, in denen jemand diskriminiert wird gegen die Diskriminierung einsetzen. Wir können Menschenfeindlichkeit Grenzen setzen und Türen für Gespräche öffnen. Unsere Projektgruppe feiert jetzt gemeinsam das erfolgreiche Ende eines außergewöhnlichen Moduls. Wir wissen: studieren ist, was wir daraus machen.



Wer mehr wissen oder sich auch weiterbilden will, findet hier weitere Informationen der Amadeu Antonio Stiftung.


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