Ein Beitrag von Miriam Zwinzscher
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"Schmeckt und seht, wie freundlich der Herr ist!“ Psalm 34, 9
17 Uhr, endlich Uni-Schluss. Doch zum Ausruhen bleibt keine Zeit, denn ich muss zunächst den wohl steilsten Hang hinauf, den Eberswalde zu bieten hat. Schnaufend trete ich in die Pedale, bis ich endlich an der Bernauer Heerstraße angelangt bin, wo mich meine Freundin Urla bereits empfängt. Sofort machen wir uns an die Vorbereitungen für das Essen, denn heute ist ein Ereignis, welches nur einmal im Semester stattfindet.
„Spazieren und Dinieren“ wurde in Eberswalde bereits 2013 von der Studentische Mission Deutschland (SMD) ins Leben gerufen, und erfreut sich seitdem großer Beliebtheit. Zwölf Teams mit insgesamt 24 Leuten haben sich in diesem Semester angemeldet, viele von ihnen haben bereits mehrmals teilgenommen. Was das Besondere daran ist? Man lädt nicht nur per Zufall ausgewählte Personen zu sich nach Hause zum Essen ein, sondern besucht auch andere, möglicherweise sogar noch unbekannte Menschen in ihren Wohnungen. Das Konzept ist simpel wie kompliziert zugleich: Jedes Zweierteam bereitet entweder eine Vor-, Haupt- oder Nachspeise zu, zu welcher dann zwei andere zugeteilte Teams hinzustoßen. Zu sechst wird dann in bunter Runde gegessen, bevor man sich selbst als Gast zu den nächsten zwei Gängen aufmacht. „Gänge“ sind es im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Gastgeber*innen wohnen in verschiedenen Ecken Eberswaldes, sodass man sich nach jeder Speise stets zum nächsten Gang (oder zur Fahrt) in eine andere Wohnung aufmachen muss. Ziel dabei ist es nicht nur, leckere Gerichte zu probieren und sich dazwischen etwas zu bewegen - sondern vor allem, sich mit Menschen zu treffen, die man nicht so häufig sieht, oder vielleicht noch gar nicht kennt.
Mittlerweile haben Urla und ich unsere Vorspeise, einen Linsen-Rucola Salat, fertiggestellt und erwarten nun unsere Gäste. Pünktlich um 18:30 kommt das erste Team und mit einer leichten Verspätung auch das zweite. Alle vier sind nette Mädels vom Stadtcampus, die wir als „Waldis“ noch nicht zuvor getroffen haben. Nach einem kurzen Kennenlern-Plausch stelle ich die erste einführende Frage: „Wer ist eigentlich die SMD?“
Felicitas weiß die Antwort: Die Gruppe heißt nicht etwa „Spazieren mit Dinieren“, sondern „Studentische Mission Deutschland“. Klingt ein wenig komisch, oder? So wie diese Leute, die immer an Bahnhöfen stehen und die Bibel verteilen …
So ist es natürlich nicht. Die SMD Eberswalde ist eine kleine aktive Hochschulgruppe von ungefähr 10 Menschen, die sich jeden Montag in wechselnden WGs trifft. Dort machen wir zunächst nichts anderes als beim Spazieren und Dinieren: Gemeinsam Essen. Später dann wird zusammen gesungen und sich über biblische Themen oder ganz einfach „Gott und die Welt“ ausgetauscht. Denn uns ist nicht pure Religion, sondern vor allem Glaube und Gemeinschaft wichtig. Gemeinschaft mit Gott und Gemeinschaft mit Menschen.
Um diese Gemeinschaft auch mit Menschen außerhalb der Gruppe zu teilen, veranstalten wir jedes Jahr die Aktion „Spazieren mit Dinieren“. Nach einem kurzen Dankgebet werden die Teller hochgehalten und es gibt endlich den ersten Gang. Urla und ich sind erleichtert, denn es scheint allen zu schmecken.
Doch ewig können wir uns nicht in dieser gemütlichen Runde aufhalten, denn 19:30 wartet bereits die Hauptspeise auf uns. Also schwingen wir uns nach einer warmen Verabschiedung unserer Gäste auf unsere Drahtesel und düsen einen recht abenteuerlichen Feldweg hinunter, bis wir auf die Pfeilstraße einbiegen. Als die Tür sich öffnet, werden wir sofort schwanzwedelnd begrüßt, bevor uns die eigentlichen Gastgeberinnen die Hände schütteln. Nach einer kurzen Knuddelstunde mit den beiden Hunden setzen wir uns zu Tisch, wo wir diesmal auch auf bekannte Gesichter treffen. Helena und Lydia sind uns nicht nur durch das Studium bekannt, sie haben auch bereits mehrmals am „Spazieren mit Dinieren“ teilgenommen. Um unsere knurrenden Mägen zu beruhigen, füllt Gastgeberin Anat die Schüsseln. Zufälligerweise erneut mit einem Linsengericht, doch dieses ist so lecker, dass man sich nicht über eine Dopplung ärgern müsste. Bevor wir gehen, bedankt sich Steff, die zweite Gastgeberin für die Aktion. „Es war cool, die Menschen, die Wohnungen, das leckere Essen – perfekt!“
Um neun geht es endlich zum wohl besten aller Gänge: Dem Nachtisch natürlich. In der Rudolf-Breitscheid Straße treffen wir mit Michel und Marlene erneut auf langjährige „Spazieren mit Dinieren“ Teilnehmer*innen, als auch auf neue Gesichter. Hübsch drapiert wird dann die süße Nachspeise aufgetischt – kein Linsenkuchen, wie wir bereits spaßeshalber vermutet hatten, sondern vegane Brownies mit Vanillesoße, Rhabarber und Erdbeeren. Ich kann mich nicht erinnern, jemals solch schokoladige Brownies kosten zu dürfen. Auch nachdem die Mägen (leider) schon längst voll waren, blieben wir noch lange. Als schließlich die ersten Müdigkeitserscheinungen auftreten, kommen die Teilnehmer*innen zum abschließenden Fazit:
„Ich habe bereits mehrmals an „Spazieren mit Dinieren“ teilgenommen. Ich finde es vor allem gut, dass es Menschen zusammenbringt“, meint Michel. „Sonst ist man nur in seiner kleinen Blase, aber so lernt man auf einmal ganz andere Leute kennen.“
„Es ist so, als würde man zum Essen ausgehen – nur in fremden Wohnungen!“ fügt seine Teampartnerin lachend hinzu.
Genauso gemeinschaftlich und fröhlich haben wir uns es gewünscht. Schließlich hat auch der weise König Salomo bereits im Buch der Prediger notiert:
„Denn ein jeder Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut in all seiner Arbeit, das ist eine Gabe Gottes.“ Prediger 3,13
Wollt ihr mehr über die SMD wissen? Dann schreibt uns doch eine Mail unter smd@hnee.de!
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