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Was macht eigentlich Johann Lütke Schwienhorst?

Aktualisiert: 26. Feb. 2020


Unsere Alumni berichten aus ihrer Zeit nach dem Studium. Dieses Mal ÖAMer Johann Lütke Schwienhorst.



Lieber Johann, was hast Du in Eberswalde studiert?

Ich habe von 2016 bis 2019 den Master Öko-Agrarmangement studiert, vorher habe ich an der Uni Bonn meinen Bachelor in Agrarwissenschaften gemacht. Von 2016 – 2019 gab’s auf der Bahnstrecke Eberswalde große Bauarbeiten, weswegen mein gesamtes Masterstudium auch mit vielen Zugstunden und Warterei verbunden war.


Warum hast Du Dich damals für Eberwalde entschieden?

Von Bonn und dem konventionellem Studium hatte ich genug und wollte einen Öko-Master machen. Nachdem ich den Mainstream der Agrarwirtschaft und Wissenschaft einigermaßen gut kennengelernt habe, fühlte ich mich der Ökoblase wieder hingezogen. Eigentlich wollte ich auch nach Witzenhausen, Eberswalde überzeugte dann aus praktischen Gründen. Nur ein Jahr Studium, dann die Praxis und die Masterarbeit – mein Studium war extensiver und so wollte ich es auch.


Wo hast Du während Deines Studiums Praxiserfahrungen gesammelt?

Zuerst bei der Imkerei Seusing, eine Biolandimkerei in Biesenthal, die haben am schwarzen Brett in Haus 1 nach Aushilfen gesucht und da habe ich dann im zweiten Semester gleich eine Saison mitgearbeitet und weniger studiert. Auf meinem elterlichen Betrieb fehlte immer ein cooler Hofimker und in Bonn war es für mich zu kompliziert mit der Imkerei zu beginnen, weil ich zu unregelmäßig dort war - in Brandenburg hat es dann geklappt mit dem Einstieg in die eigene Bienenhaltung.


Im dritten, meinem Praxissemester habe ich dann bei der Aurelia Stiftung mein Unternehmenspraktikum absolviert. Danach bin ich auch gleich mit einer 20% Stelle dort geblieben, habe meine Masterarbeit geschrieben und seit März 2019 arbeite ich als Agrarreferent zu 80% für die Stiftung.


Worüber hast Du deine Abschlussarbeit geschrieben?

Ich habe eine Wirtschaftlichkeitsanalyse der ökologischen Imkerei in Brandenburg durchgeführt. Endlich ein Thema, wo der Impuls nur aus mir kam. Die allermeisten anderen Studienleistungen, sowohl im Bachelor aber auch im Master, habe ich einfach nur erbracht, weil sie mir so vorgegeben wurden. Betreut haben mich Prof. Dr. Jens Pape und Prof. Dr. Ulrich Schulz – das war eine angenehme Zusammenarbeit. Beide kann ich als Betreuer weiterempfehlen.


Und was war dein Ergebnis?

Man kann anders natürlich leichter Geld verdienen – das wusste ich vorher ja auch schon. Aber es war für mich spannend mal die Selbstständigkeit mit knallhartem Unternehmer*innenlohn zu rechnen. Für eine Vollerwerbs-Berufsimkerei braucht es trotz Eigenleistungen mindestens 30.000 Euro Startkapital für diverse notwendige Technik und Grundausstattung. Als Nebenerbwerbsimker improvisiere ich da aktuell viel mehr, schleppe Honigkisten statt sie mit motorisierter Sackkarre zu bewegen – das würde ich in einer Vollerwerbsimkerei nicht mehr machen.


Okay, also neben der Aurelia Stiftung noch die Nebenerwerbsimkerei, wie geht das?

Genau, vier Tage die Woche bin ich in der Stiftung, bzw. für die Aurelia Stiftung unterwegs. Aktuell bin ich u.a. mitverantwortlich für die Brandenburger Volksinitiative Artenvielfalt – der SPD geprägten Agrarpolitik im Land muss man ja leider viel unter die Arme greifen. Ansonsten zählt beispielsweise auch die Betreuung der 12 Aurelia-Bienenvölker im Garten des Büros zu meinem Verantwortungsbereich. Einerseits gibt dies meinem Job den Charakter nicht nur ein Bürojob zu sein und ich kann hier imkerlich viel lernen und Erfahrungen in verschiedenen Bienenhaltungssystemen sammeln. An einem Tag in der Woche bin dann ich auf meinem elterlichen Betrieb in Ogrosen und kümmere mich um meine eigenen knapp 30 Völker.



Du bist also viel unterwegs?

Ja, aktuell viel mit direktdemokratischen Initiativen für agrar- und umweltpolitische, grundlegende Veränderungen. Neben einer europäischen Bürgerinitiative „Save bees & farmers“, die in Kürze unter anderen von uns ins Leben gerufen wird, einer erfolgreichen Bundestagspetition zur dringenden Reform der Pestizidsicherheitsprüfung, bin ich derzeit aktiv für die Brandenburger Volksinitiative „Artenvielfalt retten – Zukunft sichern“. Bis zu den Landtagswahlen fahren wir mit dem Omnibus für direkte Demokratie quer durchs Land und sammeln Unterschriften für unsere Volksinitiative. Vom 12. bis zum 14.August macht dieser übrigens auch Halt in Eberswalde auf dem Marktplatz.


Die HNEE ist nun ja auch jüngst Unterstützer der Initiative, worum geht es euch?

Die Wirksamkeit der Volksgesetzgebung zeigt sich derzeit eindrucksvoll in Bayern. Die Tatsache dass sich dort Markus Söder und die CSU so weit bewegen, wie sie es getan haben macht uns Mut einen echten Schritt zur Artenvielfalt zu schaffen, egal wer in Brandenburg im Herbst die Regierung bildet. Herz unserer Initiative ist ein Pestizidverbot in Schutzgebieten. Darüber hinaus fordern wir Rückenwind für den Ausbau des Ökolandbaus, Gewässerrandstreifen und vor allem, dass die Bäuerinnen und Bauern diese Transformation wirtschaftlich bewerkstelligen können. Insofern sind die ordnungsrechtlichen Forderungen der geringere inhaltliche Teil der Volksinitiative und der größere ist eine Gestaltung des Agrarförderungsgesetzes, womit die Weichen durch die Agrarförderung endlich auf Artenvielfalt statt Einfalt gestellt werden.

Wir sammeln nun bis zur Landtagswahl mit allen Kräften Unterschriften, um dann im Regierungsbildungsprozess im September allen Beteiligten klar und deutlich zu zeigen, dass es keinen Koalitionsvertrag ohne gesetzliche Rahmenbedingungen für Artenvielfalt geben darf.


Was nimmst du aus Eberswalde mit?

Dankbar und gern nehme ich noch das Semesterticket für einen kurzen Zeitraum über das aktive Studium hinaus mit ;-). Langfristig nehme ich Freundschaften und in allerlei Hinsicht wertvolle Kontakte mit.


Kontakt

Aurelia Stiftung

Johann Lütke Schwienhorst

Bismarckallee 9

14193 Berlin


Johanns Honig bekommt ihr im Hofladen auf Gut Ogrosen, im Hofladen der Gärterei Sonnentau in Kolkwitz, auf dem Gut Ogrosen – Käse – Marktstand in Cottbus, im Schokoladen in Potsdam Babelsberg und im „Lokal“ in Potsdam West.

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