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Workshoppen gegen Hass im Netz!

Aktualisiert: 28. Okt. 2021



Wir ackerdemiker*innen schreiben uns gerne mal auf die Fahnen mit peppigen Hashtags und einer Prise Witz und Ironie auch ernste Themen mundgerecht zu servieren. Wir scheuen uns jedoch auch nicht davor ernste Themen, wenn angebracht als das anzusprechen was sie sind. Ernste Themen eben. Vor allem, wenn es um die Verbereitung von Hass und Propaganda geht. Also ging es für mich auf den von der Amadeu Antonio Stiftung angebotenen Workshop zum Thema Hass im Netz . Und wann war das nochmal? Am 29. Januar. Das Thema ist brandaktuell. Also musste auch schnell ein Artikel her! Der Name Amadeu Antonio ist zweifelsohne den meisten von uns nicht unbekannt. Amadeu Antonio, Namensgeber der Stiftung wurde 1990 in Eberswalde zu einem der ersten Todesopfer rechtsextremer Gewalt in Deutschland seit der Wiedervereinigung. Die Stiftung hat es sich seit ihrer Gründung 1998 zur Aufgabe gemacht, gleichermaßen gegen Antisemitismus und Rassismus zu arbeiten und dabei eine demokratische Zivilgesellschaft zu stärken, die sich konsequent gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus wendet.


Aber jetzt mal von vorne! Hass im Netz. Was bedeutet das genau? Ganz klar, jede*r hat sie schonmal gelesen. Die Kommentare der soganannten Internet-Trolle, die sich vor allem durch eine Eigenschaft auszeichnen: Emotionale Provokation anderer Nutzer*innen, mit dem Ziel das Gegenüber zur Diskussion zu bewegen. Der Vorteil: Mensch erkennt den Internet Troll sofort. Kann sich entscheiden ihn zu ignorieren. Nicht immer ist er gefährlich. Manchmal vor allem unterhaltsam. Eben das was die Katzenvideos für Youtube sind, das sind die Internet-Trolle für die Kommentarbereiche der sozialen Medien.


Was den Hass im Netz angeht: Hass kann zu allen zur Diskusson stehenden Themen verbreitet werden und wird dann von Nutzern*innen munter in Kommentare verpackt in das World Wide Web verschickt. Doch wie klassifiziert man eigentlich Hass? Bei sogenannten Hass-Kommentaren oder Hate-Speech (Hassrede) handelt es sich zweifelsohne und laut Definition: Um den sprachlichen Ausdruck von Hass gegen Personen oder Gruppen, insbesondere durch die Verwendung von Ausdrücken, die der Herabsetzung und Verunglimpfung von Bevölkerungsgruppen dienen (Jörg Meibauer, 2013). Dabei wurde im Workshop auch der kleine aber feine Unterschied deutlich: Hate-Speech ist nicht gleichzusetzen mit Cybermobbing. Bei diesem handelt es sich nämlich um die bloße Beleidigung von Personen oder Kritik an Institutionen. Hate-Speech jedoch richtet sich gegen Personen aufgrund einer bestimmten Gruppenzugehörigkeit. Das Thema um das es im Workshop ging war jeodoch die rechte Hetze im Netz; subtil an der niedlich braunen Kackwurst auf dem Flyer erkennbar; und die damit in Verbindung stehende Verbreitung von Fake-News (die gezielte Verbreitung falscher oder irreführender Informationen) und Hass in sozialen Netzwerken.

Denn neben den sogenannten Internet-Trollen gibt es auch jene Nutzer*innen die rechtes Gedankengut häppchenweise und in vermeintlich sachlich kühler und stets beherrschter Manier verpacken. Das trojanische Pferd der rechten Propaganda sozusagen. Unangreifbar machen lautet dabei ihre Devise.


Sie scheinen unermüdlich die Diskussion zu suchen, zeichnen sich durch ein ungeheures Durchhaltevermögen aus und haben immer das letze Wort. Ohne jeden Zweifel: Es sind in solchen Diskussionen immer Emotionen im Spiel. Und davon nicht zu wenig. Wer von uns ist nicht schon an solchen Diskussionen verzweifelt? Prokrastinierend vor dem Laptop sitzend, durch Facebook scrollend und die Hutschnur oder für unsere HNEEler*innen passender, die Naht der selbstgehäckelten Wollmütze kurz vorm Platzen? Doch beleidigend werden ist im Netz nie der richtige Weg. Egal weche Meinung man vertritt oder mit wem mensch es zu tun hat. Wie also damit umgehen? Was kann ich tun, vor allem wenn sich die Diskussion sozusagen vor meiner virtuellen Haustür abspielt? Wie geht man mit rechtsextremer oder rechtspopulistischer Stimmungsmache im Netz um? Genau diese und andere Themen wurden im Workshop diskutiert.

Insgesamt waren 12 Teilnehmer*innen zum Workshop: ,,Der digitale Mob - Shitstorm und rechte Kampagnenführung in sozialen Medien‘‘ gekommen. Zum Einstieg sollte jede*r erzählen wie er oder sie auf Hass-Äußerungen im Netz reagiert. Das Ergebnis: Der Großteil der Anwesenden reagiert überhaupt nicht auf derlei Kommentare und das ist auch der Grund für die Teilnahme am Workshop, nämlich Strategien kennezulernen mit solchen Kommentaren umzugehen. Davon hatte Mick Prinz von der Amadeu-Antonio-Stiftung viele im Gepäck. Mick ist dort u.a für das Projekt „Civic.net – Aktiv gegen Hass im Netz“ verantwortlich, das Organisationen, Verbände und Engagierte der Berliner Zivilgesellschaft dazu ermutigen soll, in sozialen Netzwerken sichtbar zu werden und sich dort aktiv an der Debatte zum Thema zu beteiligen.


Im Workshop lernten wir die vielen verschiedene Formen und Strategien Hass im Netz zu verbreiten kennen und ebenso viele verschiedene Möglichkeiten darauf zu reagieren. Dabei hängt, wie wir gelernt haben die Reaktion immer von der Art des Kommentars ab. Ob es sich um Hate-Speech handelt oder nicht. Wann handelt es sich bei einem Beitrag um nicht strafrechtlich relevante Hassrede oder eben strafrechtlich relevante Hassrede? Mit Hilfe von Beispielen aus dem Netz, eingebaut in ein QR-Code Quiz sollten wir nun angeben wie wir auf bestimmte Äußerungen im Netz reagieren würden. Zur Auswahl standen die Möglichkeiten: Ignorieren, Diskutieren, beim Netzwerkbetreiber melden, bei der Polizei anzeigen. Danach wurde jedes Beispiel in der Gruppe diskutiert. Gelernt haben wir dabei auch, dass es nicht immer ein richtig oder falsch gibt. Oftmals gibt es mehrere sinnvolle Reaktionen auf Hate-Speech.


Auch im Umfeld der HNEE herrscht reger Diskussionsbedarf. Das Thema kommt auch an der HNNE regelmäßig an verschiedenen Orten zu verschiedenen Zeiten in verschiedenen Gruppen zur Sprache. Die Idee zum Workshop hatte HNE Student Manuel E. Er fragte bei der Stiftung einen Workshop an, nachdem er auf die Diksussionen aufmerksam wurde: ,,Im Okober 2018 entstand die Idee einen Workshop zu organisieren, der eingehender die Problematik von rechtspopulistischen und rechtsextremen Strategien im Internet behandelt. Eine der Stammtischkämpfer*innen verwies dann auf die Amadeu Antonio Stiftung (AAS), als möglichen Partner für einen solchen Workshop. Ich habe der AAS dann gemailt und kurz beschrieben, warum das Thema an der Hochschule besprochen werden sollte. Ich hoffe der Workshop hat einerseits geholfen solche Strategien offen zu legen und andererseits effektive Gegenstrategien aufgezeigt um eine demokratische Debattenkultur zu etablieren.’’


In heutigen Zeiten der sogenannten Flüchtlingskrise- und Politik, die nachweislich zu einem Anstieg von Hetze, Hass und Beleidigungen im Netz geführt hat und die vor allem in den sozialen Netzwerken ausgetragen werden waren demnach auch soziale Netzwerke wie Facebook ein Thema im Workshop. Mick hatte viele hilfreiche Tipps und Strategien zum Umgang mit solchen Entwicklungen im Gepäck. In Bezug auf Stimmungsmache im Netz ist es zunächst einmal wichtig das System Facebook zu verstehen. Facebook selbst hat 2017 Stellung zum Umgang mit Hass auf ihrer Plattform genommen. Seit dem 1. Januar 2018 ist ein Gesetz zur Verbesserung der Rechtsdurchsetzung in sozialen Netzwerken in Kraft, welches u.a regelt das offensichtlich rechtswidrige Inhalte innerhalb von 24 Stunden gelöscht werden müssen. Die einen sagen, es sei ein notwendiger Schritt um vor allem die Netzwerkbetreiber stärker in die Pflicht zu nehmen. Doch es gibt auch viele Kritiker*innen. Denn viele sehen darin einen Einschnitt in die Meinungsfreiheit.

Wie überall sonst in sozialen Medien, findet man sie auch auf Facebook. Die verschiedenen Fraktionen der Facebook Nutzer*innen. Da ist zunächst die/der stille/r Mitleser*in Fraktion: Einloggen, scrollen, lesen, ausloggen. Bei Bedarf wiederholen, frei nach dem Motto: ,,Dont mind me, just here, eating popcorn and reading the comments!‘‘ Die Streitfraktion: Diejenigen die regelmäßig argumentativ für Gegenwind sorgen und leidenschaftlich diskutieren. Und zu guter letzt die: Hihi-ich like alles ohne zu Kommentieren-hihi Fraktion. Unwichtig? Denkste! Gerade jene die sich an solchen Diskussionen aus den verschiedensten Gründen nicht beteiligen, jedoch Kommentare mit fragwürdigem Gedankengut mit einem Like markieren und so unauffällig ihre Zustimmung geben sind nicht zu verachten. Denn auch an ihnen lässt sich ein Meinungsbild ablesen. Doch auch andersrum wird ein Schuh draus, wie im Workshop besprochen wurde. Rechten Reaktionen im Netz zu viel Beachtung schenken pusht diese. Gegenkommentare zu liken nicht.


Sicherlich verbirgt sich nicht hinter jedem Beitrag rechtes Gedankengut. Die Medaille hat wie immer zwei Seiten. Es gibt jene die in jeden Beitrag oder Kommentar rechtes Gedankengut hineininterpretieren wollen und jene die versuchen solches Gedankengut irgendwie zu rechtfertigen oder zu verharmlosen. Im Workshop wurde vermittelt Letzterem entgegenzuwirken und differenziert das eine vom anderen unterscheiden zu können. Zweifelsohne sollte Hass im Netz immer widersprochen werden. Bei organisiertem Hass jedoch ist es dringend notwendig sich dabei transparenter Moderationsregeln zu bedienen und rechtsextreme Störstrategien zu erkennen.

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