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Zu Tisch bei Nils Zahn

In der ackerdemiker.in Reihe "Zu Tisch bei ..." besuchen wir unsere Forschungsmitarbeitenden an ihrem Schreibtisch. An unserem Fachbereich arbeiten aktuell 33 Menschen in unterschiedlichen Forschungsprojekten. Diese Beitragsreihe soll helfen das Rätsel um (noch) unbekannte Gesichter am Fachbereich zu lüften! In diesem Interview erfahrt ihr mehr über Nils Zahn und über das Forschungsprojekt, in dem er arbeitet.

Nils Zahn mit den Rindern vom Gut Temmen (Foto: Nils Zahn)

Was und wo hast du studiert?

Ich habe 2003 angefangen einen Bachelor of Honours in „Environmental Sciences and Outdoor Education“ an der Universität zu Stirling, Schottland, zu absolvieren und bin dann im dritten Jahr zu einem reinen Studium in „Environmental Sciences“ gewechselt, weil mir dadurch eine Spezialisierung in ökologischen Forschungsgebieten (z.B. „Population and Community Ecology“) ermöglicht wurde, welche eine große Anziehung auf mich hatten. Ich wollte damals (und heute immernoch) alles über natürliche Ökosysteme lernen!


Nach einem Praxisaufenthalt bei Ridgedale Permaculture in Schweden 2018 wurde mir schnell klar, dass Landwirtschaft ein riesiges Potential bietet, der großen ökologischen Degradation entgegenzuwirken und so entschied ich mich für einen Master in „Agricultural Systems and Agroecology“ an der BOKU Universität in Wien. Durch eine in dieser Zeit begleitende Halbzeitstelle auf einem innovativen Mutterkuhhaltungsbetrieb im Marchfeld, Biohof Harbich, lernte ich einige spannende Konzepte der Beweidung und auch das Potential von Mob Grazing in Trockengebieten kennen.


In welchem Projekt arbeitest du an der HNEE und wie kamst du dazu?

Das Interesse an Mob Grazing führte mich zu meiner ersten Stelle an der Hochschule. Bei der wissenschaftlichen Begleitung eines Forschungsversuchs im Rahmen des EIP Projektes „Mob Grazing im Ackerfutterbau“ untersuchen wir im Ackerfutterbau die potentielle Wirkung einer Mob Grazing Beweidung auf Boden-, Vegetations- und Betriebsparameter und gehen den Fragen auf den Grund, wie trockenresistent dieses Beweidungssystem tatsächlich ist und welche Möglichkeiten es für eine praktische Umsetzung in Nordostdeutschland gibt.


Da sich die Beweidungsmethode Mob Grazing durch gefördertes Herdenverhalten stark an natürlichen Beweidungsmustern von z.B. Gnu in der Serengeti oder Büffel in Nordamerika orientiert, ist dies ein spannendes Forschungsgebiet, in dem sich Dynamiken natürlicher Savannenökosysteme mit denen von anthropogenen Agrarökosystemen treffen. Dadurch vereinen sich hier auch zwei Leidenschaften von mir. :)


In meiner zweiten Stelle vertrete ich Prof. Dr. Inga Schleip in der Lehre, da sie gerade einen Transferprofessur inne hat und darf dadurch eine Vielzahl von Kursen im Bereich nachhaltiger Grünlandsysteme an der HNEE lehren. Das alles ergänzt sich recht gut mit meiner ersten Stelle, sodass es da oft thematisch für mich einen nahtlosen Übergang gibt, was sehr angenehm ist.


Was liegt heute auf deinem Schreibtisch?

Die noch zu korrigierenden Klausuren der diesjährigen Bachelorprüfung im Kurs „Grundlagen der tierischen Erzeugung II“ sowie eine Bachelorarbeit. Und ein Klapp Gräserbestimmungsschlüssel.


Was waren deine schönsten, besondersten, lehrreichsten Erfahrungen im Projekt?

Zum einen der Mob Grazing Feldtag im Juni 2022, bei dem wir über 100 Teilnehmende zu Besuch auf den Forschungsflächen in Temmen hatten. Dies war für mich besonders wertvoll, weil mir gerade die praktische Umsetzung unserer wissenschaftlichen Erkenntnisse im Projekt am Herzen liegt.

Zum anderen habe ich in meiner Lehrstelle letztes Jahr die einwöchige Exkursion in die Rhön sehr genossen. Es war großartig, so viele Weidebetriebe direkt hintereinander zu sehen und ihre Unterschiede und Gemeinsamkeiten dadurch direkt vor Augen geführt zu bekommen. Beim Kartieren des Grünlandes mit den Studierenden konnten wir einen guten Eindruck über das Zusammenspiel zwischen Standortbedingungen und Weidesystemen bekommen und haben dadurch auch einen noch tieferen Einblick in das Biosphärenreservat Rhön erlangen können.

Mob Grazing Gut Temmen (Foto: Antonia Beck)

Gibt’s Transferaktivitäten - in und aus der Praxis?

Da wir uns in einem EIP (European Innovation Partnership) Forschungsprojekt befinden, ist die Zusammenarbeit mit landwirtschaftlichen Betrieben eine unserer wesentlichen Grundlagen. Momentan befinden sich drei Partnerbetriebe im Projekt und es kann sein, dass wir in diesem Jahr zwei weitere Betriebe im Projekt dazubekommen werden. Auf der Seite www.mob-grazing.de gibt es darüber noch mehr Infos. Wir hoffen, dass die Homepage eine Anlaufstelle für Praxis und Forschung gleichermaßen werden wird, um damit das Thema noch besser an die breite Öffentlichkeit bringen zu können. Aber auch sonst gibt es immer mal wieder Anfragen an unser Projekt für Vorträge. Letzte Woche zum Beispiel haben Ruven Hener von Gut Temmen und ich einen Vortrag über Mob Grazing auf dem Symposium „Aufbauende Landwirtschaft“ gehalten, welcher sich hauptsächlich an die Praxis richtet.

Dazu wird hier demnächst ein Video erscheinen.


Gibt es ab und an auch Kontakt zu unseren Studis? Betreust du Abschlussarbeiten oder bist in der Lehre dabei?

Ja klar!

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