Das Brandenburgische Viertel – Plattenbauten-Einöde und nix los? Von wegen! In der Galerie Fenster verbergen sich wahre Kunst-Schätze und ein buntes Veranstaltungsprogramm wartet auf Dich. Ein Besuch bei der Vernissage der aktuellen Ausstellungen und ein Gespräch mit dem Veranstalter Udo Muszynski lieferten Blicke hinter die Kulissen. Wie die Galerie zu ihrem Namen kam und was es dort zu sehen gibt, erfährst du in diesem Beitrag. In der Rubrik „Ein Ort zum ...“ stellen wir besondere Orte in und um Eberswalde vor, die ihr mal besucht haben solltet.
Foto: Tessina Ott
Aktuelle Ausstellungen
1. August, 19 Uhr, Prignitzer Straße/ Ecke Potsdamer Allee. Mit der Abendsonne verschwinden Menschen in den Plattenbau. Irgendetwas scheint dort los zu sein, in der Galerie Fenster. Aber klar, heute ist doch Vernissage – die Eröffnung der Ausstellungen „Im Osten“ und „Out of Brandenburg“! Mit Sekt-Orange und Schmalzstullen ausgestattet und Live-Saxophon-Musik im Ohr kann es losgehen: Udo Muszynski, der prominente Kulturveranstalter in Eberswalde begrüßt die Anwesenden. Er steckt übrigens auch hinter Guten Morgen Eberswalde, Jazz in E., PurPur, Singen verbindet und weiteren kleineren und größeren Kulturveranstaltungen in Eberswalde. Was viele wahrscheinlich nicht wissen: Unter den etwa 40 Besucher*innen sind einige Künstler*innen aus der Region. Sie scharen sich gebannt um ihn und die beiden ausstellenden Künstler*innen. Kathrin Wylezol und Ingar Krauss heißen die beiden. Im Erdgeschoss des umgebauten Plattenbaus sind die bunten Siebdrucke der Eberswalder Künstlerin zu sehen. Im Obergeschoss hängen Fotografien, die Ingar Krauss analog und mit altem Fotopapier handgefertigt hat. Beide Ausstellungen zeigen Motive, die „im Osten“ aufgenommen oder vom Osten inspiriert wurden. Osten, das ist von Eberswalde über den Oderbruch bis nach Russland. Ausgestellt sind die Werke noch bis zum 06.10.2024. Schau doch mal vorbei! Vielleicht fallen dir unter den Siebdrucken zwei bekannte Orte in Eberswalde auf? Danach folgen weitere Ausstellungen von regionalen und entfernten, verstorbenen und lebenden, kleineren und renommierten Künstler*innen.
Foto: Tessina Ott
Ein- und Aus-Blicke. Über die Galerie Fenster
Szenenwechsel. Wir befinden uns wieder in der Galerie Fenster, aber exakt eine Woche später, auf einen Plausch mit Udo Muszynski. Er hat dort zu tun, denn parallel zur Ausstellung findet heute in den Räumlichkeiten der monatliche Lesekreis statt. „Shared reading“ heißt das Format, bei dem abwechselnd eine Person einen Textausschnitt vorliest und die Teilnehmenden ihre Assoziationen teilen. Auch Filmabende gibt es in der Galerie, zum Beispiel – passend zur Galerie – über Neubausiedlungen und periphere Orte oder angelehnt an jeweilige laufende Ausstellungen. An vier Januarwochenenden treffen sich Besucher*innen an „Galerie Sonntagen mit Klavier“ auf die 4 K: Kaffee, Kuchen, Klavier und Kunst. Die Galerie Fenster ist zudem Startpunkt von Kunstspaziergängen durch das Brandenburgische Viertel. Hier haben Teilnehmer*innen die seltene Gelegenheit, öffentliche und halb-öffentliche „Kunst am Bau“ zu bestaunen. Das können Plastiken aus der Entstehungszeit des Viertels sein, aber auch aktuell künstlerisch gestaltete Hauseingänge. Tradition sind schließlich sogenannte „Galeriegespräche“. Gegen Ende der laufenden Ausstellungen, also dann, wenn die meisten Teilnehmenden die Ausstellung bereits besucht haben, können sie ihre Fragen an die ausstellenden Künstler*innen loswerden. Die Galeriegespräche mit Kathrin Wylezol und Ingar Krauss sind am 19.09. und 26.09.2024.
Foto: Tessina Ott - Udo Muszynski in der Galerie Fenster.
Sag mal, Udo, wie kommt es eigentlich zum Standort Brandenburgisches Viertel?
Es gibt eine Kooperation mit der Wohnungsgenossenschaft Eberswalde 1893, erzählt er. Eine leerstehende Platte in der Brandenburger Allee wurde von seinem Team mit Ausstellungen bespielt, bis das Gebäude abgerissen werden konnte. Das Format hieß damals übrigens „Hinter dem Fenster“, auch ehemalige Bewohner*innen des Hauses waren eingeladen. Nach fünf Ausstellungen dann das Angebot, Ausstellungen im BV zu verstetigen, und zwar in der Galerie Fenster. Die Wohnungsgenossenschaft stemmt den Bärenanteil der Ausstellungskosten, dadurch ist der Eintritt frei und die Ausstellung für alle zugänglich. Soziale Schranken zu reduzieren, ist dem Veranstalter sehr wichtig. Mit der Galerie hat er nach über 20 Jahren aufwändiger Kulturveranstaltungen im öffentlichen Stadtraum endlich einen festen Ort gefunden: „Es ist schön, einen Raum zu haben, den man aufschließen kann und der stimmt.“ Der periphere Standort führt außerdem dazu, dass Menschen sich bewusst für einen Besuch entscheiden und sich dann wirklich die Zeit nehmen, sich auf die Kunst einzulassen. Das bedeutet, die Galerie Fenster kam nicht wegen der vielen Fenster zu ihrem Namen? Nein, Fenster sind Schwellen und stehen für Durchlässigkeit. Durch Fenster kann man in die Welt rausgucken oder Welt hereinlassen. Das passt gut zum Galerieprogramm.
Foto: Tessina Ott
Hilfreiche Infos für deinen Besuch
Öffnungszeiten: Donnerstags 17-20 Uhr, außerdem zu Veranstaltungen und nach Vereinbarung.
Der Eintritt ist kostenlos.
Adresse: Prignitzer Straße 50, Eberswalde.
Anreise: Von der Innenstadt sind es ca. 25 Minuten mit dem Fahrrad. Ab der Bushaltestelle Brandenburgisches Viertel, Potsdamer Allee sind es ca. 5 Minuten zu Fuß, ab der Bushaltestelle Brandenburgisches Viertel, Uckermarkstr. Bzw. Brandenburgisches Viertel, Barnimer Heide ca. 10 Minuten.
Im BV gibt es nicht nur die Galerie Fenster, sondern auch die Helle Stunde mit Kultur (die BV-Variante des Guten Morgen Eberswalde, mittwochs um 11 Uhr) und den BV-Garten.
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