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Modul: Diagnostische Ökosystemanalyse

Große Worte – lasst mich Euch mit auf eine Reise nehmen und erklären, was dahintersteckt.

Eberswalder Wald (Foto: Aimée Abitz)

Es ist ein sonniger Tag Anfang Mai, die Apfelbäume blühen und die Rotbuche entfaltet Ihre Blätter. Nach Wochen im Eberswalder Regen gibt es doch nichts Schöneres, als endlich Zeit draußen zu verbringen. Gleichzeitig wächst bei vielen sicher das Interesse, die Natur besser kennenzulernen. Im Großen und Ganzen geht es darum im Modul „Diagnostische Ökosystemanalyse“. Angeboten wird es in den Bachelor-Studiengängen „Forstwirtschaft“ (Fowi) und „International Ecosystem Management“ (IFEM) im zweiten und vierten Semester und für alle anderen Studierenden, die Lust haben.

Nun geht’s erstmal los: In einer kleinen Gruppe von 20 Studierenden schwingen wir uns zusammen mit Prof. Dr. Pierre Ibisch aufs Fahrrad und radeln los. Unser Ziel ist es in fünf Exkursionen verschiedene Orte, und vor allem Ökosysteme, in Nordostbrandenburg kennen und verstehen zu lernen.

Fahrradexkursion (Foto: Aimée Abitz)

Angefangen im vertrauten Wald von Eberswalde, untersuchen wir exemplarisch den Prozess der Sukzession. Sukzession ist die natürliche Wiederbesiedlung eines zerstörten Ökosystems durch Lebewesen. Von Biotop zu Biotop arbeiten wir uns vor, um vor allem „unser diagnostisches Auge“ zu schulen. Das heißt konkret: Erfassung. Es sei der erste wichtige Schritt: Was nehmen wir wahr und was liegt offenkundig vor uns? „Reinbestand Roteiche“; „kein Unterwuchs“; „Wenig Totholz“ rufen einige aus der Gruppe. Herr Ibisch nickt zustimmend und fordert uns auf, einen Schritt weiterzudenken. Im zweiten Schritt überlegen wir uns daher gemeinsam, welche Prozesse hier gewirkt haben, welche Geschichte diesen Ort prägt und wie er sich zukünftig entwickeln wird. Wir werfen einen Blick auf Luftbildaufnahmen der vergangenen Jahre und Jahrzehnte und merken, dass dieser Forst definitiv auf menschliches Handeln angewiesen ist. Und das ist nicht selten der Fall. Bei vielen Gebieten, die wir uns anschauen, handelt es sich um Biotope, die in enger Verbindung mit menschlichem Eingriff stehen. Ob es sich um einen Kiefernforst handelt, eine Aufforstungsfläche oder um den Versuch, Waldumbau zu betreiben. Immer lässt üsich menschliches Handeln klar erkennen. Im letzten Schritt gehen wir die verschiedenen Optionen des Managements durch, mit starkem Bezug auf Nachhaltigkeit und Klimaanpassung. Ein gutes Beispiel für eine nachhaltige Forstwirtschaft ist das Konzept des Dauerwaldes. Er ermöglicht die Aufrechterhaltung eines dauerhaft gesicherten Ökosystems und gleichzeitig forstwirtschaftliche Nutzung.

Und so radeln wir durch den Eberswalder Wald und nehmen ihn diesmal auf eine andere Weise wahr, als beim Spaziergang mit Freunden.

Beispiel Biotop – Untersuchungsfläche Kiefernforst (Foto: Aimée Abitz)

Und glaubt mir, je mehr ich über ihn erfahre, desto interessanter finde ich ihn. Totholz wird zu Lebensraum und klimarelevantem Wasserspeicher, Pfützen auf dem Boden werden zu kritischen Erosionsflächen und Misteln in Baumkronen sind nicht zum Küssen da, sondern zeigen ein erhöhtes Störungsaufkommen des Ökosystems. Wieso, weshalb, warum, das erfahrt ihr im Modul. ;)

Jede Exkursion hat ihren eigenen Schwerpunkt. So handelt die zweite von „urbanen Ökosystemen, Renaturierung und Flora-Fauna-Habitaten“, die dritte von „Wald und Wasser, Nationalpark und Pufferzone“ und Nummer vier und fünf von „Biosphäre, Wald und Welterbe“ und „Forstbrand und Renaturierung“. Wie Ihr merkt, wird eine breite Palette an forstwirtschaftlich relevanten Themen abgedeckt.

Die Exkursionen sind über das Semester hinweg verteilt. Die Wochen dazwischen lassen viel Zeit zum Reflektieren, Recherchieren und zum Austausch. In kleineren Gruppen fokussieren wir uns auf ein Thema. Arbeitsteilung ist hier die halbe Miete. Das Endergebnis sind nicht nur eine Erweiterung des persönlichen Wissens, Beinmuskeln und neue Bekanntschaften, sondern auch ein Bericht zur Untersuchung der Landschaft, die direkt vor unserer Haustür liegt. Das Modul gibt uns nicht nur ein ganzheitliches Verständnis unserer Landschaft – vielmehr soll es uns helfen, unsere Ökosysteme hinsichtlich ihrer Nutzung zu beurteilen und verschiedene Möglichkeiten des nachhaltigen Managements kennenzulernen. Gut ausgerüstet mit dem nötigen Know-how, sind wir ein bisschen besser vorbereitet für unseren kommenden Beruf und betrachten unseren Wald zukünftig aus einer anderen Perspektive.

Sonne pur – schöne Aussichten entlang des Weges (Foto: Aimée Abitz)

Für mich, als Studentin des Studienganges Landschaftsnutzung und Naturschutz, ist das Modul die perfekte Möglichkeit meinen Blick mal über den Tellerrand schweifen zu lassen und einen vertieften Einblick in Forstwirtschaft und unsere Waldökosysteme zu bekommen. In unserem Studiengang wird dieses eigentlich so spannende Thema nur grundlegend behandelt. Es ist eben nicht für alles Zeit. Glücklicherweise ist es an unsere Hochschule möglich, Module aus anderen Studiengängen zu wählen. Grundsätzlich ist jeder Kurs als Hörer*in besuchbar. Steht das Modul mit deinem Studiengang in Verbindung oder überschneiden sich Themenfelder, gibt es die Chance den gewünschten Kurs als Wahlmodul oder sogar Wahlpflichtmodul anzutreten. Wahlpflicht bedeutet in diesem Fall mit Prüfungsleistung. Wennschon, dennschon denke ich. 6ECT’s kann ich gut gebrauchen und ich freue mich, tiefer in das Wissen eines anderen Studienganges einzutauchen. Ich persönlich kann es jedem Menschen empfehlen.


Falls Euer Interesse geweckt ist, hier findet ihr unter anderem weitere Informationen und hier die Fahrradselbsthilfewerksatt...


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