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Schäferei Arensnest – Lernexpedition auf einen bunten Gemeinschafts-Hof

Theresa Wirth

Aktualisiert: 11. Nov. 2024

Manchmal träumen wir

Wir träumen von einem idyllischen Leben auf dem Land. Davon, Land zu bewirtschaften, in einer selbstverwalteten Gemeinschaft mit vertrauten Menschen, die zusammenhalten und sich gegenseitig unterstützen. Wir träumen von einem Leben, welches uns mit praktischem Sinn erfüllt, indem wir mit unseren Händen in der Erde arbeiten, ohne dass es uns überfordert.

Foto: Theresa Wirth

 

Lernexpedition

Uns ist bewusst, das sind sehr hohe Ansprüche. Und doch gibt es in unserem Umfeld bereits viele Projekte, die genau das versuchen. Eines dieser Projekte ist die Schäferei Arensnest. Aus Neugier, wie diese Gemeinschaft sich organisiert, was ihre Hürden und Erfolge sind und wie es dieses Projekt schafft, dem Traum etwas näher zukommen, haben wir den Hof besucht. Im Rahmen des bereichernden Moduls „Teampreneurship“ bei Dr. Marianne Nobelmann, haben wir eine Lernexpedition gemacht, uns den Hof angeschaut und eine Bewohnerin interviewt. In unserem Interview stellten wir Fragen angelehnt an die Modulinhalte, zur Struktur des Hofes, dem Verständnis von Führung, der Entscheidungs- und Reflexionskultur und den Visionen der Gemeinschaft. Wir möchten euch einen kleinen Einblick geben, wie das Leben dort aussieht. Und wer weiß - vielleicht bekommt ihr ja auch Lust mitzumachen?

 

Unsere Lernreise 

Anfang Mai haben wir uns auf den Weg gemacht, um die Schäferei Arensnest zu besuchen. Mit dem Zug ging es von Eberswalde, Richtung Süden, über Berlin nach Bad Belzig. Die letzten 20 Minuten, teils über Schotterpiste, durch den schönen frühsommerlichen Naturpark "Hoher Fläming". Als wir ankamen, graste eine Hand voll Schafen vor dem Tor des idyllisch gelegenen Hofs. Julia Legge empfing uns freundlich und wir durften das Interview in ihrem hellen gemütlichen Bauwagen führen. Julia lebt seit zwei Jahren auf dem Hof und ist Vorstandsmitglied der Genossenschaft. Sie arbeitet selbstständig als Trainerin für Konfliktberatung und Prozessbegleitung.

Foto: Theresa Wirth

 

Der Hof

Das Zentrum des Geländes ist ein großer 4-Seitenhof mit großzügigen Scheunen, Stallungen und einem wunderschönen Innenhof. Es gibt mehrere Wohnhäuser und auch ein Gemeinschaftshaus, in dem zusammen gekocht wird und Gäste beherbergt werden können. Weitere Wohnmöglichkeiten sind Bauwagen, mit direktem Blick auf die Weiden. Es gibt eine Scheune für Feierlichkeiten, eine Sauna, einen großen Kinderbereich und vieles mehr. Zum Gelände gehören 14 ha arrondiertes Dauergrünland, ein kleinparzelliges Weidesystem, das es ermöglicht, kurz und intensiv zu beweiden (mob grazing). Es wurden über 500 Gehölze (u.a. Esskastanien und alte Apfelsorten) in Agroforststrukturen gepflanzt. Die Gemeinschaft versorgt sich teilweise selbst, es gibt einen großen Gemüsegarten, Beerensträucher und eine Streuobstwiese. Die umliegenden Weiden bieten viel Platz für Tiere, heute grasen hier drei Pferde, eine Handvoll Schafe, Hühner, Bienen und eine alte Schweinedame. 

Foto: Theresa Wirth


Gemeinschaft und Genossenschaft

Der Gemeinschaftshof Schäferei Arensnest befindet sich, wie der Name schon sagt, auf dem Gelände einer alten Schäferei. Seit 600 Jahren grasen hier Tiere auf den mageren Sandböden und die Arensnester*innen wollen diese Tradition weiterführen. Sie möchten regenerative Wege finden, die Böden um den Hof herum zu kultivieren. 2019 wurde die Genossenschaft gegründet, um den Hof und das umliegende Land in genossenschaftliche Obhut zu bringen. Das Gelände ist selbstverwaltet mit dem Ziel, sicheren und sozialen Wohnraum für die Bewohner*innen zu ermöglichen. Derzeit leben zehn Erwachsene und sechs Kinder in der Gemeinschaft.

 

In wöchentlichen Gemeinschaftstreffen werden aktuelle und langfristige Themen besprochen. Die Genossenschaft organisiert sich in soziokratischen Kreisen, mit unterschiedlichen Zuständigkeitsbereichen, jedoch werden alle wichtigen Entscheidungen zunächst in der Gemeinschaft besprochen. Nicht alle Menschen, die dort leben, sind Mitglied der Genossenschaft. Die Satzung der Genossenschaft ist breit gefächert, Visionen sind zum Beispiel sozial und ökologisch verantwortbare Arbeitsbedingungen, die Förderung von Ökolandbau, des Bodenaufbaus und der Biodiversität. Die breite Ausrichtung ermöglicht der Genossenschaft einen großen Spielraum für Möglichkeiten. Momentan befindet sich die Gruppe in einer Phase der Neuorientierung, denn die Gruppe hat sich verkleinert und es soll gemeinsam neu ausgelotet werden, welche Ziele und Vorhaben noch realistisch sind. Es wird Wert auf eine gute Kommunikations- und Konfliktkultur gelegt: laut Julia bedarf es sowohl Selbstverantwortung als auch emotionaler Kapazitäten, um sich in die Gemeinschaft und das Miteinander einzubringen. Wie jede Gemeinschaft brauchen Gruppenprozesse viel Arbeit, aber man bekommt auch viel dafür zurück.

Foto: Theresa Wirth


Mitmachen

Der Hof bietet viel Platz und wünscht sich noch mehr Bewohner*innen.

Ab sofort werden insbesondere Menschen gesucht, die das Wissen und die Energie mitbringen, sich in der Landwirtschaft einzubringen. Wenn du Lust hast mehr zu erfahren, klicke einfach hier.

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