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Sommerackerdemiker*innen in Liepe

Aktualisiert: 3. Mai 2018



Dass „Praxisnähe“ im ÖLV-Studium kein hohler Begriff ist, merkt man spätestens im zweiten Semester, wenn man im Modul „Studienpartner  Ökobetrieb“ zum*zur Problemlöser*in auf echten Landwirtschaftsbetrieben wird. In kleinen Gruppen geht es einmal pro Woche raus auf’s Land (und manchmal auch in die Großstadt). Am Ende des Semesters lädt der Studiengang zur Sommerakademie im Landhaus Liepe ein, wo die Ergebnisse der Projekte vorgestellt werden: Impulse, Optimierungsvorschläge, fertige Konzepte.

Die Neuköllner Bäckerei endorphina bekam ein komplettes Marketing-Makeover, inklusive Ideen für Slogans wie „Kann man Glück essen?“ Neue Website, neue Facebook-Freunde, Instagram-Account, Flyer und Sticker um ganz Berlin zum Konsum von besseren Backwaren zu animieren. Das können wir nur mit einem Hashtag unterstützen: #GameOfScones

Bio hat viele Anhänger. Einer von ihnen steht auf dem Demeterhof Weggun und hat gerade eine Rundum-Renovierung von Studierenden erhalten. Landwirtschaft bedeutet eben nicht nur blühende Ackerrandstreifen und lachende Schweine – sondern auch Rostschutzmittel, Schleifpapier und Kipphydraulik.


Um die Relevanz (und Schönheit) von Viehhaltung im geschlossenen Betriebskreislauf hervorzuheben, tauschte eine andere Gruppe Spaten gegen Beats und Spachtel gegen Bässe und drehten ein Musikvideo über die Rinderherde von Hof Staudenmüller. Falls es also mit dem Studienabschluss nichts wird, ist der Grundstein für die Hip-Hop-Karriere schon mal gelegt. Man muss sich heutzutage ja breit aufstellen. Auch da fällt uns thematisch passend wieder nur ein Hashtag ein: #ackernfürdengutenSwag


Den offiziellen Teil des ersten Tages beendete Christian Heymann, Sprecher und Mitglied des Ernährungsrates. Der Ernährungsrat beschäftigt sich mit der Lebensmittelversorgung Berlins und sieht sich selbst als Sprachrohr zwischen Zivilgesellschaft und Politik. Wegen der Lebensmittelversorgung Liepes musste sich an diesem Abend glücklicherweise keiner an die Politik wenden: nach alter Sommerakademie-Tradition wurde gegrillt und selbstangesetzter Rumtopf ausgeschenkt. Eher untraditionell wurde später am Lagerfeuer nicht die Gitarre, sondern die Ukulele ausgepackt.



Als am nächsten Morgen schnell noch die letzten leeren Bierflaschen weggeräumt wurden (es soll ja kein falscher Eindruck entstehen – hier übernachteten schließlich Akademiker*innen), trudelten auch schon die letzten Praxispartner*innen ein, und vereinzelte Langschläfer*innen schälten sich aus den Schlafsäcken. Nach geklärten Fragen (Mulchen oder Untersaat?) und der Meisterung humanitärer Aufgaben (die Anbauoptimierung von Wilder Karde, die gegen Borreliose-Leiden helfen soll) fing es pünktlich zum Ende der Veranstaltung an wie aus Eimern zu gießen. Aber während in Berlin die Leute angstvoll am Fenster standen, schwang sich der Großteil des Studiengangs wieder auf den Drahtesel Richtung Heimat. Nur die Harten kommen in den Bio-Garten.


Nachtrag: Dr. Ralf Bloch möchte in besonderem Maße darauf hinweisen, dass aus seiner Sicht das Foto der Nandus von Gut Wilmersdorf den ersten Platz des Fotowettbewerbs hätte belegen sollen. Naja, Gewinner des (Dozenten-)Herzens ist auch viel wert.

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