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Orte in Eberswalde – KATI Hausbrauerei

In unserer Reihe zu besonderen Orten in Eberswalde stellen wir diesmal die KATI Hausbrauerei im Rofin-Park vor und zeigen, wer hinter “Ka” und “TI” steckt, wie ihre Biere entstehen und warum ihr Gasthaus längst zu einem lebendigen Treffpunkt geworden ist. 


Ka und Ti – das sind Karin Naß und Tim Goeschel vereint in ihrer Berufung – dem Bier brauen. Seit Frühling 2023 stellen sie auf dem Gelände des Rofin-Parks handwerkliche Biere her: Pils, Bernstein Lager und je nach Saison und Laune andere Sorten wie Summer Ale oder Helles. Ihrer gemeinsamen Selbstständigkeit haben sie sich seit ihrem Kennenlernen in der Berufsschule Schritt für Schritt planvoll angenähert, erst die Lehre in mehreren, handwerklichen Brauereien von Berlin, dann die Braumeisterschule und zum Experimentieren die Leitung einer Brauerei in Kenia mit Zutaten wie Mango, Zitronengras und Kaffee abseits vom Reinheitsgebot. Das passt zu Tims Credo „Eine Selbstständigkeit ist kein Sprint, sondern ein Marathon – da braucht man schon einen langen Atem“. Es scheint mir aber, als wären sie nach zwei Jahren Brauhausbetrieb schon mindestens über die 20 km-Marke.


Fünf Wochen bis zum ersten Schluck

Karin Naß und Tim Goeschel  © Tim Goeschel
Karin Naß und Tim Goeschel © Tim Goeschel

Das Bier gärt nach eigenen Rezepten, wird von mehreren Gastro-Partnern aus der Umgebung abgeholt und der eigene Ausschank mit diversen Veranstaltungen ist im vollem Gange. Sogar für private Feiern können kleine 10-Liter-Fässchen oder 2-Liter-Syphons gemietet werden. Alles gut durchdacht – aber das liegt wohl in der Natur von Braumeister*innen, denn vom ersten Arbeitsschritt bis zum fertigen Bier braucht es fünf Wochen. 500 Liter groß ist eine Charge, die nach dem Brauprozess weder filtriert noch pasteurisiert wird. Daher muss das fertige Fass bei 3°C kühl gelagert werden und bestenfalls innerhalb von 9 Monaten getrunken sein, was aber noch nie Probleme bereitet hat 😉. Karin und Tim wollen Bier nicht neu erfinden, sondern ihr Handwerk gewissenhaft und ordentlich ausüben. Trotzdem ist der dritte Hahn für wechselnde Biersorten reserviert, wo sie sich kreativ austoben können. Fix ist, dass es zwei Mal im Jahr gibt – Winterbock und Maibock und zwischendurch werden bei KATI auch verschiedene internationale Bierstile wie India Pale Ale ausprobiert.


Eberswalde ohne Brauerei? Nicht mit KATI

Dass Eberswalde mit seinen über 40.000 Bewohner*innen noch keine eigene Brauerei hatte, empfanden Karin und Tim als skandalös und Grund genug, den Mangel zu beheben. Auch wenn der Standort im Rofin-Park den Nachteil mit sich bringt, dass eher wenig Laufkundschaft spontan mit Durst vorbeikommt, so müssen sich die beiden wenig Gedanken um Beschwerden wegen Lärmbelästigung bei Veranstaltungen und vollem Kneipen-Betrieb machen. Stress gibt es zum Glück sehr selten – mit Ausnahme von dem ein oder anderen Macker, der zu tief ins Glas geschaut hat. KATI ist ein guter Umgangston wichtig, es gibt hier keinen Platz für Rassismus, Sexismus oder Homophobie und das Team zeigt klare Kante gegenüber all denen, die das nicht verstehen wollen.

Mitgründer Tim freut sich hingegen besonders über die Freiheiten, die die Selbstständigkeit mit sich bringt. Für ihn war es wichtig, dass er seine Arbeit so planen und gestalten kann, wie es ihm gefällt und dabei neue Erfahrungen macht. Natürlich war auch viel Trial and Error dabei, auf alles kann man eben nicht vorbereitet sein.


Handwerk statt Massenware

Da die handwerkliche Brauerei mit „den Großen“, also industriellen Brauereien, weder preislich mithalten kann noch will, war von Anfang an klar, dass zum eigenen Bier auch ein Ausschank gehören muss, denn dann bleibt die Wertschöpfung im Betrieb. Regionale Rohstoffe für das Bier zu beziehen, ist aber gar nicht so leicht. Für eine Charge Bier braucht es vor allem viel Wasser, aber auch um die 100 kg Malz und zwischen 1 und 2,5 kg Hopfen. Die nächstgelegene Mälzerei, die KATI beliefert, liegt in der Rhön, der Hopfen kommt aus der Hallertau in Bayern und die Hefe aus Rheinland-Pfalz. So stammen die Rohprodukte alle aus Deutschland.


Ein echtes Highlight ist der wunderschöne Biergarten im Sommer – perfekt, um ein bisschen rauszukommen, aber nur einen Katzensprung von der Stadt entfernt. Bis dahin ist es ja leider noch eine Weile kalt. In der Zwischenzeit findet im Januar 2026 noch das 3. Mini Craft Beer Festival Eberswalde statt, das von lokalen Brauereien auf die Beine gestellt wird. Mit dabei waren in der Vergangenheit natürlich KATI, aber auch die Braut aus Stegelitz, die Bernauer Braugenossen aus Börnicke und die Sozietätsbrauerei und Brennerei Altlandsberg. Und wenn euch „nur Bier trinken“ nicht reicht, dann bietet KATI als kleinen Blick über den Kesselrand mittlerweile auch Braukurse an, denn Bier brauen ist laut Tim keine Raketenwissenschaft. 


© Tim Goeschel


Grünungsmarathon zut KATI-Langstrecke

Für die Zukunft wünscht er sich, dass das KATI nicht mehr auf die 60-Stunden-Wochen von Karin und ihm angewiesen ist und dass möglicherweise statt mehrerer Aushilfsjobs noch ein Ausbildungsplatz oder eine weitere feste Arbeitsstelle geschaffen werden kann. „Ein richtiger, solider Job, von dem man auch leben kann“, wie Tim sagt. Im Grunde sind die beiden aber schon sehr glücklich darüber, dass das Gasthaus von Jung bis Alt von sehr unterschiedlichen Zielgruppen angenommen wird, denn sie sehen es als einen Ort der Begegnung. Dafür sorgen auch die diversen Veranstaltungen von privaten Trauerfeiern übers Kneipenquiz bis hin zu öffentlichen Karaoke-Abenden; Dart, Tischtennis und Kicker, sowie die wechselnden Ausstellungen von regionalen Künstler*innen an den Wänden. Hoffen wir, dass der Gründungs-Marathon für Karin und Tim bald endet und sie sich mit ihrem langen Atem Stück für Stück auf die nächste KATI-Langstrecke wagen können!


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