Die kleinste Hochschule, die ich kenne, macht die längste Einführung für ihre Ersties: Eine Woche lang, von Montag bis Freitag wurde uns einfach alles erklärt, was man möglicherweise über die HNEE wissen will – von ihrer Geschichte über den Umgang mit EMMA+ bis zur Brandschutzordnung. Wir feierten auf der Erstie-Party, bei einem Kneipenabend und in der Öffentlichkeit des Marktplatzes. Bei einer Rallye lernten wir die Stadt, Ersties aus anderen Fachbereichen und studentische Initiativen kennen und bei einer Führung das schönste Fleckchen Erde in Eberswalde – den Forstbotanischen Garten.
Der erste Eindruck von der Hochschule: Man gibt sich sehr viel Mühe, damit die Studierenden sich an der HNEE und in Eberswalde wohlfühlen. Auf ganz besondere Weise auch seitens unserer Kommilitonen und Kommilitoninnen in höheren Semestern: Nach drei Wochen erhielten wir LaNu-Ersties die Einladung in verschiedene studentische Wohngemeinschaften, um bei einem gemeinsamen Abendessen Fragen zu unserem Studium loswerden zu können. Die Fachschaft einer anderen Hochschule hätte vermutlich einen unpersönlicheren, unverbindlicheren Weg gewählt und sich in einer Kneipe getroffen. Mir gefällt die gastfreundliche Variante sehr viel besser und ich bin gespannt, welche Geschichten der Abend bereithält.
Der Höhepunkt der Einführungswoche war die Exkursion in den Spreewald. Auf dem Programm stand ein Treffen mit zwei Angestellten des Biosphärenreservats Spreewald, eine Kahnfahrt und eine sich daran anschließende Wanderung – fachliche Ausführungen und Artenbestimmungsübungen inklusive. Wer nach dieser Fahrt die blauflüglige Ödlandschrecke nicht kennt, hat irgendwas falsch gemacht. Der Wettergott war unserer Gruppe einigermaßen wohlgesonnen, nur die Deutsche Bahn ... die nicht: Bauarbeiten zwischen Eberswalde und Bernau. Die fröhliche Schar begeisterter LaNus und der schwarze Pudel Jago ließen sich davon aber nicht abschrecken, auch die längste Bahnfahrt geht einmal zu Ende und gegen 10 Uhr saßen wir im Rathaus in Lübben und lauschten den Ausführungen über Entstehung des Biosphärenreservats, Nutzung und aktuelle Problemlagen. Spannend!
Auf der anschließenden Kahnfahrt wurde feierlich ein Spreewaldgurkenglas geöffnet, der im Kahn gebunkerte Alkohol blieb jedoch unberührt. Ersties des 21. Jahrhunderts ... Dank unseres ausgesprochen auskunftsfreudigen „Skippers“ kam zwar keine besinnliche Herbststimmung im menschenleeren, leicht nebelverhangenen Spreewald auf, dafür wussten wir nach der Fahrt die Hain- von der Rotbuche, die Stiel- von der Traubeneiche und das heimische vom indischen Springkraut zu unterscheiden. Wie gut es war, mit jemandem unterwegs zu sein, der sich im Spreewald auskennt, zeigte sich spätestens, als wir ganz nah an dem bevorzugten Aufenthaltsort einer Nutria-Familie (mit Jungtieren!) vorbeiglitten. Die kleinen Pelztiere mit Knopfaugen verfehlten ihre Wirkung nicht und vielstimmige „Oooh“ und „Ach“-Rufe schallten über das Wasser.
Als wir mit den Kähnen anlandeten, fing es prompt an zu nieseln. Pudel Jago erhielt ein Regengewand, das an eine Motorradkluft erinnerte, wir Ersties behalfen uns mit Regenjacken. Die Übungseinheit zu den Bäumen hatten wir gemeistert, jetzt waren die Gräser dran: Auf dem Rückweg nach Lübben lernten wir in rasendem Tempo Seggen, Binsen, Simsen und ihre Standortansprüche kennen und der eine oder andere fragte sich bang, ob das wohl prüfungsrelevant sein könnte. Der uns begleitende Ranger indessen nutzte den Spaziergang, um für sein Abendessen Vorsorge zu treffen: Er verschwand im Wald um kurz darauf mit prächtigen Steinpilzen wieder aufzutauchen. Sein Schutzgebiet genau zu kennen lohnt sich also in mehr als einer Hinsicht ...
Auf einer Sanddüne machten wir eine kurze Pause, um Heuschrecken zu fangen und zu bestimmen. Wie man die Tiere anfassen muss, ohne dass hinterher ein Beinchen fehlt, hatten wir zuvor gezeigt bekommen. Die Witterung war nicht ideal, aber immerhin eine blauflüglige Ödlandschrecke bekamen wir zu Gesicht. Dann machten wir uns auf den Rückweg und erreichten gegen 16 Uhr den Bahnhof Lübben und nach drei weiteren Stunden waren die Eberswalder LaNus dann auch am Ziel – müde, aber voller neuer Eindrücke.
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