Josefine Brodhagen vom Career Service gibt uns Tipps für das Leben danach.
Hallo Frau Brodhagen! Welche Möglichkeiten gibt es denn nach dem Studium? Und wo können sich Studis informieren?
Die Studierenden haben nach dem Studium genau dieselben Möglichkeiten wie vor dem Studium. Manche Studierenden beginnen nach dem Studium noch eine Ausbildung, weil sie vertiefter handwerkliche Tätigkeiten erlernen wollen und ihnen das Studium zu theoretisch war. Andere entscheiden sich für einen Zweit-Bachelor/-Master oder eben klassischerweise für einen aufbauendes Masterstudium nach dem Bachelorabschluss oder die Promotion nach dem Masterabschluss. Die meisten Studierenden steigen aber in den Beruf ein, dies kann im Teilzeit- oder Vollzeitmodell geschehen. Für Absolvent*innen, die sich noch nicht für einen Beruf entscheiden können, kommen Praktika in Frage. Eine Mischung aus Praktikum und Berufseinstieg stellt das einjährige Trainee-Programm dar, bei dem jeder Bereich eines Unternehmens kennengelernt werden kann, Module absolviert werden und eine gute Übernahmechance besteht. Besonders interessant für unsere Absolvent*innen ist das Traineeprogramm Ökologische Land- und Lebenswirtschaft.
Zu Stellenangeboten können sich Studierende über Plattformen wie Greenjobs, Arbeitsagentur, Biojob-Börse oder unser Jobportal informieren, aber auch über Sozialnetworking-Plattformen wie Xing und LinkedIn, bei denen Stellenangebote veröffentlicht werden. Dort können sich Interessierte direkt mit dem eigenen Profil bewerben. Fachmessen wie die Biofach sind ebenfalls eine gute Gelegenheit, sich über Berufsmöglichkeiten zu informieren. Übrigens können auch Newsletter mit aktuellen Stellenangeboten (z.B. bei Verbänden) abonniert werden.
Was macht eine authentische, herausstechende und nicht langweilige Bewerbung aus?
Ich empfehle, Zeit in einen ansprechenden, farblich und grafisch gut aufbereiteten Lebenslauf zu investieren. Das zeigt dann zudem, dass die Person gut mit Tools, wie beispielsweise mit Canva, umgehen kann. Zu authentisch zählt dabei auch, dass der Lebenslauf lückenlos ist. Leerlaufzeiten sind dabei natürlich in Ordnung, vor allem nach dem Schul- oder Studium-Abschluss, das sollte sich aber im Rahmen halten und beim persönlichen Gespräch plausibel erklärt werden können. Die Formulierungen sollten stets proaktiv sein, z. B. „arbeitssuchend“ anstatt „arbeitslos“. In dem Anschreiben vermeiden Bewerber*innen besser Standard-Sätze wie „Hiermit bewerbe ich mich auf die Stelle XY“, sondern stellen direkt einen persönlichen Bezug zu der Stelle her. Aufgeführte Kompetenzen belegen sie dann mit Erfahrungen. Dabei sollten nicht alle Punkte aus dem Lebenslauf aufgeführt werden, sondern nur die Wichtigsten und auch Geforderten. Außerdem haben wir noch mehr Informationen zu Bewerbungsunterlagen auf unserer Webseite.
Wie bereite ich mich auf ein Vorstellungsgespräch vor?
Eine Auseinandersetzung mit dem Unternehmen und der Stellenausschreibung ist hilfreich. Daher empfehle ich, die Ausschreibung im Vorfeld abzuspeichern, damit immer Zugriff darauf besteht. Die Person kann sich im Vorfeld Gedanken dazu machen, mit welchen Kompetenzen sie die Anforderungen der Stelle erfüllt. Die Vorstellung der eigenen Person mit den wichtigsten Abschnitten des Lebenslaufs und der Verbindung der jeweiligen Stationen kann schon vorher überlegt werden. Und natürlich müssen die Rahmenbedingungen auch gut geplant werden, damit das Gespräch pünktlich anfangen kann. Also lieber eine Bahn früher nehmen oder die Technik vorher checken. Für weitere Informationen können Interessierte einfach einen Blick auf unsere Tipps für das Vorstellungsgespräch auf unserer Webseite werfen.
Woran kann ich mich bei der Gehaltsvorstellung orientieren?
Auf unserer Webseite gibt es einen Leitfaden, wie die Gehaltsvorstellung ermittelt werden kann. Zunächst könnten Gehälter auf Webseiten wie Gehalt.de und öffentlichen-dienst.de verglichen werden. Zusätzlich sollte sich die Person selbst über ein mögliches Minimum im Klaren sein. Zum Beispiel sollte die Kaltmiete ein Drittel des Nettoeinkommens nicht übersteigt. Durch Weiterbildungen kann dann natürlich auch eine höhere Gehaltsvorstellung gerechtfertigt werden.
„Ich kann mich nicht entscheiden, welche Stelle am besten zu mir passt.“ Was raten Sie?
Das Online-Tool Proofler, bei dem eine Art Matrix ausgefüllt wird, kann bei der Entscheidung behilflich sein. Dort können bestehenden Möglichkeiten eingepflegt werden und das Tool erfragt dann die Wichtigkeit der einzelnen Aspekte wie Gehalt, Stundenanzahl oder Ort. Nachdem noch das Bauchgefühl abgefragt wird, berechnet das Tool die beste Möglichkeit. Oder einfach eine Münze werfen! Dann wird schnell klar, ob das Ergebnis erfreulich ist oder nicht. Und die Berufswahl ist ja auch nicht endgültig, der Beruf kann jederzeit wieder gewechselt werden.
Hat sich das Bewerbungsverfahren und unsere Art zu arbeiten in den letzten Jahren verändert und wenn ja, wie?
Ja, Bewerbungsverfahren finden tatsächlich seit Corona auch online statt. Die Möglichkeit im Home-Office zu arbeiten, besteht seitdem auch öfter. Immer mehr Menschen möchten zudem vermehrt in Teilzeit, auf Grund von Ehrenamt-Tätigkeiten, familiären Verpflichtungen, einer Promotion oder Selbstständigkeit, welche neben dem Hauptberuf stattfinden, arbeiten.
Was ist zudem nach dem Abschluss des Studiums wichtig?
Einige Prozesse werden automatisch mit der Exmatrikulation in Gang gesetzt. Meist werden Absolvent*innen von der Krankenkasse kontaktiert, wenn sie nicht nahtlos in einen Beruf einsteigen, der den Krankenkassenbeitrag vom Bruttogehalt abzieht. Nach der Beendigung des Studiums kann eine Anmeldung der Arbeitslosigkeit sinnvoll sein und das Bürgergeld beantragt werden. Dort besteht dann aber auch die Pflicht, Termine wahrzunehmen. Wenn sich die Person nicht arbeitslos melden möchte, muss sie jedoch selbst die Kosten für die Krankenkasse und Pflegeversicherung tragen. Außerdem empfehle ich, das Rentenkonto in der Übergangszeit zu klären, da meistens zwischen Hochschulabschluss und Berufseinstieg etwas Spielraum liegt. Das bedeutet, jegliche Lebensabschnitte wie das Studium oder Minijobs mit Zeugnissen oder Bescheinigungen bei der Rentenversicherung einzureichen, damit später keine beitragsfreien Lücken entstehen. Auf unserer Webseite können sich die Studierenden noch weiter darüber informieren, was nach dem Abschluss wichtig ist.
Was bietet das Career Service für die Studis an der HNEE an?
Wir bieten ein Veranstaltungsprogramm mit ganztägigen Präsenzworkshops und kürzeren Online-Veranstaltungen an sowie individuelle Beratungsgespräche persönlich, online, im Moodle-Raum, telefonisch oder per E-Mail. Zudem können sich die Studierenden auf unserer Webseite Career Service über jegliche Bereiche informieren.
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