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Wasser ist ein dynamisches Spiel – die Entdeckung des Oderbruchs auf andere Weise


photo credits go to Alex Pop Schirmer // Oderbruchmuseum Altranft

Dieses Semester begann für eine Gruppe von zehn LANUs des fünften Semesters und einen ÖLVen des dritten Semesters mit einem sehr heiteren Thema: Spielen. Genauer gesagt der Entwicklung von Spielen. Fünf Tage tüftelten wir daran neue Brett-, Bewegungs-, Strategie- und Geschicklichkeitsspiele zu erfinden. Es wurde intensiv gemalt, gedruckt, geschnitten, gebastelt, geschnitzt, gestaltet. Acrylfarben, Buntpapier, Cutter Messer, Stempel, Druckpresse waren unsere täglichen Werkzeuge. Doch wie passt das alles mit einem naturwissenschaftlichen Studiengang zusammen? Gehört das nicht eher in die Richtung Grafik, Design, Handwerk? Genau darin bestand die Herausforderung der diesjährigen „Sommerschule Landschaftskommunikation“, einem Wahlpflichtmodul unter der Leitung von Prof. Dr. Uta Steinhardt. Unter dem Motto „Landschaft spielen“ standen wir vor der Aufgabe, ein Verständnis von Landschaft auf eine spielerische Weise zu vermitteln. Ort des Geschehens war das facettenreiche Oderbruch.


Tag 1 // Herrschaftlicher Empfang

Der erste Tag begann im Oderbuch-Museum Altranft, wo wir von unseren Koorperationspartner*innen von der Akademie für Landschaftskommunikation empfangen wurden. Ohne recht zu wissen, was uns an diesem Tag noch erwarten wird, führte man uns schnellen Schrittes durch das alte Gemäuer eines herrschaftlichen Gutshauses bis in einen Raum mit stuckverzierten Decken. Dort wurden wir über die Geschichte des Museums aufgeklärt und mit der Philosophie der aktuellen Arbeit dort vertraut gemacht. Wir hatten kurz Zeit uns die Ausstellungsräume anzusehen. Dann erfuhren wir, dass das Museum den Fokus jedes Jahr auf ein anderes Thema zum Oderbruch legt. In der Vergangenheit waren die Jahresthemen Kulturerbe, Wasser und Landwirtschaft. Diesjähriges Thema ist Baukultur. Unsere Aufgabe für die folgenden vier Tage sollte also sein, uns in kleinen Gruppen den jeweiligen Themen Kulturerbe, Wasser und Landwirtschaft sowie Baukultur zu widmen und in spielerische Form umzusetzen. Nach einer kurzen Kuchenpause ging es auch direkt mit der Projektarbeit los. Nochmal hatten wir Zeit die Ausstellungsräume zu erkunden. Doch jetzt plötzlich mit einer ganz anderen Motivation. Fokussiert auf unsere Projektthemen durchforsteten wir jede Ecke nach Informationen, Bildern, Kunstwerken, Inspirationen. „Wie kann man Wasser spielen?“ „Es muss auf jeden Fall dynamisch sein!“ „Wie Feuer, Wasser, Sturm - nur mit Hochwasser, Starkregen, Dammbruch.“ „Oder ein Brettspiel mit dem Poldersystem als Grundlage.“ „Baukultur? Man könnte ein Fachwerkhaus bauen lassen!“ „Oder ausbauen lassen- und dann kommt einem immer wieder die Denkmalschutzbehörde in die Quere.“ In unseren Teams saßen wir auf der Terrasse vor dem Schloss zusammen und aus jeder Gruppe sprudelte es nur so vor Ideen. Ohne dass wir es merkten, brach langsam schon die Dämmerung herein und es wurde Zeit unsere Unterkunft aufzusuchen.


Tag 2 // Rasende Reporter*innen im Oderbruch

Der Dienstag begann mit warmen Brötchen, gekochten Eiern, Orangensaft und Tee in der Landpension Oderbruch, welche von der kalifornischen Künstlerin Judy betrieben wird.

Viel Zeit hatten wir nicht dieses leckere Frühstück zu genießen, denn der Tag hatte ein straffes Programm. Wie Reporter*innen fuhren wir mit unseren jeweiligen Projektleitenden durch das Oderbruch und befragten verschiedene Bewohnende und Gestaltende des Oderbruchs zu unseren Themen. Die Projektgruppe Baukultur besuchte unter anderem einen Architekten, welcher sich einen DDR-Typenschulbau in Plattenbauweise ausgebaut hat und als Wohnhaus und Ausstellungsraum nutzt und eine Künstlerin, welche bereits ein Brettspiel zu Generationenwandel und Baukultur erfunden hat, bei dem jedoch noch die Regeln fehlen. Spontan ließ sich noch ein Besuch in einem neuausgebauten „Zankhaus“ arrangieren, ein Mehrfamilien-Fachwerkhaus, in dem in der Vergangenheit aufgrund der gemeinsam genutzten Küche nicht selten gezankt wurde. Ein Besuch auf dem Grundstück der Hofgesellschaft erlaubte noch mehr Einblicke in vergangene Baukulturen. Mit einem Kopf voller Informationen und Spielideen kamen wir abends wieder zusammen und tauschten uns beim Abendbrot aus. Dann wurde noch eine Nachtschicht eingelegt um konkrete Arbeitsschritte zu planen, denn viel Zeit blieb nicht mehr bis Freitag, wo unsere Spiele unter die kritische Lupe der Jury, einer Schüler*innengruppe aus Bad Freienwalde, Wriezen und Neuenhagen genommen werden sollte.


Tag 3 und 4 // Rauchende Köpfe in der Spielfabrik

Eine Spielidee ist nicht gleich ein Spiel, denn das Spiel muss auch funktionieren. Und ob es funktioniert stellt sich erst heraus, wenn es getestet wird. Und so wurden auch mal kurze Spielpausen eingelegt, bevor weiterentwickelt, an Ideen gefeilt und Ideen verworfen wurden. Die Zeit verging wie im Flug. In den zwei Tagen entstanden unter anderem ein Bauerncasino, bei dem man mit drei Würfeln seine Glückschancen als Bauer*in testen kann, das Teamspiel „Disteljagd“ („Der epische Kampf zwischen Bauern und Disteln“), ein Zankhaus-Puzzle, das Brettspiel „Voll ausgeschöpft“, bei dem man sich seinen Weg durch das Poldersystem des Oderbruchs bahnen muss und noch viele weitere. Sicherlich wären uns immer komplexere Spiele eingefallen, doch die Zeit verrann.


Tag 5 // Spielen, Spielen, Spielen

Der große Tag war gekommen. Am letzten Tag dieser Sommerschule wurde im Schlosscafé ein kleines Spielefestival organisiert. Alle waren herzlich zum Spielen eingeladen. Ein Großteil der Besucher*innen bestand aus der Spielejury von Schüler*innen aus dem Oderbruch, die ihre Aufgabe sehr ernst nahmen. An den verschiedenen Tischen bauten wir unsere Spiele auf. Und dann wurde gespielt, gespielt, gespielt. Trotz des Regens wurden auch draußen die Bewegungsspiele getestet. Es wurde viel gelacht und für uns war es eine große Erleichterung endlich unsere Projekte zu präsentieren. Die Schüler*innen kürten ihre Lieblingsspiele und nach einem letzten Gruppenfoto ging es dann auch schon wieder zurück nach Eberswalde, voller Hoffnung das unsere Spiele viele Besuchende des Museums erfreuen werden!


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