Mit selbstgebautem Hühnermobil, unkonventionellen Shörts und ner Ladung Protest-Schilder mit weitreichender Aussagekraft ging es am Samstag um 09.54 Uhr vom Eberswalder Bahnhof für viele Studierende Richtung Berlin und zur großen „Wir-haben-es-satt“-Demo. Fast ein bisschen so wie Klassenausflug. Nur ohne Museum. Und ohne Kegelbahn.
Beim Verlassen des RE3’s wären Zweier-Reihen angebracht gewesen: Der überfüllte Hauptbahnhof führte schnell zu personellen Verlusten. Ab Oberstufe gilt ja „eigenständiges Anreisen“ – die Lehrkräfte warten dann vor Ort. Wer unterwegs verloren geht, ist selber Schuld. Mit Hilfe unserer markanten Sprechblasen-Schilder gab’s zum Glück eine schnelle Wiedervereinigung.
Laut Veranstalter versammelten sich über 30.000 lautstark Demonstrierende unter dem Motto "Essen ist politisch!" vor dem Bahnhofsgebäude, parallel zur Agrarmesse „Grüne Woche“, um die rund 4,8 Kilometer bis zum Brandenburger Tor zurück zu legen und für eine Wende in der Agrar- und Ernährungspolitik einzustehen. Viele davon bewaffnet mit Kochtopf und anderem zu schlagenden Küchenutensil. Das Demo-Trend-Barometer lief bei selbstgehäkelten Hühnerkopfbedeckungen heiß. Highlight: Das Hup-Konzert der aus ganz Deutschland angereisten Landwirtinnen und Landwirte und ihrer fahrbaren Untersätze.
Wir finden, wer bei Start und Jubel der Trecker-Parade keine Gänsehaut kriegt, der hat irgendwas falsch gemacht.
Top-Themen dieses Jahr: Die Verlängerung der Zulassung von Glyphosat auf deutschen Äckern von Landwirtschaftsminister Schmidt, artgerechte Tierhaltung, faire Marktregeln und das Artensterben illustriert mit riesiger Biene über der Menschenmasse.
„Denken Sie bitte an wetterfeste Kleidung“. Wer den Elternbrief im Vorfeld nicht ordentlich gelesen hatte, freute sich zu erst über strahlenden Sonnenschein und später über nasse Jackenärmel und Graupel in der Kapuze. Petrus hat zur Unterhaltung der Menge noch mal alle Register gezogen. Wir übrigens auch: Makita-Baustellen-Radio und gute Laune trotzen jeder noch so ungemütlichen Wetterlage.
Für die langjährigen HNEE-Studierenden hatte die Demo - um im Jargon zu bleiben – fast schon Klassentreffen-Charakter. Viele Alumnis reisten aus ganz Deutschland an, um Präsenz für eine kleinbäuerliche, nachhaltige und zukunftsfähige Landwirtschaft zu zeigen und natürlich war die Freude über so viele bekannte Gesichter groß.
Während auf der Hinfahrt noch großes Gewusel und das große Hallo das Mehrzweckabteil dominierten, wurden die Klappsitze auf dem Rückweg kurzerhand zum Schlafabteil umfunktioniert. Aber wie wir in Eberswalde nur zu gut wissen: Nach der Demo ist vor der Party.
An alle die, die es aus fadenscheinigen Gründen nicht zur Demo geschafft haben: Wir nehmen Entschuldigungen noch bis Ende der Woche persönlich oder per Mail an, danach gibt’s nen Eintrag ins Klassenbuch!
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