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Drei Tage an der Ise

Aktualisiert: 8. Juni 2018


photo credits go Sarah Hartmann

Gleich morgens um 8.30 Uhr trafen wir uns bei Europcar, um die reservierten Busse abzuholen. Wir, das sind die 18 RUNer*innen aus dem Wahlpflichtmodul „Fließgewässer- und Feuchtgebietsmanagement des zweiten Semesters. Unser Ziel war die Ise-Niederung bei Hankensbüttel und das Otter-Zentrum im gleichnamigen Ort in Niedersachsen. In den Vorlesungen bei Frau Prof. Dr. Stöckmann haben wir uns Beispiele für eine naturnahe Entwicklung von Gewässern angesehen. Ein Beispiel dafür ist das Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben an dem Fluss Ise in Niedersachsen. An dem Wochenende vom 5. bis einschließlich 7. Mai konnten wir die Entwicklungsmaßnahmen hautnah selber erleben. Und nicht nur das: In Wathosen gesteckt und mit Gummistiefeln, Messgeräten und Bestimmungsbüchern bewaffnet, haben wir uns mit der gegebenen Gewässerökologie beschäftigt. Als erstes testeten wir unsere Abläufe an einem begradigten und noch sehr anthropogen veränderten Abschnitt der Ise. Weiter ging es nach ein paar Stunden Arbeit zum zweiten Abschnitt. Dokumentiert wurden folgende Parameter: Das Querprofil, die Vegetation in und um das Gewässer als Transsekterfassung, die Strukturgüte, physikalische Parameter, wie Sauerstoffgehalt, Trübung, pH-Wert oder Wassertemperatur und die Besiedelung durch Wirbellose. Außerdem hatten wir unser Otter-Team dabei, das an jedem Gewässerabschnitt auf die Suche nach Spuren der Tiere gegangen ist. Und wir haben uns immer auch mit der angrenzenden Flächennutzung beschäftigt. Nach getaner Kartierung fuhren wir mit einem Riesenhunger zur Jugendherberge in Hankensbüttel und genossen nach dem Essen den Abend beim Volleyball- und Tischtennis-Spielen.


Nach einem wunderbaren Frühstück ging es gleich los zum Otter-Zentrum, das an dem Tag 30jähriges Jubiläum feierte und deswegen nicht nur uns als interessierte Besucher*innen anlockte. Bei einem geführten Fütterungsrundgang lernten wir bis zum Mittag einige der Bewohner*innen des Zentrums kennen. Als große Stars standen die Otter natürlich im Mittelpunkt, aber mindestens ebenso faszinierend waren die gemütlichen Dachse, die quirligen Hermeline oder die stets nach Futter suchenden Steinmarder. Nach einer kleinen Mittagspause ging es dann auch gleich zu unserem dritten Gewässerabschnitt. Einem wunderschönen entwickelten Bereich der Ise, der nicht nur für unsere Untersuchungen, sondern auch zum Reinspringen und Abkühlen sehr geeignet war. Danach haben wir uns eine Versuchsfläche angesehen, an der ein Wundlegen der Grasnarbe, sprich, das Abtragen des Walls und der darauf wachsenden Vegetation, probeweise versucht wurde. Nach zwanzig Jahren der freien Entwicklung konnte sich wieder eine standorttypische Vegetation ansiedeln und bietet jetzt auch wieder der gemeinen Keiljungfer einen optimalen Lebensraum. Wir hatten viel Glück, denn an diesem Wochenende schien die Schlüpfhochsaison dieser wunderschönen Libelle zu sein. So konnten wir einem Exemplar beim Schlüpfen aus seiner Exuvie, also der Puppenhülle, zusehen. Diesen Abend machten wir eine aufregende und ein bisschen gruselige Nachtwanderung durch den Wald zum Kloster Isenhagen, was schon bei Nacht ganz hübsch aussah, am Tage aber bestimmt noch besser aussieht.


Am Montag mussten wir uns von der gemütlich kleinen Jugendherberge verabschieden und sind gleich zu einem Teil der Ise gefahren, an dem zwei Naturschutzbelange zu einer Konfliktsituation geführt haben. An der Stelle der Ise steht eine Mühle, die durch ihr Stauwerk ein Feuchtbiotop für viele Arten im Allgemeinen und dem Weißstorch im Besonderen bietet. Der gestaute Fluss ist allerdings kein schöner Lebensraum für wandernde Fischarten und Kleinstlebewesen. Nach einer Lösung wurde gesucht, die einerseits den Fischen wieder Durchgängigkeit und andererseits dem Storch seinen Futterplatz ermöglicht. Wie der Zufall es so wollte war die Mühle zu dem Zeitpunkt schon sehr marode und die Eigentümer nicht mehr an ihre Nutzung als richtige Mühle interessiert. So konnte eine 70 Meter lange Raue Rampe eingebaut werden und die Mühle wird heute zu Schauzwecken genutzt. Auch an unserem letzten Tag haben wir noch zwei weitere Gewässerabschnitte hinsichtlich ihrer Eigenschaften untersucht. Nach der letzten Untersuchung fuhren wir am Nachmittag müde, aber zufrieden, wieder zurück nach Hause.

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