Unter dem Motto „Jeder Hof zählt“ veranstaltete die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL e.V.) vom 3. bis 10. September eine bundesweite Aktionswoche. Kurz vor der Bundestagswahl fanden Hofführungen, Hoffeste, Vorträge, Talks und Demos statt, um auf strukturelle ökonomische und ökologische Probleme in der Landwirtschaft hinzuweisen und politisches Handeln einzufordern.
In diese Woche fiel auch das Sommertreffen des Emanzipatorischen LandwirtschaftsNetzwerk, kurz ELAN. ELAN ist ein Zusammenschluss von FLINTAS* (Frauen, Lesben, Inter, Nichtbinär, Trans) aus unterschiedlichen Bereichen der Landwirtschaft und dem ländlichen Raum.
Foto Credits: Sarah Volk
Ankommen
Rund 50 FLINTAS* aus nah und fern, davon fünf aus Eberswalde, kamen am ersten Septemberwochenende in Kaulitz, einem kleinen Dorf in der Altmark/Sachsen-Anhalt zusammen um sich für Gleichberechtigung einzusetzen, sich auszutauschen, zu vernetzen, zu supporten und zu empowern.
Am Freitagabend ging es nach einer freudigen Kennenlernrunde und Suppe vor der Scheune mit einem Vortrag zu den Kämpfen um die Bäuerinnen-Rente los. Es wurde berichtet, wie sich Bäuerinnen in den Jahren zwischen 1987 und 1994 ihr Recht auf eine vom Ehemann unabhängige Altersvorsorge erkämpften. Der anschließende offene Austausch bewegte sich zwischen weiteren FLINTA-Vorbildern in der Landwirtschaft und aktuellen emanzipatorischen Anliegen.
Volles Programm
Am nächsten Vormittag ging es weiter mit gleich zwei Exkursionen. Die Teilnehmenden hatten die Qual der Wahl, entweder Laura Kulow auf dem Biohof Ritzleben oder die Solawi Volzendorf zu besuchen. Laura Kulow berichtete beim Rundgang über den Ackerbaubetrieb von ihrer Verantwortung und dem Leben als Betriebsleiterin und Mutter von vier Kindern. Beide Rollen unter einen Hut zu bekommen sei oft nicht einfach. Bei der Solawi hingegen ging es darum, wie kommuniziert wird und Entscheidungen gemeinsam getroffen werden. Interessant war auch der Einsatz von Pferden im Gemüsebau.
Am Nachmittag folgte ein Input der Gruppe „Queere Provinz“ zu „Queersein im ländlichen Raum“. Über diese Thematik aufklären möchte die Gruppe zudem mit einer Wanderausstellung über Transleben in Deutschland. Im anschließenden Gespräch wurden persönliche Erfahrungen ausgetauscht und wer Lust hatte, konnte die Ausstellung in der Scheune besuchen.
In der noch wärmenden Sonne fanden danach mehrere „Open Spaces & Courses“ statt – z.B. zu Strategien gegen Sexismus und Rassismus am landwirtschaftlichen Arbeitsplatz, Planung eines FLINTA-Netzwerks zum Selbstbau von Maschinen, sowie ein Zine-Workshop, Siebdrucken und Banner malen. Abends saßen wir gemütlich am Feuer und DJanes* legten auf. Getanzt wurde auch ordentlich, was mensch dem Rasen am nächsten Tag deutlich ansah. Verschiedene Nachbar*innen aus dem Dorf sind auch zum Mitfeiern vorbei gekommen.
Anpacken (und zusammenpacken)
Am Sonntag wurde das ELAN Netzwerk noch einmal detaillierter vorgestellt. Aus der AbL heraus entstand 2018 eine eigene Gruppe, die sich seither zwei Mal im Jahr zum persönlichen Austausch, zur Vernetzung und zum Skill-Sharing trifft. Mittlerweile hat das Netzwerk eine eigene Dynamik entwickelt und bringt FLINTAS* aus verschiedenen Landwirtschaftsstrukturen zusammen.
In mehreren Arbeitsgruppen wurde schließlich an der persönlichen Weiterentwicklung oder der des Netzwerks gefeilt und die Ergebnisse im Plenum geteilt. Dann fand auch schon die Abschlussrunde statt, da einige Teilnehmende abends aufbrechen mussten. Die Dagebliebenen bekamen noch eine Vorstellung des Orts, der das Treffen beherbergte – gespannt wurde gelauscht, was es mit der Solawi Ackerlaken und dem Kuhdamm Kaulitz auf sich hat.
Am Montag wurde noch bis zum frühen Nachmittag in diversen Workshops gedrechselt, geschmiedet, gesiebdruckt, Klamotten geflickt und Autos gecheckt. Dann lichtete sich das Gelände und bereits ein wenig wehmütig aber voller Vorfreude auf weitere Treffen ging die bereichernde gemeinsame Zeit zu Ende.
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