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Gehört der Rassismus zu Deutschland?

Aktualisiert: 28. Okt. 2021


© Dr. Mark Terkessidis
Wer zu faul zum Lesen ist, kann den Vortrag hier nachschauen

Am vergangenen Donnerstag (21.03.2019) luden die HNEE und verschiedenen Initiativen, darunter die Evangelische Jugendarbeit Barnim zu einer öffentlichen Diskussion mit dem Migrationsforscher und Autor Dr. Mark Terkessidis auf dem Stadtcampus ein. Wir Ackerdemiker*innen haben es uns nicht nehmen lassen bei so einem wichtigen Thema dabei zu sein und mitzudiskutieren. Die Diskussion fand übrigens nicht an irgendeinem Tag statt, sondern am Internationalen Tag gegen Rassismus.


Der internationale Tag gegen Rassismus oder auch "Internationaler Tag zur Beseitigung der Rassendiskriminierung" findet einmal jährlich statt, im Rahmen der internationalen Woche gegen Rassismus. In dieser versuchen verschiedene Einrichtungen und Organisationen durch zahlreiche Veranstaltungen die Bevölkerung für das Thema Rassismus zu sensibilisieren. Darunter auch die HNEE mit ihrer Veranstaltung: Gehört der Rassismus zu Deutschland? Die Verfolgung und Diskriminierung von Menschen unterschiedlicher Hautfarbe oder Herkunft ist ein wichtiges Thema auf das der Internationale Tag gegen Rassismus hinweisen soll.


Dörte Beyer, Antidiskriminierungs- und Gleichstellungsbeauftragte der HNEE dazu: Die HNEE gestaltet gemeinsam mit Eberswalder Initiativen einen Abend, der einen Austausch unter Bürger*innen zum Ziel hat. „Wir laden dazu ein, sich mit Blick auf aktuelle Debatten dem Thema zu nähern und sich konstruktiv dazu auszutauschen‘‘, so Dörte Beyer.

Der in Berlin und Köln lebende Diplompsychologe und Referent der Veranstaltung Mark Terkessidis ist Autor und Migrationsforscher. Als freier Autor hat er bereits verschiedene Beiträge zu den Themen Jugend- und Populärkultur, Migration und Rassismus in Medien wie der „Tageszeitung“, „Die Zeit“, „Süddeutsche Zeitung“, „Freitag“, „Tagesspiegel“ etc. sowie für das Radio veröffentlicht.

Aber zurück zur Diskussion vergangenen Donnerstag. In dieser wurde die Frage erörtert „Gehört der Rassismus zu Deutschland? Und wenn ja: was tun?‘‘


Der fruchtbaren und leidenschaftlichen Diskussion, zu der knapp 100 interessierte Besucher*innen erschienen waren, ging eine kurze Begrüßungsrede von Augusto Jone Munjunga, dem Mitorganisator und Vorsitzenden des Afrikanischen Kulturvereins Palanca e.V. voraus.

Darauf folgte ein Impulsvortrag des Migrationsforschers Dr. Mark Terkessidis. Impuls was?

Ganz simpel: Terkessidis legte in einem Kurzvortrag prägnant die wichtigsten Fakten zum Thema und die sich daraus ergebenden Thesen dar. Er beantwortete die Frage ob der Rassismus zu Deutschland gehöre mit einem „Ja“, in dem er einen kurzen Umriss zur imperialistischen Geschichte Deutschlands wiedergab. Er benannte dabei Beispiele wie u.a Sklaverei, Kolonialismus, den 1. Weltkrieges bis hin zur Shoa und darüber hinaus. Damit veranschaulichte er, dass das Thema Rassismus in Deutschland weit in die Geschichte zurückgeht und auch über den Holocaust / die Shoa hinausgeht.

Doch was bedeutet eigentlich Rassismus? Laut Terkessidis ist das nicht mehr oder weniger als eine Trennung zwischen Uns und Ihnen. Doch wie in der folgenden Diskussion klar wurde: Auch den Kontext einer Begegnung darf man in diesem Zusammenhang nicht außer Acht lassen, etwa wenn es um die Frage nach der Herkunft eines Menschen geht. Die heutige Migrationspolitik erörterte Terkessidis anhand des Prinzips über den Ausschluss durch Einbeziehung (hier genauer nachzulesen) auch, dass Rassismus heute stärker wahrgenommen wird und es eine größere Sensibilität dafür gibt als noch in den 1970er Jahren.


#Antidiskriminierung mehr als ein „nice to have“

Antidiskriminierungspolitik ist ein Teil der Gesellschaftspolitik, da Rassismus einen Teil des gesellschaftlichen Gefüges darstellt. Anti-Diskriminierung muss demnach einen essentiellen Bestandteil der Demokratie bilden und mehr sein als ein „Nice to have“.

Schnell entwickelte sich die Veranstaltung zu einer lebhaften Diskussion bei der Referent Dr. Mark Terkessidis im Voraus analytisch und verständlich zugleich Impulse aus seinen Studien zu Migration und Rassismus vorgab. Er zeigte Entwicklungen und Verknüpfungen, stellte Ideen vor und regte damit eine Debatte an. Vor allem das im Vortrag erörterte Prinzip des Ausschlusses durch Einbeziehen wurde in der Diskussion mit dem Publikum mehrmals wieder aufgegriffen. Unter anderem mit der Frage danach, inwieweit wir als Gesellschaft Gefahr laufen in Bezug auf den Arbeitsmarkt heute die Fehler der Vergangenheit (Stichwort Gastarbeiter) zu wiederholen. Und Geflüchtete lediglich als Mittel zum Zweck betrachten, nämlich um den Fachkräftemangel zu minimieren. Terkessidis der sich in der Vergangenheit im Rahmen verschiedener Studien intensiv mit dem Thema Migration und Rassismus auseinandergesetzt hat, konnte die Entwicklungen und Verknüpfungen in diesen Bereichen gut aufzeigen und die Diskussion entlang seiner eingangs gestellten Fragen führen.


Mark Terkessidis gewährte den Zuhören*innen mit seinem Vortrag einen sehr guten Einblick in ein sehr spezifisches und vor allem vielschichtiges Thema, dass nicht einfach mit zwei, drei Sätzen zu erklären ist. Der Diskussion wurde im Rahmen der Veranstaltung viel Raum gelassen. Selbst Gedachtes wurde oftmals von anderen im Publikum aus- bzw. angesprochen und so eigene unausgesprochene Fragen beantwortet. Die fruchtbare Diskussion war vor allem dem im Vortrag vermittelten grundlegenden Basiswissen zu danken. Alles in allem ein sehr lehrreicher Abend, der einen auch auf dem nach Hause weg noch über das Gesagte nachdenken ließ.

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