Im Reich der Nachtschwärmer
- Aimée Abitz
- 17. Juni
- 3 Min. Lesezeit
Fledermausexkursion zum Natura-2000-Tag im Nationalpark Unteres Odertal
Am Samstag, den 24. Mai 2025, wurde der europaweite Natura-2000-Tag im Nationalpark Unteres Odertal auf ganz besondere Weise geehrt. Mit einer nächtlichen Exkursion zur Erfassung von Fledermäusen lud das Natura-2000-Team Nordost Interessierte ein, die faszinierende Welt dieser nachtaktiven Säugetiere aus nächster Nähe kennenzulernen. Die Veranstaltung bot spannende Einblicke in die Lebensweise und den Schutz der heimischen Fledermausarten und machte zugleich auf die Bedeutung des europaweiten Schutzgebietsnetzwerks aufmerksam.

Natura 2000 – ein europaweites Schutzgebietsnetz
Natura-2000 ist ein länderübergreifendes Schutzgebietes Netzwerk Europas. Es dient dem Erhalt wertvoller Lebensräume sowie gefährdeter Tier- und Pflanzenarten über die einzelnen Ländergrenzen hinaus (LfU, o.D.). Bestehend aus Fauna-Flora-Habitat-Gebieten (FFH) und Vogelschutzgebieten steht in Brandenburg rund ein Drittel der Landesfläche unter Natura-2000-Schutz (MLUK, 2025). Davon profitieren eine Vielfalt an Arten, darunter seltene Amphibien wie die Rotbauchunke, aber auch zahlreiche Fledermausarten. Der langfristige Erfolg des Schutzgebietsnetzwerks hängt dabei entscheidend von der Zusammenarbeit mit lokalen Akteur*innen und der Bevölkerung ab. Das Natura-2000-Team Nordost setzt sich durch Pflegemaßnahmen, Monitoringaktionen und Umweltbildungsangebote aktiv für den Erhalt dieser Lebensräume ein, oft mit Unterstützung engagierter Ehrenamtlicher.
Natura-2000-Nacht: Fledermausmonitoring
Gegen 20 Uhr trafen die Teilnehmenden der Exkursion an der Wildnisschule Teerofenbrücke bei Schwedt/Oder ein, rund eine Autostunde nordöstlich von Eberswalde entfernt. Ausgestattet mit wetterfester Kleidung, Stirnlampen nd viel Vorfreude wurden wir von Jan Noack vom Natura-2000-Team Nordost empfangen. Nach einer Einführung seinerseits folgte ein Fachvortrag des Fledermausexperten Jörn Horn.
Er erläuterte die Lebensweise einheimischer Fledermäuse, ihre ökologische Bedeutung in unserem Ökosystem und die zunehmenden Gefährdungen durch Insektensterben, Pestizideinsatz und Gebäudesanierungen. In Brandenburg sind 18 Fledermausarten nachgewiesen. Alle 24 in Deutschland vorkommenden Arten sind durch Gesetze, wie das Bundesnaturschutzgesetz (BNaSchG) und internationalen Abkommen, wie durch die FFH-Richtlinie geschützt. Um den Zustand der Populationen zu erfassen und langfristig zu beurteilen, ist ein regelmäßiges Monitoring notwendig. Hierfür kamen im Nationalpark Unteres Odertal Fledermausexpert*innen aus ganz Deutschland zusammen und machten eine Woche lang ein Monitoring. Im Rahmen des Natura-2000 Tages durften wir sie einen Abend lang begleiten.
Netzfang der Fledermäuse (© Aimée Abitz, 2025)
Fürs Monitoring werden Fledermäuse mithilfe feinmaschiger Netze gefangen, bestimmt, vermessen und nach kurzer Untersuchung wieder freigelassen. An ausgewählten Standorten, auf Brücken, entlang von Flussläufen und in Waldrandbereichen hatten die Fledermausexpert*innen bereits vor Einbruch der Dunkelheit ihre Netze gespannt. Diese sehr feinen Netze werden gezielt an bekannten Flugrouten platziert. Da Fledermäuse auf vertrauten Strecken mit verminderter Echoortung fliegen, können sie die Netze nicht immer rechtzeitig wahrnehmen.
Mit Einbruch der Dämmerung war es dann soweit: erste Tiere verfingen sich in den aufgespannten Netzen, darunter die Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus), das Braune Langohr (Plecotus auritus) und die Wasserfledermaus (Myotis daubentonii). Vorsichtig wurden die gefangenen Tiere von den Fachleuten aus den Netzen befreit, bestimmt und die artspezifischen Merkmale für uns erklärt. Im Verlauf des Abends wurden die Fledermäuse untersucht und die wichtigsten Merkmale wie Art, Gewicht, Körperlänge und Geschlecht dokumentiert. Zur Wiedererkennung bei einem möglichen Wiederfang markierten die Fachleute die Tiere mit Nagellack am Krallenrand.
Vermessung der Fledermäuse und Dokumentation (© Aimée Abitz, 2025)
Während wir von Station zu Station wanderten, konnten wir verschiedenen Monitoringteams über die Schulter schauen, Fragen stellen und einzelne Tiere aus nächster Nähe betrachten. Viele der beteiligten Expert*innen engagieren sich seit Jahrzehnten im Fledermausschutz und berichteten schweren Herzens vom Rückgang der Populationen. Außerdem erfuhren wir, dass ausgewählte Individuen mit winzigen Telemetriesendern ausgestattet sind. Diese geben Einblick in die Lage der Wochenstuben, Reviergrößen und das Zugverhalten. Einige Individuen sind außerdem beringt. Der Ring ist mit einem Code ausgestattet und ermöglicht die weiten Wanderungen, von teils über 1.500 km, nachvollziehen zu können.
Informieren, Mitmachen, Engagieren
Die Stunden der Exkursion vergingen wie im Flug. Die Exkursion gab wertvolle Einblicke in die Welt der Nachtschwärmer und zeigte, wie Naturschutz, Wissenschaft und Umweltbildung sinnvoll ineinandergreifen können. Vielen Dank für diese schöne Möglichkeit.
Na, neugierig geworden? Hier findest du weitere Informationen und Mitmachangebote sind:www.natura2000-brandenburg.de. Eine empfehlenswerte Anlaufstelle für weiterführende Informationen rund um den Fledermausschutz ist zudem der NABU (www.nabu.de) sowie die Fachzeitschrift Nyctalus, die sich der wissenschaftlichen Fledermauskunde widmet.
Quellen:
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