Darüber sprechen wir mit der ÖLV- und ÖAM-Absolventin Britta Wiebrock, die an der HNEE die Koordinatorin für Anti-Rassismusarbeit, Mitarbeiterin der Familienfreundlichen Hochschule und stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte ist. In unserem Gespräch erzählt sie uns von ihrer Arbeit.
Brandneues Antirassismuskonzept der HNEE Im Leitbild und den Nachhaltigkeitsgrund-sätzen bekennt sich die HNEE zu den Werten des Grundgesetzes, zur Freiheit von Forschung und Lehre, der Vielfalt von Meinungen und Methoden, zu zwischen-menschlicher Toleranz, Solidarität und gesellschaftlicher Verantwortung. Unterstützt wird dies durch das 2017 vom Präsidium und Senat der HNEE beschlossene Diversity-Konzept. Zwei Umfragen aus 2019 zu „Diskriminierungserfahrungen der Internationalen Studierenden“, sowie zum „Bedarf der Beschäftigten an rassismus-kritischen Argumentationstrainings“ ver-anlassten die HNEE ein Antirassismuskonzept zu erarbeiten, welches am 26. Mai 2021 verabschiedet wurde.
Foto Credits: Britta Wiebrock, 2021
Liebe Britta, was und wo hast du studiert?
Ich habe 2009 angefangen an der HNEE Landschaftsnutzung und Naturschutz zu studieren und habe danach mit dem Master Öko-Agrarmanagement hier weiter gemacht.
In welchem Projekt arbeitest du an der HNEE und wie kamst du dazu?
Als ich während des Studiums meine erste Tochter bekommen habe, hatte ich das erste Mal Kontakt zur familienfreundlichen Hochschule und habe dann noch als Studentin angefangen dort zu arbeiten.
Im April habe ich als Elternzeitvertretung für Maria Seidel die Koordination für die Anti-Rassismusarbeit übernommen. Ich bin aber auch weiterhin im Team der Familienfreundliche Hochschule, die Ansprechpartnerin für alle Hochschulangehörigen mit familiären Aufgaben ist.
Aktuell versuche ich, die Anti-Rassismusarbeit an der HNEE bekannter zu machen und die Hochschule weiter mit Institutionen und Initiativen, die unsere Interessen teilen, zu vernetzen. Dafür arbeitet die HNEE u. a. bereits mit anderen Hochschulen zusammen und befindet sich im Austausch mit der Stadt Eberswalde.
Gerade stehe ich mit Sarah Schmidt, der Referentin für soziale Teilhabe und Integration der Stadt Eberswalde, in Kontakt. Zusammen versuchen wir eine Aktion zu etablieren, die unsere Werte, wie z. B. Vielfalt, Toleranz und Weltoffenheit, nach außen trägt. Unsere Idee ist, Regenschirme in Regenbogenfarben aus den Fenstern zu hängen, um zu zeigen, dass wir gemeinsam für Toleranz und Vielfalt einstehen. An welchen Tagen bzw. zu welchen Anlässen diese Aktion stattfinden kann und soll ist der nächste Planungsschritt. An dieser Aktion können sich alle beteiligen, beispielsweise auch der Einzelhandel oder die Arbeitsagentur, hier sind Sarah Schmidt und ich im Austausch mit dem Lokalen Bündnis für Familie Eberswalde.
An der Hochschule organisieren wir im Rahmen der Anti-Rassismusarbeit zudem auch Vorträge, beispielsweise gab es zusammen mit dem Farn e.V. Veranstaltungen zu Rechtsextremismus im Naturschutz oder über Anastasia, eine rechts-esoterische Siedler*innen Bewegung im ländlichen Raum (Anm.d.Red.: Solche Formate möchte ich gerne weiterhin umsetzen. Es gibt auch einige hochschulinterne Initiativen, die ich vernetzen möchte. Mal sehen, vielleicht im Rahmen eines großen Jahrestreffens. Weiterhin sind wir auch Teil des #UNTEILBAR Bündnisses der Stadt Eberswalde.
Was liegt heute auf deinem Schreibtisch?
Gerade heute habe ich die Fachbereiche angeschrieben, um die Anti-Rassismusarbeit vorzustellen. Hauptsächlich geht es gerade darum, unser Angebot bekannter zu machen und die Hochschulangehörigen für rassistische, ideologische Themen zu sensibilisieren. Vor allem der Auftritt nach außen ist gerade einer großer Punkt meiner Arbeit. Generell würde ich gerne verschiedene Themenbereiche bündeln, um das Angebot übersichtlicher zu gestalten und mehr Leute an der Hochschule zu erreichen. Dazu möchte ich u. a. gerne den Homepageauftritt der Anti-Rassismusarbeit umgestalten. Derzeit werden die geplanten Veranstaltungen über die Hochschulkommunikation angekündigt, wie zum Beispiel die interkulturellen Wochen im Land-kreis Barnim, zu der wir mit zwei Veranstaltungen beigetragen haben.
Dann liegt von der familienfreundlichen Hochschule noch so einiges auf dem Tisch, der Zuschuss zum Semesterticket für studierende Eltern und die Planung eines Willkommenstreffens für die Eltern an der HNEE.
Was waren schöne oder besondere oder lehrreiche Erfahrungen, die du innerhalb deiner Arbeit gesammelt hast?
Ich war gerade erst auf der Klausurtagung des FB II. Dort ging es für mich hauptsächlich darum, unsere Arbeit vorzustellen. Es fand allerdings auch ein reger Austausch zu Themen statt, die an der Hochschule schon vorgefallen sind und zu Themen, die noch auftauchen könnten. Es stellte sich heraus, dass die Dozierenden gegenüber unserer Arbeit sehr aufgeschlossen sind. Ich fand es toll, dass alle so offen waren. Das hat mich sehr motiviert noch mehr auf Zusammenarbeit zu setzen. Mein Plan ist, unsere Arbeit an der HNEE und darüber hinaus sichtbar zu machen, unter anderem um zu gewährleisten, dass Menschen unsere Unterstützungsangebote wahrnehmen. Außerdem können wir so mit unserer Arbeit Dozierende und Studierende dabei unterstützen, sensibel und achtsam mit Themen wie Rassismus oder ideologischen Einstellungen zu sein. Ich denke eine gute Möglichkeit die Anti-Rassismusarbeit vorzustellen, wäre die Einführungswoche an der Hochschule. Dort können wir in den einzelnen Fachbereichen die Anliegen von Anti-Rassimusarbeit bzw. Anti-Diskriminierungsarbeit, sowie deren Anlaufstellen und Ansprechpartner*innen vorstellen, so wie es ja für die Familienfreundliche Hochschule bereits geschieht.
Und hast du Kontakt zu Studis?
Klar, durch meine Arbeit habe ich Kontakt zu Studierenden, vor allem im Rahmen der Familienfreundlichen Hochschule, bei der ich ja schon länger dabei bin. Auch bei rassistischen oder anderen diskriminierenden Vorfällen können sich alle Hochschulangehörigen vertraulich an mich wenden, sowohl Studierende, als auch Mitarbeitende. In manchen Fällen trauen sich Betroffene nicht über diskriminierende Erlebnisse zu sprechen. Deshalb können Beobachtungen oder Erfahrungen auch anonym an uns geschickt werden. Dafür gibt es ein Formular auf unserer Homepage. Das solche Vorfälle registriert und dokumentiert werden ist Teil meiner Arbeit. Sie ist wichtig, weil wir sich häufende Vorfälle, die gemeldet wurden, nutzen können, um dagegen vorzugehen. Also wenn Personen etwas mitbekommen, dann gerne über das Formular melden oder mich direkt anschreiben. Mit Personen, die selber von rassistischen oder diskriminierenden Vorfällen betroffen sind, kann z. B. überlegt werden, welche weiteren Schritte unternommen werden können. Ich kann gerne an Beratungsstellen vermitteln und auch - wenn gewünscht - Betroffene dorthin begleiten oder mich an der Hochschule für sie einsetzen.
Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg weiterhin!
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