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Was macht eigentlich Julia Kastl?

Luisa Keim

Aktualisiert: 7. Feb.

Für unsere Rubrik „Was macht eigentlich ...?“ sprechen wir mit HNEE-Alumni über das Studium, den beruflichen Weg nach dem Studienabschluss, die Erinnerungen an die Zeit in Eberswalde und ähnliche Themen. Die ehemalige OLE-Studentin Julia Kastl arbeitet nun bei Bauer und erzählt im Interview von ihrer Zeit während und nach dem Studium.


Foto: Julia Kastl (Urheberin: Julia Kastl)
Foto: Julia Kastl (Urheberin: Julia Kastl)

Hallo Julia, was hast du in Eberswalde studiert?

Im Herbst 2021 habe ich angefangen, Ökologische Landwirtschaft und Ernährungssysteme (OLE) im Master zu studieren. Das war damals der erste Jahrgang dieses Studiengangs.


Warum hast du dich damals für Eberswalde entschieden?

Ich habe im Bachelor Ernährungswissenschaften an der TU München in Freising studiert und dort meine Bachelorarbeit über die Nachhaltigkeit von verschiedenen Lebensmittelgruppen geschrieben. Dabei habe ich mir angeschaut, wie sich der Wasserverbrauch, der CO₂- Fußabdruck und der Landverbrauch von Produktgruppen wie Milch, Milchalternativen, Fleisch, Gemüse und Obst unterscheiden. Das hat mich damals sehr begeistert, denn mein Studium vorher hat sich sehr auf die chemisch-biologischen Grundlagen des Essens konzentriert und die Betrachtung verlief oft auf molekularer Ebene. Es fiel mir nicht leicht, diese kleinteiligen Prozesse zu greifen und der Bezug zu aktuellen Auswirkungen von Ernährung hat mir gefehlt. Deshalb fand ich es spannend, diesen Aspekt in meiner Abschlussarbeit endlich intensiver bearbeiten zu können. Das hat mich dazu inspiriert, einen Masterstudiengang zu suchen, der die Themen Ernährungswirtschaft und Nachhaltigkeit verbindet. So bin ich sehr schnell auf die HNEE gestoßen und die Studieninhalte von OLE haben mich gleich angesprochen. Sowohl die große Themenvielfalt als auch die vielen Wahlmöglichkeiten haben mich neugierig gemacht und gleichzeitig hatte ich so die Möglichkeit, mal weiter weg von Süddeutschland, wo ich herkomme, zu leben.


Wo und wie hast du während deines Studiums Praxiserfahrungen gesammelt?

Durch meine Verwandten hatte ich schon einen ersten Bezug zur Landwirtschaft, auch weil meine Eltern einen großen Gemüsegarten haben. Während des Studiums in Eberswalde habe ich als Werksstudentin bei HOALY gearbeitet. Das war ein Startup aus München, das Bio-Hafermilch produziert hat. Das war superklein, deshalb musste ich auch gefühlt alles machen. Ursprünglich wollten die mal in Richtung regenerative Landwirtschaft gehen und das habe ich dann viel recherchiert, aber ich war auch im Verkauf dabei.

Total hilfreich war für mich auch das Praxissemester – so etwas hatten wir im Bachelorstudium nämlich nicht. Das habe ich in Wien bei Sonnentor absolviert. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht. So bin ich in Kontakt mit dem Nachhaltigkeitsmanagement gekommen, was ich dann beruflich weiter verfolgt habe, denn ich habe gemerkt, dass ich großes Interesse daran habe und Nachhaltigkeitsmanager*innen unheimlich wichtig sind in der jetzigen Zeit. Ich habe mich dort in der CSR-Abteilung (Corporate Social Responsibility) insbesondere mit dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz beschäftigt. Dabei haben wir die sozialen und umweltbezogenen Risiken in der Lieferkette ermittelt. Meine Aufgabe war es, die Risiken von ca. 20 verschiedenen Rohstoffen, die größtenteils direkt eingekauft werden, zu analysieren. Obwohl Sonnentor in Österreich von diesem Gesetz zu dem Zeitpunkt noch gar nicht betroffen war, haben sie sich frühzeitig damit auseinandergesetzt. Der nächste Schritt wäre gewesen direkt zu den Produzent*innen zu fahren und zu prüfen, ob die vereinbarten Produktionsbedingungen so auch umgesetzt werden. Das konnte ich in den 12 Wochen Praktikum aber leider nicht mehr begleiten.

Nach der Zeit bei Sonnentor war ich ein paar Monate auf Reisen und danach bin ich zurück nach München gezogen, da ich nicht mehr in Fernbeziehung mit meinem Partner leben wollte. Dort konnte ich bei Käfer Feinkost im Nachhaltigkeitsmanagement einsteigen.

 

Worüber hast du deine Abschlussarbeit geschrieben und was war das Ergebnis?

Noch während ich bei Käfer Feinkost gearbeitet habe, fing ich parallel an, in Kooperation mit der Firma Ecozept aus Freising meine Masterarbeit zu schreiben. Die Arbeit war in das europaweite Forschungsprojekt CIRCULAR FoodPack eingebettet, das die Wiederverwendung von Lebensmittelverpackungen durch neue Reinigungs-, Sortier- und Produktionstechnologien erforscht und vorantreibt. Ziel des Projekts war es, ein neues Verpackungsmaterial zu entwerfen, das teilweise aus recyceltem Plastik besteht. Denn bisher sind für Lebensmittel nur Verpackungen aus neu produziertem Plastik erlaubt. Es entstehen aber mittlerweile immer mehr Forderungen nach recycelten Verpackungen und 2030 müssen laut der EU-Verpackungsverordnung PPWR 10% Rezyklat in den verwendeten Materialien enthalten sein. Meine Thesis ging dabei eher in Richtung Marktforschung. Mithilfe eines von mir entworfenen, standardisierten Fragebogens wurden über eine Fremdfirma ca. 4000 Personen in vier verschiedenen Ländern nach ihren Vorlieben in Bezug auf eine Verpackung befragt und ich konnte diese Umfrage dann auswerten. So wollte Ecozept herausfinden, welche Akzeptanz, Präferenzen und Erwartungen Verbraucher*innen für Lebensmittelverpackungen äußern. Die Arbeit war in das europaweite Forschungsprojekt CIRCULAR FoodPack eingebettet, das die Wiederverwendung von Lebensmittelverpackungen durch neue Reinigungs-, Sortier- und Produktionstechnologien erforscht und vorantreibt.


Wo hat es dich nach dem Studium hingezogen? Was machst du jetzt?

Ich wusste schon, dass ich im Großraum München wohnen bleiben wollte. Dementsprechend habe ich vor Ort nach Stellen gesucht, die Nachhaltigkeitsmanagement und Lebensmittelproduktion kombinieren. Dann habe ich bei der Privatmolkerei Bauer eine passende Ausschreibung gesehen. Die Firma ist in Wasserburg ansässig, nur zehn Minuten von meinem Elternhaus entfernt, sodass ich das Unternehmen sogar schon etwas kannte. Beim Bewerbungsgespräch habe ich mich von meinem jetzigen Chef sehr inspiriert gefühlt, da ich gemerkt habe, dass er sehr tief im Thema steckt und genau weiß, mit welchen Projekten er in Richtung Nachhaltigkeit kommen will. Dann habe ich auch ziemlich schnell eine Zusage bekommen und habe die Chance ergriffen, bevor sie verstreichen konnte. Allerdings hatte ich meine Abschlussarbeit zu diesem Zeitpunkt noch nicht beendet und musste sie während der Arbeit noch ein paar Monate länger strecken. Im Rückblick kann ich das ehrlich gesagt keinem empfehlen, da Masterarbeit und Berufseinstieg gleichzeitig zu absolvieren ein ganz schöner Kraftakt war.


Wie geht es für dich weiter?

Seit Januar 2024 bin ich bei Bauer angestellt und fühle mich dort sehr wohl. Ich hatte beim Berufseinstieg gedacht, dass man sich am Anfang schon behaupten muss und dass es schwer werden könnte, ernst genommen zu werden, v.a. mit dem Thema Nachhaltigkeit. Aber meine Befürchtungen haben sich überhaupt nicht bewahrheitet. Ich und meine Arbeit werden tatsächlich sehr wertgeschätzt, da die ganze Geschäftsführung hinter dem Thema Nachhaltigkeit steht, die Relevanz erkennt und sehr offen für Anpassungen ist. Deswegen möchte ich in der nächsten Zeit auf jeden Fall beim Unternehmen bleiben. Und auch weil es nicht einfach ist, die Branche Milchwirtschaft so zu verändern, dass sie ihre Emissionen vermindern kann, gefällt mir diese Herausforderung.

Den Hauptteil meiner Zeit bin ich damit beschäftigt, die sog. Corporate Sustainable Reporting Directive (CSRD) umzusetzen und zusätzlich bin ich an Themen wie dem Lieferkettensorgfaltspflichengesetz, der Emissionsreduktion und noch anderen, kleineren Nachhaltigkeitsprojekten beteiligt. Ich bin froh, dass mir viel Vertrauen entgegengebracht wird und ich recht frei arbeiten kann, auch flexibel im Büro oder von zuhause. Gleichzeitig hatte ich schon mehrmals die Möglichkeit, mich weiterzubilden und ich bin in der Firma gut vernetzt, weil Nachhaltigkeit ein Querschnittsthema ist und ich so mit vielen verschiedenen Abteilungen zusammenarbeite.

Insgesamt gefällt mir die familiäre Atmosphäre bei Bauer – bei einer Molkerei mit 1.500 Mitarbeitenden ist es nicht selbstverständlich, dass man sich auf dem ganzen Werksgelände grüßt wie in einem Dorf.


Was nimmst du aus Eberswalde mit?

Fachlich am meisten weitergebracht hat mich die Vorlesung Nachhaltige Unternehmensführung von Prof. Dr. Jens Pape. Außerdem fand ich das Lernumfeld toll, also dass man viel in Projekten arbeitet und sich in einzelne Themengebiete tief einarbeitet. Das hat mir im Berufsleben schon oft geholfen. Man lernt auch, mit den Menschen besser umzugehen. Viele Menschen haben unterschiedliche Bedürfnisse und andere Ansichten und darauf eingehen zu können, braucht man im Berufsleben zu 100%. Oft versuche ich auch, die phänomenalen Zeichenkünste von Dr. Henrike Rieken nachzumachen (lacht). Insgesamt hat mich dieses Studium sehr weitergebracht. Ich konnte für mein Berufsleben viel daraus mitnehmen und bin froh, Teil davon gewesen zu sein.


In der Rubrik „Was macht eigentlich ...?“ erzählen unsere Alumni aus ihrer Zeit während und nach dem Studium. Hier findet ihr weitere Interviews dieser Rubrik.



 

 

 


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