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Zwischen Acker und Hörsaal mit...Max

5 Fragen an Max Rettig

Netflix, Apple TV und Amazon Prime sind so 2019. Der nächste Serien-Marathon läuft ab Februar auf ackerdemiker.in. Holt die Chips raus, zieht die Wollsocken an und macht es euch bequem! „Total dual! – Zwischen Acker und Hörsaal“: Unser erntefrisches Format stellt euch die dual-studierenden ÖLV*innen an unserem Fachbereich vor und nimmt euch mit in den abwechslungsreichen Alltag von Studium und Ausbildung.


In unserer zweiten Folge treffen wir Max vom Hof Schwalbennest und treffen uns - wie es sich für eine klassische Sitcom gehört – schon wieder im Stammcafé der Eberswalder Studierenden...


Seit wann studierst du in Eberswalde? Und was hast du davor gemacht?

Ich bin seit Juni 2017 in Eberswalde und war vorher in Mexiko. Dort habe ich zwei Jahre lang mit meiner Frau gelebt und versucht, Spanisch zu lernen. Außerdem habe ich eine Ausbildung zum Zimmermann gemacht. Aber hauptsächlich war ich da, um zu lernen, mit meinem Spanisch über die Runden zu kommen.


Warum hast du dich für den dualen Studiengang an der HNEE entschieden?

Ich war vorher schon mal an der HNE. Das war 2013, glaube ich. Damals habe ich hier Forstwirtschaft studiert. In der Zeit habe ich in Berlin gewohnt. Mir war es wichtig, dort zu bleiben, weil es mir dort gut gefallen hat. Also habe ich geguckt, was es für Studiengänge in und um Berlin gibt, die zu meinen Interessen passen. So kam ich auf Eberswalde und die HNEE. Nach zwei Semestern habe ich diesen Studiengang dann allerdings abgebrochen. Ich kann es nicht ausschließlich auf den langen Weg zwischen Berlin und Eberswalde schieben, aber in meine Entscheidung hat das schon reingespielt. Während der Zeit habe ich auch schon darüber nachgedacht, ÖLV zu studieren. Stattdessen bin ich dann aber erstmal für zwei Jahre weggewesen. Als ich zurückgekommen bin, fiel mir die Entscheidung wieder nach Eberswalde zu gehen leicht. Zwar habe ich mich auch an der HU Berlin umgesehen und mir den Studiengang Agrarwirtschaft angeschaut, aber Ökolandbau fand ich dann doch spannender.

Als ich hier mit dem Ökolanbau Studium angefangen habe, habe ich die ersten zwei Semester aber noch gar nicht dual studiert. Erst danach habe ich davon gehört, dass es überhaupt ein duales Studium gibt. Damals steckte das ja noch total in den Anfängen. Es gab eigentlich nur meinen Kommilitonen Lennard, der zu der Zeit dual studiert hat. Über ihn habe ich auch davon erfahren.


Studium und Ausbildung finden ja im Wechsel statt: Wo finden wir dich, wenn du nicht gerade im Hörsaal bist, sondern auf Deinem Ausbildungsbetrieb? Warum hast Du Dich für den Betrieb entschieden?

Der Hof heißt Hof Schwalbennest und liegt hier ganz in der Nähe, etwa 15 km von Eberswalde entfernt in Pelitz, bei Brodowin.. Das ist ein kleiner Demeter-Gemischtbetrieb. Ein Bauernhof, wie man ihn sich vorstellt, wenn man das Wort Bauernhof hört. Es gibt jede Menge verschiedenes Tiere in kleinen Mengen, die da rumlaufen. Ansonsten haben wir noch Gartenbau, Futterbau und eine hofeigene Käserei. Das heißt, man landet überall mal. Mein Hauptaufgabenbereich lag aber eigentlich in der Schafhaltung. Der Betrieb hält etwa 60 Schafe und das Auf- und Abbauen von Weiden war für mich auf jeden Fall immer ein großes Thema. Insgesamt ist das Schöne an der Arbeit dort, dass die Aufgaben so divers sind. Natürlich gibt es auch sowas wie eine Tagesroutine, aber das Gute an diesem Betrieb ist eigentlich, dass es wenig Spezialisierung gibt und man in allen Bereichen mal arbeitet.

Meine Entscheidung für diesen Betrieb ist ziemlich zufällig gefallen. Nachdem ich hier zwei Semester lang regulär studiert habe, bin ich in dieses Motivationsloch gefallen, das viele kennen. Die ganze Zeit im Hörsaal zu sitzen, war nichts für mich. Ich wollte auch mal wieder richtig was in die Hand nehmen. Also habe ich mich nach einem Praxisbetrieb umgesehen. Und dann kam zufällig in einem GeLa- Rundbrief eine Anzeige vom Hof Schwalbennest für eine Ausbildungsstelle, mit der Einladung, dort dual zu studieren. Und da dachte ich: Hey, das passt doch total gut! Die kannten mich schon, denn ich hatte zuvor dort als Fahrer gearbeitet und war begeistert. Anders als gedacht, ließ sich auch der offizielle Teil relativ unkompliziert abwickeln. Prüfungsausschuss und Behörden haben das durchgewunken und innerhalb von zwei Wochen hatte ich den Ausbildungsplatz und war offiziell ein Dualstudent. Dann bin ich erstmal für ein Jahr auf den Betrieb gegangen.


Was nimmst Du von der Hochschulwelt mit in die Praxis und andersherum?

Was ich mitnehme, ist eigentlich in beide Richtungen die verschiedenen Blickweisen, der jeweils anderen Herangehensweise. Einerseits das Akademische, Genaue und auf der anderen Seite, das vom Hof kommende, durch jahrelange Erfahrungen geprägte Über-den-Daumen-Gepeile, das Intuitive. Das bringt ziemlich viel Ruhe in beide Richtungen rein. Weil man einfach lernt, dass die Wahrheit ganz oft irgendwo in der Mitte liegt. Oder beide Herangehensweisen ihre Berechtigung haben. Dadurch lassen sich viele Dinge besser einordnen.


Wo siehst du den Vorteil des dualen Studiengangs im Vergleich zur Ausbildung zum Landwirt oder dem klassischen Ökolandbau-Studium?

Ich glaube, dass für jemanden, der nicht aus der Landwirtschaft kommt und auch keine Ausbildung davor gemacht hat, das normale Studium ziemlich akademisch und theorielastig sein kann. Es mag zwar natürlich auch Leute geben, für die das passt, aber für mich war das duale Studium der bessere Weg. Außerdem hatte ich totale Angst davor, als Bachelor von der Hochschule runterzugehen und einfach so ins Berufsleben hineinzustolpern; auf einem Hof zu stehen und zu merken: ich habe keine Ahnung. Es will ja nicht jede*r der/die hier studiert in die Landwirtschaft, aber ich will das auf jeden Fall. Was ich allerdings nicht will, ist nach sechs Semestern Studium das erste Mal Kontakt mit einem Bauern zu haben. Das ist schon so besser.

Natürlich gibt es aber auch Einschränkungen für Dualstudierende. Jetzt steht zum Beispiel im kommenden Semester die Praxisphase an. Während meine Kommiliton*innen ins Ausland gehen können oder ihr Praktikum auch in der Landwirtschaft nachgelagerten Bereichen absolvieren können, sind wir viel stärker an Vorgaben gebunden. Das ist eine Entscheidung, der man sich bewusst sein sollte, wenn man das duale Studium wählt. Vielleicht denkt man im Vorfeld nicht direkt an sowas.

Ein weiterer Vorteil vom dualen Studium ist für mich die Abwechslung. Immer wenn das eine ein bisschen anfängt zu nerven, dann kommt wieder das andere. Und das ist wirklich schön! Das kann ich wirklich empfehlen.

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