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Zwischen Acker und Hörsaal mit...Simon

Aktualisiert: 20. Feb. 2020

5 Fragen an Simon Geisler

Netflix, Apple TV und Amazon Prime sind so 2019. Der nächste Serien-Marathon läuft ab Februar auf ackerdemiker.in. Holt die Chips raus, zieht die Wollsocken an und macht es euch bequem! „Total dual! – Zwischen Acker und Hörsaal“: Unser erntefrisches Format stellt euch die dual-studierenden ÖLV*innen an unserem Fachbereich vor und nimmt euch mit in den abwechslungsreichen Alltag von Studium und Ausbildung.

Folge drei: Simon Geisler.



Seit wann studierst du in Eberswalde? Und was hast du davor gemacht?

So richtig losstudiert habe ich im September 2018, aber das duale Studium beginnt ja schon vorher mit vierzehn Monaten Ausbildung. Davor war ich auf dem Gymnasium und habe dort mein Abi gemacht. Zwei Wochen nach Zeugnisübergabe, habe ich mein duales Studium angefangen. Hätte ich ein normales Studium gemacht, hätte ich das bestimmt nicht direkt nach der Schule angefangen, weil ich einfach erstmal genug hatte, vom theoretischen, schulischen Denken. Aber weil ich wusste, dass am Anfang des dualen Studiums erstmal der praktische Teil steht, war das für mich so voll ok. Das war für mich Abwechslung genug.


Warum hast du dich für den dualen Studiengang an der HNEE entschieden?

Mir war eigentlich schon seit einem Praktikum in der neunten Klasse klar, dass ich mal in der Landwirtschaft arbeiten will. Nach meinem Abi habe ich mich dann nach Unis umgeschaut. Zwei haben mich stärker interessiert: Kassel Witzenhausen und die HNEE. Dann bin ich hierher zum Tag der offenen Tür gekommen und habe mich sofort wohlgefühlt. Nach Witzenhausen musste ich dann also gar nicht mehr. Damals hatte ich noch das normale Studium hier im Visier. So sehr beworben wurde das duale Studium da noch gar nicht, das war gar nicht so leicht zu finden. Aber dann hat mein Vater mich darauf aufmerksam gemacht. Wir haben uns das genauer angeschaut und gemerkt, dass das eigentlich ein geniales Konzept ist, gerade für Menschen wie mich, die nicht auf einem Hof aufgewachsen sind. Natürlich habe ich oft auf Höfen in der Nachbarschaft ausgeholfen, aber die Erfahrungen, die ich dort gesammelt habe, reichen nicht aus, um zu sagen: Ausbildung brauche ich nicht mehr.


Studium und Ausbildung finden ja im Wechsel statt: Wo finden wir dich, wenn du nicht gerade im Hörsaal bist, sondern auf Deinem Ausbildungsbetrieb? Warum hast Du Dich für den entschieden?

Ich bin dann immer bei Martina Bressel, auf dem Hof Schwalbennest. Das ist im Brodowiner Ortsteil Peeltitz. Der Hof ist ein kleiner, sehr vielseitiger Demeter Betrieb. Die Vielfalt, auf die man dort trifft, war auch das Hauptkriterium für meine Entscheidung dort hinzugehen. Mir war es wichtig, auf einem Betrieb zu arbeiten, der sowohl Tierhaltung hat als auch Acker- und Gemüsebau betreibt. Ein weiter Aspekt waren für mich die Milchschafe. Freunde meiner Familie haben auch einen Milchschafbetrieb, seitdem sehe ich großes Potenzial in diesem Bereich und vielleicht auch mal eine Zukunftsperspektive für mich. Als ich beim Hof Schwalbennest angerufen habe, um die Einzelheiten zu besprechen, war es super unkompliziert und sie haben mir sofort angeboten, dort zu wohnen. Das hat mir die Entscheidung noch leichter gemacht. Nach einer Woche Probearbeiten, war alles geregelt und ich hatte einen Ausbildungsbetrieb. Eine gewisse Zeit muss ich allerdings auch auf anderen Betrieben verbringen. Das hat die Ausbildungsbehörde so eingerichtet, weil Hof Schwalbennest nur neun Hektar Getreidebau hat. Hier gelten allerdings zehn Hektar als die Schwelle zum anerkannten Ausbildungszweig. Deshalb bin ich zum Beispiel sieben Wochen lang auf Gut Peetzig, um Getreidebau besser kennenzulernen. Außerdem durfte ich zwei Wochen lang auf einen konventionellen Betrieb Spritze fahren. Mit meiner Entscheidung für den Hof Schwalbennest bin ich auch weiterhin sehr zufrieden. Aufgrund der hohen Vielfalt auf dem Betrieb selbst, gestaltet sich auch mein Arbeitstag sehr vielfältig. Hierin sehe ich einen klaren Vorteil gegenüber großen Betrieben. Dort wird man manchmal wochenweise für den Kuhstall eingesetzt. Bei uns ist das anders. Ich habe sowohl Einblicke in den Gemüsebau, in den Getreidebau als auch in die Tierhaltung. Dort geht es meistens um Weidebau und Melkarbeiten. Bereits nach kurzer Zeit auf dem Betrieb wurde das morgendliche Melken zu meiner Hauptverantwortung.


Was nimmst Du von der Hochschulwelt mit in die Praxis und andersherum?

Ich glaube, da gibt es sehr viele Dinge zu nennen. Für mich macht dieses Konzept sehr viel Sinn. Allein die Tatsache, dass ich mit fast jeder Maschine, die wir hier in den Vorlesungen besprechen, schonmal gearbeitet habe und weiß wie sie funktioniert, hilft mir enorm. Ich könnte diese Art des Studiums für dreiviertel unserer Kommiliton*innen empfehlen. Von der Hochschule in die Praxis nehme ich vor allem neue alternative Konzepte mit. In der Praxis lernt man meistens einen Weg oder eine Art der Bewirtschaftung kennen. Mit diesem kennt man sich dann zwar besonders gut aus, verpasst dabei aber ein bisschen, die alternative Methoden anzugucken und abzuwägen, welcher Weg der Beste wäre.


Wo siehst du den Vorteil des dualen Studiengangs im Vergleich zur Ausbildung zum Landwirt oder dem klassischen Ökolandbau-Studium?

Ich glaube, dass die Ausbildung vor allem darauf abzielt, Menschen zu guten Mitarbeiter*innen auszubilden. Dort wird wenig Betriebswirtschaft und Betriebsführung gelehrt. Das kommt dann erst im Meister. Diese Lerninhalte sind mir aber wichtig. Hätte ich das normale Studium gemacht, würden mir wiederrum die Praxiserfahrungen und viele Basics fehlen. Natürlich hätte ich auch Ausbildung und Studium nacheinander absolvieren können, in meinem Fall hätte das auch nur ein halbes Jahr länger gedauert, weil ich Abitur gemacht habe. Aber ich sehe gerade in dem Wechsel einen großen Vorteil. Der ermöglicht nämlich den Wissenstransfer von der Hochschule in den Betrieb und andersherum.

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