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Zwischen Zürich und Eberswalde: Maries Weg zum Doppelabschluss

Ein Interview mit Marie Goodall über ihr Double-Degree-Studium


Ein Masterstudium an zwei Hochschulen gleichzeitig? Genau das hat Marie gewagt. Im Rahmen eines Double-Degree-Programms zwischen der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) und der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) hat sie ein Semester in Brandenburg verbracht – und dabei viele neue Erfahrungen gesammelt. Im Interview erzählt sie von ihren Erfahrungen.


(© Marie Godall, 2025)


Könntest du dich kurz vorstellen? Wer bist du, was studierst du aktuell und wo lebst du gerade?

Mein Name ist Marie, ich bin 28 Jahre alt und studiere derzeit im Master Umwelt und natürliche Ressourcen mit der Vertiefung Agrarökologie und Ernährungssysteme an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). Im Rahmen eines Double-Degree-Programms absolviere ich außerdem ein zusätzliches Semester an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE). Momentan befinde ich mich in meinem letzten Semester, das heißt, ich schreibe gerade meine Masterarbeit. Ich wohne in Thalwil, zwischen Zürich und Wädenswil – direkt am Zürichsee, wo auch mein Campus liegt. 


Was hat dich motiviert, ein Double-Degree-Studium zu absolvieren und wie bist du auf das Angebot zwischen der HNEE und der ZHAW gestoßen?

Die Möglichkeit eines Doppelabschlusses hat mich sofort angesprochen. Zum einen eröffnen sich damit akademisch neue Wege, etwa die Option, später ein Doktorat zu beginnen. Zum anderen wollte ich die Chance nutzen, über den Tellerrand hinauszuschauen und Erfahrungen an einer anderen Hochschule zu sammeln. Inhaltlich passte die Kooperation mit der HNEE sehr gut, da meine Vertiefung stark mit den dortigen Schwerpunkten übereinstimmt. Der Bewerbungsprozess war allerdings etwas turbulent: Ich musste schon vor meinem Masterbeginn entscheiden und hatte nur wenige Tage Zeit dafür. Die Entscheidung aus dem Bauchgefühl heraus – im Nachhinein war das gut so, sonst hätte ich vielleicht gezögert.


Wie hast du dein Studium zwischen Zürich und Eberswalde organisiert – und wie unterscheidet sich dein Studienalltag an den beiden Hochschulen?

Das Studium läuft nicht parallel an beiden Standorten, sondern semesterweise getrennt. Ich habe mein Auslandssemester in Eberswalde verbracht und dort vier Module besucht sowie Prüfungen abgelegt. Das war anfangs eine große Herausforderung, da ich in einen bestehenden Jahrgang hereinkam und die anderen Studierenden sich schon seit mehreren Semestern kannten. Ich war die einzige Auslandsstudierende und anfangs etwas verloren – also ein großer Schritt aus der Komfortzone. Am Ende habe ich jedoch viele tolle Leute kennengelernt und wertvolle Kontakte geknüpft.


Inhaltlich empfand ich die Unterschiede zwischen ZHAW und HNEE als sehr bereichernd. An der ZHAW ist das Studium stärker fachhochschulorientiert, während die HNEE eher universitäre Strukturen bietet, wobei diese Unterschiede nicht allzu stark spürbar sind. Die Module in Eberswalde haben meine bisherigen Schwerpunkte sehr gut ergänzt, etwa in den Bereichen nachhaltige Unternehmensführung oder landwirtschaftliche Grundlagen.


Gab es Herausforderungen im organisatorischen Ablauf oder inhaltliche Überschneidungen?

Ja, vor allem organisatorisch. Zu Beginn war leider nicht eindeutig geklärt, ob ich tatsächlich an allen Modulen teilnehmen konnte, für die ich mich im Vorfeld angemeldet hatte. Nach einigem Hin und Her konnte ich schließlich an drei von vier Modulen teilnehmen. Für eines musste ich kurzfristig Ersatz finden, was am Ende jedoch gut gelang. Zudem war die Zuständigkeit für Double-Degree-Studierende nicht immer klar geregelt, was manches komplizierter machte. Letztlich wurden mir aber alle Fragen beantwortet, und ich fand schnell meinen Platz im Studienalltag.


Was nimmst du persönlich aus dem Double Degree mit?

Sehr viel! Zum einen fachliche Inhalte, aber noch mehr persönliche Entwicklung. Ich habe gelernt, mich aus meiner Komfortzone zu bewegen, und bin dadurch selbstständiger und selbstbewusster geworden. Außerdem habe ich viele tolle Menschen kennengelernt und konnte ein halbes Jahr in einem ganz neuen Umfeld leben – eine Erfahrung, die mich sehr bereichert hat. 


Hast du schon Pläne für die Zeit nach dem Studium?

Zunächst möchte ich meine Masterarbeit im Januar abgeben und dann ins Berufsleben einsteigen. Wichtig ist mir, finanziell unabhängig zu werden und einen Job zu finden, der meinen Werten entspricht. Noch ist vieles offen, aber es steht fest für mich: Es geht darum, Erfahrungen zu sammeln und nicht gleich den „perfekten“ Job fürs Leben zu finden.


Was würdest du anderen Studierenden raten, die sich für ein Double-Degree-Studium interessieren?

Auf jeden Fall machen! Es lohnt sich sehr, den Schritt zu wagen. Mein Rat: Traut euch, frühzeitig nachzufragen und Unterstützung einzufordern. Kontakte vor Ort können vieles erleichtern – ich hatte zum Beispiel das Glück, über eine Bekannte meiner Kommilitonin eine Unterkunft zu finden. Und: Offen auf Menschen zugehen. Gerade an der HNEE habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Studierenden sehr aufgeschlossen sind.


Vielen Dank für das tolle Gespräch!



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