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And the Fachbereichspreis goes to... Elisa Bode


Prof. Dr. Jens Pape (Dekan), Prof. Dr. Bernhard Hörning (Erstgutachter), Preisträgerin Elisa Bode (ÖAM) und der Vorsitzende des Fachbereichsrates Landschaftsnutzung und Naturschutz Prof. Dr. Rüdiger Schultz-Sternberg (vlnr)

Neues aus unserer Kategorie #ausgezeichnete Abschlussarbeiten. Im Rahmen unserer Erstsemester*innenbegrüßung am 24. September wurden die diesjährigen Preisträger*innen des Fachbereichspreis ausgezeichnet. Wir stellen sie und ihre ausgezeichneten Arbeiten vor, heute Elisa Bode.


Den ersten richtigen Kontakt zu Milchkühen hatte Elisa Bode in ihrem Bachelor-Praktikum in Brodowin. Die Rinder wirken beruhigend, sagt sie, man fühlt sich in ihrer Gegenwart geerdet. Ihre Zucht, Fütterung und Haltung sind anspruchsvoll und es ist überaus interessant, sich damit zu beschäftigen. Und sofort wusste Elisa, dass sie über diese intelligenten, schönen, sanften Tiere mindestens eine Abschlussarbeit schreiben wollte. An ihre Bachelorarbeit dazu schloss sich die Masterarbeit zum „Status Quo der Rinderzucht auf Lebensleistung in Bayern“ an.

Über ihren Erstbetreuer Prof. Dr. Bernhard Hörning kam sie auf dieses konkrete Thema, und auch auf die Arbeitsgemeinschaft Rinderzucht auf Lebensleistung.

Elisas Arbeit in einem Satz? „Das Zuchtkonzept der Rinderzucht auf Lebensleistung war bisher erfolgreich.“ Sie würde es vielen Milcherzeuger*innen, ökologischen wie auch konventionellen, weiterempfehlen. Für alle, die von Paarhufern keine Ahnung haben: Was bedeutet das, "Rinderzucht auf Lebensleistung"?


Längere Lebensdauer beim Ökobauer?

Bei dem Zuchtansatz der Rinderzucht auf Lebensleistung geht es nicht vorrangig um kurzfristige Höchst-Milchleistungen, die die Tiere erbringen, sondern um eine langfristige Dauerleistung über viele Jahre hinweg. Gesundheit und Fitness spielen dabei natürlich eine besondere Rolle, denn nur fitte Kühe können dauerhaft leistungsfähig bleiben. Viele Abgänge, sprich, Milchrinder, die geschlachtet werden müssen, kommen in Deutschland durch Krankheiten und Fruchtbarkeitsstörungen zustande. Durchschnittlich geben deutsche Milchkühe 3,3 Jahre lang Milch; mit nur 5,4 Jahren werden sie geschlachtet. Auch auf Biobetrieben sieht das nicht unbedingt besser aus. Das liegt auch daran, dass hier zumeist dieselben Hochleistungsrassen eingesetzt werden wie auf konventionellen Betrieben.


Gesund und langlebig

In den letzten Jahrzehnten waren Züchter darauf fixiert, dass Kühe mehr und mehr Milch geben sollen, da blieben andere Eigenschaften wie Robustheit und Widerstandsfähigkeit auf der Strecke. Viele Studien belegen, dass hohe Milchleistungen zulasten der Gesundheit gehen.

Bei der Zucht auf Lebensleitung geht es darum, gesündere, langlebigere Tiere aufzuziehen, die zwar gute Milchleistungen erbringen, aber in einem Maße, das auch für sie selbst gesund und erträglich ist. Sie brauchen dann weniger teures Kraftfutter und haben bessere Chancen, gesund alt zu werden.

Zucht darf nicht ausschließlich wirtschaftliche Interessen berücksichtigen, sondern muss sich vor allem auch am Wohl des Tieres orientieren, meint Elisa. Schließlich greift der Mensch damit entscheidend in natürliche Prozesse ein, was schwerwiegende Folgen haben kann. Wir brauchen keine Kühe, die zwar auf Ausstellungen gut aussehen und zehntausende Liter Milch im Jahr produzieren, aber nach wenigen Jahren zum Beispiel ständig mit schmerzhaften Euterentzündungen zu tun haben und schließlich früh geschlachtet werden müssen. Vielmehr braucht es Tiere, die alle Voraussetzungen für ein langes, gesundes und damit produktives Leben mitbringen. Das kann nur durch naturgemäße Züchtung erreicht werden.


Von Brandenburg nach Bayern

Unter den bayerischen Mitgliedern der AG ist diese Philosophie bereits fest verankert. Deren bayerische Betriebe, von denen viele ökologisch wirtschaften, untersuchte Elisa anhand von Daten aus der Milchleistungsprüfung des LKV Bayern. Bei diesen Landwirt*innen dominiert übrigens auch die Haltung in Laufställen. Im Bundesland Bayern ist Laufstallhaltung sonst noch entschieden weniger verbreitet. Im Laufstall haben Rinder deutlich mehr Bewegungsfreiheit als in Anbindeställen und zudem Gelegenheit, ihre natürlichen Verhaltensweisen auszuleben.


Bachelorarbeit im Garten schreiben

Die Erkenntnis, dass die Lebensleistungszucht in Bayern Erfolge zeigt, freute Elisa sehr. Es war dann aber auch ein wunderbares Gefühl, nach einem halben Jahr Arbeit ein Ergebnis fertig gebunden in Händen zu halten. Nach ihrer Verteidigung im August war die Sache für Elisa eigentlich erstmal erledigt. Bis sie an einem Freitag im September in ihr Mailpostfach schaute – und las, dass sie in der kommenden Woche den Fachbereichspreis verliehen bekommen würde!

Noch einen Tipp für alle, die noch eine Abschlussarbeit vor sich haben? „Am besten ist es, die Arbeit draußen zu schreiben – so wie ich zuhause im Garten.“ Und: „Es ist wichtig, sich gezielt Auszeiten zu nehmen - ganz gleich, wie viel man bisher schon geschafft hat.“ So kann man schließlich neue Kraft für´s Weiterschreiben tanken. Ebenfalls wichtig und sehr wertvoll ist der persönliche Kontakt zu den Betreuer*innen, mit denen man immer wieder Rücksprachen halten sollte. Prof. Dr. Bernhard Hörning von der HNEE und Dr. Günter Postler aus München haben Elisa auch hervorragend unterstützt, sagt sie.


What’s next?

Wo es Elisa nun hintreibt, weiß sie noch nicht sicher. Sie könnte sich gut vorstellen, Herdenmanagerin zu werden. Oder auch etwas ganz anderes zu tun, nämlich im Pflanzenbau, vielleicht beim Julius Kühn-Institut.

Unsere Preisträgerin hofft, dass noch mehr Landwirt*innen überzeugt werden, die Zucht nach dem Kriterium Lebensleistung auszurichten. Auf den bayerischen Biobetrieben, die Wert auf eine hohe Lebensleistung legen, dürfen etwa Fleckviehkühe schon durchschnittlich 7,2 Jahre leben.

Elisas prämierte Arbeit soll zeigen, dass es sich lohnt, wenn Milchkühe gezielt auf Langlebigkeit gezüchtet werden. Spannend wäre, genau das auch betriebswirtschaftlich zu untersuchen. Bereits jetzt ist nämlich erwiesen, dass gesunde, langlebige Milchkühe auch ökonomisch wertvoller sind.

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