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Ausgezeichnete Arbeiten an unserem Fachbereich


Wenn die Bachelorarbeit erst mal abgegeben und verteidigt ist, folgt das große Aufatmen und in den meisten Fällen ein gedanklicher Abschluss mit dem in monatelanger Arbeit zu Papier gebrachten Hirnschmalz.


Was wir Studierenden aber oft nicht wissen: Im Falle einer sehr gelungenen Abschlussarbeit, können die betreuenden Dozierenden die Arbeit in den Ring für verschiedene Preise werfen. Überraschungseffekt: sehr groß.


Der Preis der Johannes-Schubert-Stiftung, der Sparkassenpreis und der Fachbereichspreis werden für besonders herausragende Arbeiten an der Hochschule verliehen – mit unterschiedlichen Schwerpunkten:

Ersterer geht an Arbeiten aus dem Themenbereich Ökologie und Meteorologie, der Sparkassenpreis honoriert Abschlussarbeiten, die einen regionalen Bezug haben und der Fachbereichspreis prämiert Kreativität bei der Erarbeitung neuartiger Lösungsansätze im Bereich Landschaftsnutzung, Ressourcenschutz, Ökonomie und Ökologie.


Wir haben uns mit der diesjährigen Preisträgerin des Sparkassenpreises aus dem FB II, Vivian Welzel und Marius Stapelfeld getroffen, dessen Arbeit mit dem Preis der Schubert-Stiftung ausgezeichnet wurde. Worum ging es in den Arbeiten? Was war das Besondere? Wie geht’s jetzt weiter? Fragen, die wir den Beiden beim gemeinsamen Essen gestellt haben.


#Worumgeht’shiereigentlich?


„Auswahl von Oderbruch-typischen, kulturell bedeutsamen Exponaten für die Ausstellung "Gegenstände und Ihre Geschichten" im Museum Altranft - Werkstatt für ländliche Kultur durch Methoden der Landschaftskommunikation“

Titel von Abschlussarbeiten klingen immer so sperrig, also hier mal in eigenen Worten: die Konzeption für das ehemalige Freilichtmuseum in Altranft im Oderbruch sollte überarbeitet werden. Somit stand die Frage im Raum, wie man die Kulturinstitution zum einen modernisieren und zum anderen als solche erhalten kann?

Dafür sollte als erster Schritt der Sammlungsbestand des Museums einmal ordentlich auf den Kopf gestellt und auf Herz und Nieren geprüft werden. Um diesen ein bisschen zu minimieren, hat Vivian Interviews mit verschiedenen landschaftsprägenden Akteur*innen aus dem Oderbruch geführt und sie gebeten, sechs Oderbruch-typische Sammlungsgegenstände aus verschiedenen Bereichen wie u. a. Landwirtschaft, Handwerk, Hauswirtschaft auszuwählen. Landschaftsprägende Akteure? Das heißt, Akteure, die den Handlungsraum, in dem sie leben, aktiv gestalten.

Insgesamt kamen 22 Gegenstände zusammen, die 19 verschiedenen Themenbereichen, wie z.B. Entwässerung unterm alten Fritz, Kolonisation oder der Industrialisierung, zugeordnet werden konnten.


Schnell stellte sich heraus, dass die Aussagen der Akteure als wichtige Quellen bei der Charakterisierung einer Landschaft hilfreich sein können. Kurzerhand wurde die Bachelorarbeit erweitert, indem die Inhalte aus den Interviews mit der Literatur verglichen wurden. Unterm Strich ergab sich eine deckungsgleiche Charakterisierung der Kulturlandschaft des Oderbruchs. Betreut wurde die Arbeit von Prof. Dr. Uta Steinhardt und Dr. Kenneth Anders vom Büro für Landschaftskommunikation.



Und Marius?

„Primärsukzession und Initialbodenbildung auf einem Rohbodenstandort in einem Nasspolder des Unteren Odertals“


Angefangen hat alles bereits 2013 im Praxissemester: Monitoring im Nationalpark Unteres Odertal stand auf dem Programm. 2011 entstand eine Rohbodenfläche nach einem Deichbruch. Aufspülungen von Material führten zur Bildung einer Sandbank. Marius führte die zwei Jahre zuvor begonnenen Vegetationsaufnahmen fort, um die Sukzession über einen längeren Zeitraum dokumentieren zu können. Es folgten Bodenuntersuchungen, um die Initialbodenbildung am Standort zu untersuchen. Weitere Vegetationsaufnahmen schlossen sich während der nächsten Jahre über Marius und einen Kommilitonen als Studentische Hilfskräfte der Hochschule an. 2016 ging es für Marius zurück ins Odertal. Eine weitere Folgeaufnahme der Vegetation und die Auswertung der gesammelten Daten der letzten 4 Jahre. Spannend, wenn man schon so lange an einem Projekt beteiligt ist. Was zeigten die Untersuchungen? Eine rasche Entwicklung von einer krautigen Pioniervegetation hin zu einem von Weidengebüschen dominierten Bestand. Marius beschreibt die Vegetation als naturnah – die Dynamik im Nationalpark ist aufgrund des Poldersystems eingeschränkt und die Sukzession verläuft deutlich schneller, als in einem natürlichen, ungestörten System. Geballte Frauen-Fachkompetenz gab es von den Betreuerinnen Dr. Jana Chmieleski und Corinna Schulz. Die Nachricht vom Gewinn des Schubert-Preises bekam Marius nebenbei per Sms während des Urlaubs mit seiner Familie– der lässt sich dann gleich noch viel mehr genießen.


Vivian beschreibt die Beziehung zur (nun ausgezeichneten) Bachelorarbeit als ein bisschen distanziert. Wenn man erst mal aus dem Tunnel raus ist und sich die Arbeit noch mal anschaut – das kennt der/die ein oder andere/r Bacherlor*ette – fühlt sich das erst einmal ein wenig fremd an. Das hab ich geschrieben? Und dann ist da so ein Gefühl von Dankbarkeit, wenn man die Arbeit zufällig beim Sammlungsbetreuer des Museums auf dem Schreibtisch liegen sieht und merkt: „Mensch, die wird ja richtig genutzt.“

Marius ist erst so wirklich mit Beendigung der Arbeit aufgefallen, dass seine Arbeit auch das politische Spannungsfeld im Nationalpark widerspiegelt. Konflikte zwischen Nutzung und Wildnis – ein Thema, dass immer wieder für Diskussionen sorgt. Seine Arbeit kann hier als Argumentationshilfe herangezogen werden.


#Wiegeht’sweiter?

Vivian arbeitet jetzt übrigens für das nun umbenannte Oderbruch Museum Altranft im Bereich „Kulturerbe Oderbruch“. Durch das Aufsuchen von kulturhistorisch bedeutsamen Gebäuden und Wegmarken, die die Historie des Bruches abbilden, leistet sie eine Vorarbeit für die Bewerbung der Region auf das Europäische Kulturerbesiegel zum Jahre 2019. Die Inhalte geben zeitgleich Museumsbesuchern einen Einblick in die Region.

Marius bleibt der Hochschule noch ein bisschen erhalten – er studiert im 3. Semester RUN. Die nächsten Folgeaufnahmen im Gebiet sind schon geplant.


Noch ’ne Abschlussarbeit soll daraus aber erst mal nicht werden.

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