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Geschichten vom Lech

Aktualisiert: 7. Mai 2023


photo credits go to Lisa Herzog & Lisa Maier

Im kalten Februar des Jahres 2018 machten sich 11 LaNu- Studierende gemeinsam mit Prof. Dr. Uta Steinhardt auf den Weg zum Lech, um ein Buch zu schreiben. Rund ein Jahr später können wir das Produkt unserer Arbeit, das Buch „Zeitzeugen erzählen vom Lech“, in Händen halten. Grund genug, auf die schöne und intensive Woche in Bayern zurück zu blicken.


Aber der Reihe nach: Unsere Reise fand im Wintersemester 2017/18 im Rahmen des Moduls „Winterschule Landschaftskommunikation“ statt. Im Kurs wollten wir uns der einzigartigen und vielfältigen Landschaft des Lechs annähern. Wir sprachen mit Menschen die ihr Leben am und mit dem Lech verbracht haben. An unserer Seite haben wir LaNu Alumno Harald Jungbold, er arbeitet inzwischen beim Lebensraum Lechtal e.V.. Für das Buchprojekt hat er die Zeitzeugen*innen gesucht und die Gespräche mit ihnen organisiert.


Tag 1 // Die Reise beginnt

Morgens um 7 Uhr starteten wir in Eberswalde mit zwei HNE-Bussen. Vor uns lagen knapp 750 Kilometer Strecke, die uns durch verschneite Landschaften bis zum Lech führten. Beim ersten Klingeln des Weckers mag der eine oder die andere sich vielleicht noch gefragt haben, warum mensch sich entscheidet, auch die Semesterferien dem Studium zu widmen, doch beim Aufbruch überwog die Vorfreude. Unterwegs sammelten wir hier und da noch ein paar Reisegefährten*innen ein und machten einen Stopp beim Trinkwasserwald Genderkingen. Am frühen Abend erreichten wir unser Basislager in Roßhaupten im Allgäu. Nach einem gemeinsamen Abendessen und einer kurzen Lagebesprechung neben dem prasselnden Kamin zogen sich alle erschöpft von der langen Fahrt früh in ihre Betten zurück.


Tag 2 // Besuch & der Lech

Am zweiten Tag bekamen wir erst einmal viel Besuch in unserem gemütlichen Basislager. Gleich nach dem Frühstück lernten wir Ruth und Detlef Fiebrandt vom Lechrain Verlag kennen. Sie verlegen das Buch und Detlef Fiebrandt fotografiert für das Buch Menschen, den Lech und die Landschaft. Auf die beiden folgte Dr. Eberhard Pfeuffer: Der Vorsitzende des Naturwissenschaftlichen Vereins für Schwaben gab uns eine erste Einführung über den Lech und seine Landschaften. Wir realisierten bald: Der Lech ist besonders. Er ist der artenreichste Fluss der Nordalpen und umfasst große Schwemm- und Schotterflächen. Er ist eine wichtige Biotopbrücke und gleichzeitig einer der am dichtesten querverbauten Flüsse.

Das war nicht immer so, vor rund 100 Jahren war der Lech noch nahezu unverbaut. Wir treffen uns in den kommenden Tagen, mit jenen, die erlebt haben wie sich der Fluss und seine Landschaften seitdem verändert haben. Es werden sehr verschiedenen Begegnungen sein mit Menschen, die tief mit dem Lech verbunden sind. Alle auf eine eigene, persönliche und einzigartige Art und Weise.

Doch bevor es soweit ist, eigneten wir uns noch wichtige handwerkliche Fähigkeiten an und empfingen dafür unseren letzten Gast des Tages. Bernhard Schulz vom Bayerischen Rundfunk bringt uns die Grundlagen des populärwissenschaftlichen Interviewens und Schreibens nahe und verspricht am nächsten Tag, wieder zu kommen. Am Nachmittag sehen wir zum ersten Mal den Lech und sind beeindruckt von seiner Schönheit und lassen den ersten Arbeitstag mit einem Kässpatzenessen ausklingen.


Tag 3// Die ersten Interviews

Am dritten Tag begannen wir damit, die ersten Interviews zu führen. Start war die Umgebung von Landsberg und Augsburg. In den kommenden Tagen werden wir uns immer weiter nach Süden bis nach Österreich vorarbeiten. Nachdem wir uns in vier Gruppen aufgeteilt und noch einmal nachgesehen hatten ob Kameras und Diktiergeräte im Gepäck sind, machten wir uns in freudiger Erwartung auf den Weg zu unseren Gesprächspartner*innen. Wir wurden nicht enttäuscht und als sich alle zur Mittagspause in der Königsbrunner Heide wiedersahen, hatten alle viel zu erzählen. Am Nachmittag bekommen wir noch einmal Besuch von Bernhard Schulz, der uns noch letzte hilfreiche Ratschläge gab, bevor wir uns an’s Schreiben machten.


Tag 4// Absagen und Autopannen

Tag vier unserer Exkursion begann mit einer Interviewabsage, so dass ein paar von uns im Basislager blieben, um an ihren Texten weiterzuarbeiten, statt weitere Interviews zu führen. Wir verabredeten uns zur Mittagszeit an der Kraftwerksinsel Kinsau, die wir gemeinsam besichtigen wollten. Doch auch hier schlägt uns das Schicksal ein Schnippchen: unser Bus will einfach nicht anspringen. Nachdem wir den Bus erfolglos durch den halben Ort geschoben hatten und die Starthilfe hilfsbereiterer Einheimischer dankbar angenommen haben, bleiben die Daheimgebliebenen weiter daheim und überlassen den Bus dem Abschleppdienst. Am Nachmittag haben uns die anderen erzählt was sie erlebt haben, während wir den Ort erkundet und an unseren Texten gearbeitet haben.


Tag 5// Vom Tal zum Forggensee

Wir trafen am Vormittag weitere Gesprächspatner*innen. Es war erstaunlich, wieviele diverse Perspektiven es auf den Lech gibt. Wie verschieden und wie sehr die Menschen mit diesem Fluss verbunden sind. Zur Mittagszeit spazierten wir, nun wieder alle gemeinsam, am Ufer des Lechs und des Forggensees entlang. Die Stimmung war besonders, es ist so kalt, dass das Eis auf dem Wasser immer wieder laut krachte. Es fühlte sich an, als wäre mensch an einem schönen Fleck Erde, doch hat alles einen bitteren Beigeschmack, wenn man die Geschichte des Ortes kennt. Der Forgensee war nicht immer ein See. Er war einmal ein Tal. Mit Ortschaften und Menschen, die dort gelebt haben. Doch aus dem Tal wurde ein Stausee für die Wasserkraftwerke. Und die Menschen aus dem Tal wurden umgesiedelt. Und dem Lech, wie er sich uns heute an dieser Stelle darbietet, musste eine Schlucht weichen. Eine Schlucht die so schön und naturschutzfachlich bedeutend war, dass Menschen bis zum Schluss erfolglos für ihren Erhalt gekämpft haben.


Tag 6// Österreich und der wilde Lech

An diesem Tag führten wir unsere letzten Interviews durch und wagten uns dafür bis nach Österreich. Nach den Gesprächen trafen wir uns am Lech wieder. Der österreichische Teil des Lechs ist weitestgehend unberührt und in seiner natürlichen Schönheit erhalten. Hier endlich bekommen wir eine Ahnung davon, was unsere Gesprächspartner*innen meinten, wenn sie vom wilden Lech sprachen.

Unseren letzten Abend verbringen wir bei Kieselsteinmusik, Gedichten in Allgäuer Mundart und mehr über den Lech in einer Gastwirtschaft.

// Am Ende der Woche waren wir voller Dankbarkeit für die Gespräche und die Einblicke die unsere Gesprächspartner*innen uns in ihre Leben gewährt haben. Es war eine intensive und anstrengende Woche, oft saßen wir bis spät in die Nacht an unseren Texten.

Sigrun Lange // WWF

Ein Jahr später halten wir nun ein Buch in den Händen, dass uns an diese schöne und inspirierende Woche erinnert.


Ein paar von uns waren im Januar noch einmal gemeinsam am Lech bei der Buchpräsentation, konnten Zeitzeug*innen wiedersehen und berichten davon, wie begeistert das Buch angenommen wurde. Und so denken wir alle mit einem Lächeln an den Lech.


Wer nun gerne sehen mag, wie das Werk in echt aussieht. Das Buch liegt zur Ansicht bei uns im Dekanat im Regal „Ansichtssachen aus dem Fachbereich“ aus und ist in der Bibliothek ausleihbar.


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