,,Bei der Projektarbeit meiner Stiftung zu Biosphärenreservaten weltweit muss ich immer wieder erfahren, dass die lokalen Beteiligten nicht ausreichend ausgebildet sind, um ihren anspruchsvollen Aufgaben gerecht zu werden. Hier muss dringend in Kapazitätsaufbau investiert werden, dazu soll das Biosphere Reserves Institute beitragen.“ (Prof. em. Dr. Michael Succow)
Mit diesem Zitat lässt sich, wie ich finde, gut in das Thema einleiten.
Im Gewusel und Agieren der diesjährigen Klimaaktionswoche vielleicht etwas untergegangen, fand die feierliche Eröffnung des Biosphere Reserves Institute (BRI) statt. Ort des Geschehens war das Wilhelm-Pfeil-Auditorium auf dem Waldcampus, in dem am 29. November 2019 zur Gründungsfeier des künftigen Kompetenzzentrums zur umfassenden Unterstützung und Weiterentwicklung von Biosphärenreservaten weltweit geladen wurde. Klingt schon ein bisschen mehr als spannend das Ganze. Und wem geht es nicht auch so? Biosphärenreservate und das dazugehörige Management sind für mich in den Vorlesungen eines der spannendsten Themen. Im Hörsaal klicken plötzlich 200 Kulis. Sieben Thermoskannen und zwölf Kaffeebecher fallen um. Studis die auf einmal mit gespitzten Ohren dem/r Dozenten*in an den Lippen hängen. Ungefähr so populär wie die Aussage: Klausurrelevant! So ging es zumindest mir immer. Zur feierlichen Eröffnung wurde jedenfalls geladen und das ließ ich mir nicht zwei Mal sagen. Aber worum geht es im BRI eigentlich genau? Biosphärenreservate als Modellgebiete helfen dabei, Lösungen für und aus der Klimakrise zu finden. Das Biosphere Reserves Institute möchte hierzu beitragen, nach der Devise: ,,Erst demonstrieren, dann einen Lösungsschritt feiern‘‘.
Bereits 2017 ging die HNEE eine Partnerschaft mit der Michael Succow Stiftung und Europarc Deutschland zur Förderung von Biosphärenreservaten ein. Daraus entstand das biosphere.center. Damit war der Grundstein für ein Kompetenzzentrum zur umfassenden Unterstützung und Weiterentwicklung von Biosphärenreservaten weltweit gelegt. Darauf aufbauend ist inzwischen ein weiterer wichtiger Schritt gelungen: Im Rahmen eines Förderprogrammes des Landes Brandenburg kann die HNEE das Thema Biosphärenreservate langfristig fokussierter und strategisch angehen. Das Programm, als Innovations- und Karrierezentrum der Hochschule angelegt, umfasst drei Säulen:
Da wäre zunächst einmal der internationale Master-Studiengang „Biosphere Reserves Management“, der im Wintersemester 2020/21 an den Start gehen soll. Dieser beinhaltet nicht nur drei neue Professuren an der HNEE sondern auch eine Lehrbeteiligung fast aller Fachbereiche.
Als zweite und dritte Säule ein Graduiertenkolleg zu wissenschaftlichen Arbeiten mit Bezug zu Biosphärenreservaten, in Kooperation mit der Leuphana-Universität Lüneburg und der in diesem Zusammenhang fünf besetzten Promotionsstellen sowie einem Forschungskreis zur Identifikation und Förderung von Forschungsvorhaben über Biosphärenreservate. Uhh la la, das klingt alles ziemlich anspruchsvoll.
Markus Koenecke vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur (MWFK) in Brandenburg erklärte im Rahmen der Gründungsfeier noch einmal die Besonderheiten des oben beschriebenen Programmes, vor allem in Bezug auf die Promotionsstellen. Es geht dabei vor allem darum, für einen hochschulübergreifenden, fruchtbaren sowie kritischen Austausch zu sorgen und qualitätsgesicherte Promotionsaufgaben zu übernehmen sowie Promotionen hervorzubringen. Vor allem sollen Hochschulen für angewandte Wissenschaften wie die HNEE mit Hilfe einer kooperativen Promotion mit einer Partner-Universität in die Lage versetzt werden eigene Promotionsthemen vorzugeben. Axel Vogel, unser frischer Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz hielt ebenfalls einen Vortrag.
Mit dem BRI wird demnach erstmals eine wissenschaftliche Einrichtung zur umfassenden Unterstützung und Weiterentwicklung von Biosphärenreservaten etabliert. Die Deutschen Biosphärenreservate genießen international einen guten Ruf. Gemessen an den Aufgaben, die mit den nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen definiert sind, ist aber selbst in Deutschland noch Luft nach oben.
„Aber auch international müssen die Kapazitäten der Akteurinnen und Akteure in Biosphärenreservaten weiter gestärkt werden, wenn das Konzept der Biosphärenreservate den erwünschten Beitrag zur Lösung brennender Fragen leisten soll“, sagt Uli Gräbener, Geschäftsführender Direktor des neuen Biosphere Reserves Institutes. Gefragt sind innovative Praktiken für die Landnutzung der Zukunft. Dabei ist Forschung unerlässlich, um nachhaltige Lösungen zu finden, zu etablieren und diese langfristig zu begleiten. Mit einem neuen Institut, getragen von den Fachbereichen für Wald und Umwelt, Landschaftsnutzung und Naturschutz und Nachhaltige Wirtschaft, soll diese Lücke geschlossen werden.
Um dem ganzen Vorhaben eine Struktur zu verpassen und die Aktivitäten rund um‘s Biosphären-Reservats-Management irgendwie unter einen Hut oder die selbst gehäkelte Wollmütze zu bekommen hat die HNEE vergangenen Oktober das fachbereichsübergreifende Biosphere Reserves Institute gegründet und das musste natürlich standesgemäß zelebriert werden. Ein ausgetüfteltes Programm gab‘s natürlich auch und so wurden die Gäste in zwei Stunden rund um das Thema Biosphere Reserves Institute informiert. Dabei kamen auch eine Reihe verschiedenster Medien zum Einsatz, die die Aufmerksamkeit des Publikums bis zum Schluss garantierten, wie etwa eine Videobotschaft. Aber mal unter uns, wer sich Freitagnachmittag und vermutlich immer noch unter den Vibes der Demo zum Globalen Klimastreik stehend, nochmal in den Hörsaal setzt, der erwartet auch einiges aufgetischt zu bekommen! Und unser Hochschulpräsident, Prof. Dr. Günther Vahrson, brachte es in seinem Grußwort ganz gut auf den Punkt mit der Frage: Wie passt die Gründung des BRI eigentlich mit den Demos zu FFF und der aktuell globalen/sozialen Bewegung zusammen, die mit der Forderung nach umweltfreundlicheren Alternativen auf die Straße geht? Die Antwort ist ziemlich simpel: Beide bedeuten Klimaschutz! Und um zu den oben erwähnten Medienzurückzukommen, Prof. Dr. Henrik von Wehrden (Leuphana Universität Lüneburg) betonte per Videobotschaft noch einmal die Besonderheiten der Kooperation zwischen Leuphana und HNNE und den positiven ,,radical and revolutionary spirit‘‘ der an unserer HNEE herrsche. Das ist mal ein Wort!
Und da war ja auch noch was mit Promovierenden. Im Rahmen der Feier gab es nämlich noch eine Kurzvorstellung der Promotionsthemen am Graduiertenkolleg des Biosphere Reserves Institute durch die Promovierenden. Eine von Ihnen ist Laura Danzeisen, ehemalige RUNerin und jetzt schon auf der Zielgeraden zum Doktortitel. Naja gut, ganz so bald wird das nicht passieren. Immerhin haben sich die fünf Doktoranden*innen für mindestens vier Jahre verpflichtet. Im Kurzvortrag der Promovierenden wurde deutlich, dass es viel Forschungsbedarf rund um das Thema Biosphärenreservate gibt. Laura wird dabei von Prof. Dr. Vera Luthardt betreut. Bei ihr geht es um das Thema Paludiculture, der flächendeckenden Wiedervernässung von Mooren und deren landwirtschaftliche Nutzung.
Bleibt demnach nur noch eines zu sagen: Was den von Prof. Dr. Michael Succow erwähnten Kapazitätsaufbau im Bereich Biosphärenreservate angeht ist mit der Gründung des BRI definitiv der Weg dafür geebnet worden!
Wer mehr über die Arbeit und Projekte des Biosphere Reserves Institute erfahren möchte, der lese hier weiter: http://biosphere.center/
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