Was macht eigentlich Olef Koch? Einblicke in die Arbeit unseres Alumni
- Aimée Abitz
- 14. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Von 2013 bis 2018 studierte Olef Koch Landschaftsnutzung und Naturschutz an der HNEE. Heute gestaltet er Forschung zum Thema Agroforst an der Universität Hohenheim mit. Im Interview berichtet er von seinem Weg nach dem Studium und gibt spannende Einblicke in seine Arbeit zwischen Wissenschaft und Praxis.

Hallo Olef, wir freuen uns, dass du dir für das Interview Zeit genommen hast! Stell’ dich unseren Leser*innen doch gerne einmal vor.
Vielen Dank für die Einladung! Ich arbeite seit 2023 an der Universität Hohenheim in der Koordinationsstelle für Agroforstsystem–Forschung. Unsere Aufgabe ist es, Akteur*innen im Bereich Agroforst zu vernetzen und gemeinsam neue, zukunftsrelevante Forschungsprojekte zu initiieren. Außerdem bringen wir Agroforst in die Lehre der Universität ein, unter anderem durch ein eigenes Modul und durch praktisches Lernen auf den Versuchsflächen der Uni.
Wie bist du zur Agroforstwirtschaft gekommen, und warum hast du dich nach deinem LaNu–Studium für einen Agroforst–Master in England entschieden?
Meine Begeisterung für Agroforstwirtschaft habe ich schon in der Schulzeit bei einem Auslandsjahr in Neuseeland entdeckt. Dort habe ich in einem ‘Ökodorf’ gelebt und zum ersten Mal von Agroforst gehört, verknüpft mit vielen gesellschaftlichen und landwirtschaftlichen Fragen. In Eberswalde habe ich dann Landschaftsnutzung und Naturschutz studiert und bin dort zusammen mit anderen Studierenden tiefer in die Agroforstwirtschaft eingestiegen. Auf Grundlage meiner Bachelorarbeit haben wir die Agroforst-Versuchsfläche im Löwenberger Land angelegt. Anschließend war ich selbst noch anderthalb Jahre Tutor für das Modul 'Innovative Lehr- und Lernform Agroforst' an der HNEE. Um tiefer in die Agroforstwirtschaft einzusteigen, hat es mich nach dem Bachelorstudium nach Wales gezogen, an die Bangor University, wo ich ‘Agroforestry and Food Security’ im Master studiert habe.
Was begeistert dich denn so sehr an Agroforstsystemen?
Mich fasziniert die Vielschichtigkeit. Agroforst ist eine jahrtausendealte Landnutzungsform, die unglaublich viele Vorteile bringt: Klimaanpassung, Biodiversität, Bodenverbesserung, Wasserrückhalt… Es ist zugleich ein lebendiges, komplexes System, das individuell angepasst werden muss. Wir haben z. B. kürzlich eine Studie zu Winterkulturen im Agroforst veröffentlicht, die zeigt, dass Agroforst Erträge stabilisieren kann, bei jährlich schwankender Wasserverfügbarkeit. Solche Erkenntnisse machen Freude, weil sie wissenschaftlich untermauern, was in der Praxis anekdotisch beobachtet wird.
Wo siehst du aktuell die größten Herausforderungen bei der praktischen Umsetzung von Agroforst?
Es gibt mehrere. Für viele Landwirt*innen ist Agroforst eine ungewohnte Praxis. Gehölze auf Ackerflächen sind erst mal ein Bruch mit der bisherigen Logik. Außerdem spielen rechtliche Hürden und Pachtfragen eine Rolle. Gerade in Süddeutschland arbeiten viele auf gepachteten Flächen. Da muss man genau überlegen, wie sich Investitionen in Gehölze rentieren. Es gibt dafür aber kreative Lösungen. In England zum Beispiel hat ein Landwirt Halbstammapfelbäume gepflanzt, die sich innerhalb der Pachtlaufzeit amortisieren. Wichtig ist, dass man eng mit der Praxis zusammenarbeitet und offen für individuelle Wege ist.
In welchen agroforstwirtschaftlichen Projekten bist du gerade aktiv?
Einerseits koordinieren wir Netzwerke und Austauschplattformen an der Universität, insgesamt sind bei uns über 15 Fachgebiete beteiligt, die Agroforstsysteme aus unterschiedlichsten Blickwinkeln betrachten. Andererseits sind wir direkt an Forschungsprojekten beteiligt, z. B. im Südschwarzwald, wo wir ein partizipatives Projekt wissenschaftlich begleiten. Dabei geht es um Stickstoffeinträge, Klimaanpassung und betriebsindividuelle Lösungen. Gleichzeitig betreiben wir Grundlagenforschung auf unseren Versuchsflächen am Ihinger Hof. Dort messen wir z. B. Wasserflüsse in Agroforstsystemen oder untersuchen den hydraulischen Lift mit Isotopenanalysen.

Gibt es heute noch Verbindungen zur HNEE?
Auch wenn wir aktuell kein gemeinsames Forschungsprojekt haben, ist die Verbindung noch da, und ich freue mich immer über Begegnungen mit Wegbegleitern, Kolleg*innen und ehemaligen Kommiliton*innen aus Eberswalde zum Beispiel auf dem Forum “Agroforstsysteme” oder den Ökofeldtagen. Und in unseren Projekten begegne ich auch immer wieder Absolvent*innen der HNEE, im Südschwarzwald zum Beispiel. Auch in Beratung und Forschung sind viele Eberswalder*innen aktiv. Die HNEE hatte in den letzten Jahren im Bereich der Agroforstwirtschaft wirklich einen spürbaren Einfluss.
Welchen Tipp würdest du Studierenden geben, die sich näher mit Agroforst beschäftigen möchten?
Rausgehen! Projekte vor Ort anschauen, Praktika machen, mitarbeiten. Es gibt viele spannende Pionierbetriebe in Deutschland. Und ich empfehle auch, sich mit den Kulturen, die man im Agroforst anbauen möchte, intensiv zu beschäftigen, nicht nur aus agroforstlicher Sicht, sondern auch aus konventioneller Perspektive. Das schafft Verständnis und hilft bei der Umsetzung. Derzeit laufen zahlreiche spannende Forschungsprojekte in dem Bereich und wenn man an Agroforst aus wissenschaftlicher Perspektive interessiert ist, können sich da tolle Gelegenheiten zur Mitwirkung bieten.
Das ist ein gutes Schlusswort. Vielen Dank für das Gespräch, Olef!
Falls du neugierig geworden bist und mehr zum Thema Agroforstwirtschaft erfahren möchtest, schau doch hier vorbei. Zudem erzählen in der Rubrik 'Was macht eigentlich ...?' unsere Alumni aus ihrer Zeit während und nach dem Studium. Hier findet ihr weitere Interviews dieser Rubrik.
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