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In sechs Tagen zum eigenen Unternehmen? // Modul: Existenzgründung in der Landwirtschaft

Ein Beitrag von Moritz Düchting

Wer träumte nicht schon mal davon, sein*e eigene*r Chef*in zu sein, sich selbst etwas aufzubauen und sich dabei am besten seinen Traum von einem Hof, Start Up, Café oder einem sonstigen Unternehmen zu erfüllen? Um sich auf die Erfüllung dieser Träume vorzubereiten wird für unsere ÖLV*innen und ÖAMer*innen das Wahlpflichtmodul „Existenzgründung in der Land- und Lebensmittelwirtschaft“ in der Blockwoche angeboten. Geleitet wurde der Kurs von

Dr. Marianne Nobelmann und dem externen Dozenten Matthias Zaiser, der als Berater für Betriebsentwicklung und Existenzgründung in der Landwirtschaft arbeitet. In der Blockwoche beschäftigten wir uns sechs Tage lang intensiv mit dem Thema Gründung und

allen Fragezeichen, drum herum.

Es folgt ein persönlicher Erfahrungsbericht

von Moritz Düchting.


Montag // Berufliche Orientierung und Selbstklärung

Mit diesen Themenblöcken starteten wir in den Montagmorgen, die Aufgabe war sich zunächst darauf zurück zu besinnen warum wir denn überhaupt ein Studium im Agrar- und Lebensmittelbereich angefangen haben. Dabei konnten wir unserer Kreativität freien Lauf lassen und Plakate in Kleingruppen gestalten. Diese Arbeitsform haben wir in der Woche noch einige Male angewandt. Anschließend entdeckten wir unsere Karriereanker - was das jetzt ist? Das Ankerkonzept geht auf den Organisationsberater Ed Schein zurück und unterstützt uns dabei Antworten auf die brennenden Fragen zu finden: „Wer bin ich? Was kann ich? Was will ich?“. Die gewonnenen Erkenntnisse wurden dann in Dialoggesprächen reflektiert und am Ende des Tages gab es eine Doku über Neugründer*innen in der Landwirtschaft inklusive Diskussion.


Dienstag // Canvas und KoBaMugasmus

Nachdem am Montag noch die eigene (Gründer*innen)Person im Mittelpunkt stand, wurde es am Dienstag konkreter mit der Beleuchtung der unterschiedlichen Wege in eine Selbstständigkeit in der Landwirtschaft: Neugründung, Übernahme und tätige Beteiligung. Wir konnten unsere eigenen Geschäftsideen in Gruppenarbeit ausarbeiten. Dazu nutzten wir die Canvas Methode (ein Werkzeug zur Entwicklung und Beschreibung von Geschäftsmodellen), um unsere Ideen wie eine Bioimkerei, hofeigene Ölherstellung oder ein Hofcafé, zu analysieren. Eine Gruppe wendete die Methode auf das KoBaMugasmus hier in Eberswalde an. Warum genau das vegan vegetarische Café? Weil es am Abend noch eine Exkursion dorthin gab.

Basti, der das KoBaMugasmus letztes Jahr mit seiner Freundin Zora gründete, stand uns dann Rede und Antwort zu allen Fragen, die wir so an die Gründung hatten oder die sich auch durch die Gruppenarbeit herausgebildet hatten. In gemütlichen Sesseln, mit leckerer Verpflegung, und einem spannenden Vortrag zur Existenzgründung gestaltete sich ein entspannter Ausklang des Tages.


Mittwoch // Wer soll das bezahlen?

Am Mittwoch ging es dann um die „Hard Facts“, was gehört alles in einen Businessplan und wie erstelle ich den? Und was sind die Unterschiede zwischen der kausalen Management-Logik (Ziele setzen – planen – umsetzen) und dem dynamischen Effectuation-Modell? Zum Thema Finanzierung und Finanzplanung waren wir dann im neugebauten Sparkassen-Forum in Eberswalde eingeladen. Michael Scharf und Axel Schulz, die bei der Sparkasse für die Gewerbekund*innen und die Landwirtschaft zuständig sind, erklärten uns wie eine Bank funktioniert und wie eine Kreditvergabe bei ihnen im Haus abläuft. Wieder am Campus gab es von Matthias Zaiser noch einen Vortrag zu alternativen Formen der Finanzierung in der Landwirtschaft, inklusive Beispiel: Kulturland eG.


Donnerstag // So kann's gehen

Nach dem doch sehr frontalen Mittwoch ging es am Donnerstag dann auf Exkursion. Zuerst machten sich die HNEE Busse auf den Weg zu Bio-Alpakaland bei Prenzlau. Anders als der Name es vermuten lässt, handelt es sich dabei nicht um einen Betrieb, der geführte Alpakawanderungen oder ähnliches anbietet, sondern es präsentierte sich der hochtechnisierte Gemüsebaubetrieb von Daniel Riesener und Daniel Götze. Nach einem kurzen Betriebsrundgang über den 16 ha Gemüsebaubetrieb und einer Betriebsvorstellung, inklusive Beamter auf dem Katzenkratzbaum, wurden wir noch mit Gemüsesuppe und veganen Würstchen verköstigt, nachdem uns Daniel und Daniel zu all unseren Fragen Rede und Antwort standen.

Dann verließen wir auch schon den Hof mit seinen drei Alpakas und machten uns auf nach Rothenklempenow zur Höfegemeinschaft Pommern. Auf dem ehemaligen Rittergut wurde dort in der pommerschen Prärie ein großer landwirtschaftlicher Hof, viel Platz für Start-Ups und sonstige weitere Projekte geschaffen. Neben einer Hofführung mit Blick über die ganze Anlage, vom ehemaligen Burgturm, besuchten wir noch die LunchVegaz, die auf dem Hof vegane Convenience Produkte herstellen und Tlaxcalli, die die ersten Bio Tortillas in Europa herstellen. Auf dem Hof gab es noch viele weitere Bereiche und Projekte zu entdecken und wir mussten uns ranhalten, um überhaupt alles zu sehen, so dass unsere HNEE Busse am Ende mit müden, inspirierten Studis voller Impressionen und neuer Ideen zurück nach Eberswalde fuhren.



Freitag // Alles reine Formsache

Nach der Exkursion in die Praxis folgte wieder die Theorie und diesmal ging es um den Prozess der Hofübergabe sowie Rechtsformen und Verträge. Aufgelockert wurden die doch recht trockenen, aber für die Existenzgründung unglaublich wichtigen Themen durch den Vortrag von Heiko Dreyer vom Bioland-Hof Agena Dreyer. Er berichtete uns aus eigener Erfahrung wie es ist, einen Betrieb außerfamiliär zu übernehmen und welche Herausforderungen und Möglichkeiten dabei bestehen. Am Ende des Tages kam noch unser Gründungszentrum zu Besuch und informierte über die Unterstützungsangebote und Förderprogramme an unserer Hochschule.


Samstag // War was?

Ja richtig gelesen Samstag! Die Blockwoche ist meistens die Woche, in der man am meisten für sein Studium macht, so auch samstags ins Seminar gehen. Nach einer Woche voller Input blickten wir zum Abschluss nochmal zurück und dann voraus, auf unsere persönliche Zukunftsvision.

Anschließend konnten wir uns entscheiden: Für die, die noch nicht genug Zahlen und Fakten hatten, gab es noch einen how-to-read and analyze-Jahresabschluss im Rahmen einer Hofübernahme (die Module Betriebswirtschaft und Rechnungswesen lassen grüßen) für die anderen, die den Kurs mit sozialen Fragen ausklingen lassen wollten, gab es einen Film über Hofnachfolge mit Auswertungsgespräch zu den Besonderheiten von Familienunternehmen.

Am Ende wurde von allen noch der Raum aufgeräumt und die zahlreichen Plakate, die von uns in der letzten Woche entstanden sind und alle Wände zierten, abgehangen. Nach einer Woche intensiven Inputs ist es sicher nur eine Frage der Zeit bis die Ersten von uns eigene Betriebe gründen.

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