Seit September 2024 ist Prof. Dr. Eva-Maria Saliu Professorin für das Fachgebiet Ökologische Tierhaltung am Fachbereich Landschaftsnutzung und Naturschutz der HNEE. Sie wird in den Studiengängen Ökolandbau und Vermarktung (B.Sc.) und Ökologische Landwirtschaft und Ernährungssysteme (M.Sc.) unterrichten. Sie möchte in der Lehre die Freude an Wissensgenerierung und kritischem Denken fördern und die internationale Sichtbarkeit der Forschung an der HNEE stärken.
Im folgenden Interview gibt sie uns spannende Einblicke in Ihren Weg zur HNEE, Ihren Arbeitsalltag als Professorin und Ihre Pläne für die Lehre und Forschung. Danke, dass Sie sich Zeit für uns genommen haben.

Foto 1: Prof. Dr. Eva-Maria Saliu
Seit wann sind Sie eine „LaNu“ und wie kam das?
Offiziell hatte ich meinen ersten Arbeitstag am 2. September, weil der erste ein Sonntag war. Seitdem bin ich offiziell Teil des LaNu-Teams. Im August 2023 habe ich mich auf die ausgeschriebene Stelle als Professorin beworben, die Nachfolge von Herrn Prof. Dr. Hörning. Tatsächlich habe ich die Bewerbung aus dem Urlaub heraus geschrieben und hätte nie gedacht, dass ich überhaupt eingeladen werde. Kurze Zeit später, im Dezember, hatte ich dann das Hearing (Bewerbungsgespräch), was wirklich sehr nett war. Im Januar bekam ich einen Anruf vom Präsidenten Prof. Dr. Barth, dass ich auf Listenplatz 1 stünde. Ich habe mich natürlich sehr gefreut, auch wenn es noch ein bisschen dauerte, bis ich tatsächlich anfangen konnte.
Vorher war ich an der Freien Universität Berlin tätig, wo ich in der Tierernährung gearbeitet habe. Ursprünglich bin ich Tierärztin, habe Tiermedizin studiert und anschließend in der Tierernährung promoviert. Dort habe ich in der Forschung und auch in der Lehre gearbeitet und gleichzeitig praktische tiermedizinische Tätigkeiten ausgeübt. Der Wechsel an die HNEE war für mich eine spannende Möglichkeit, einen neuen Schwerpunkt zu setzen.
Wie sieht ein typischer Tag als Professorin im Fachbereich aus?
Einen wirklich typischen Tag gibt es eigentlich nicht, aber generell zieht sich die Lehre durch den Alltag. An einer Hochschule für angewandte Wissenschaften wie der HNEE ist die Lehre sehr präsent – sei es in der Vorbereitung oder direkt im Hörsaal. Hier unterrichte ich insbesondere in den Studiengängen Ökolandbau und Vermarktung (B.Sc.) und Ökologische Landwirtschaft und Ernährungssysteme (M.Sc.) und in einigen Studiengangsübergreifende Modulen, wie Einführung in die nachhaltige Entwicklung. Thematisch passend zu meinen bisherigen Kenntnissen, habe ich auch schon angemerkt, dass ich gerne im neuen Studiengang Ernährungs- und Agrarkultur nachhaltig gestalten (B.Sc.) mitwirken möchte.
Neben der Lehre gibt es viele andere Aufgaben: Forschung, Projektanträge, Projektverwaltung und -durchführung sowie Betreuung von Abschlussarbeiten. Außerdem gibt es viel Austausch mit Kolleg*innen innerhalb und außerhalb der Hochschule.
So bin ich gerade damit beschäftigt, einen Servicebereich aufzubauen, der unter anderem eine Fütterungsberatung für Praxisbetriebe und Privatpersonen, sowie die Herstellung von Mischfuttermitteln beinhaltet. Das Ziel ist, kleine Futtermengen für Betriebe der Region herzustellen, die von großen konventionellen Anbietern oft nicht bedient werden, weil diese nur große Mengen produzieren. Damit können wir regionale Wertschöpfungsketten stärken und gleichzeitig Studierende in diese praxisorientierte Arbeit einbinden. Darüber hinaus möchten wir auch eine Futtermittelanalyse im Labor aufbauen, um Betrieben und Projekten die Möglichkeit zu geben, ihre Futterqualitäten besser zu prüfen. All diese Komponenten werden eng in die Lehre integriert, damit Studierende die theoretischen Inhalte praktisch anwenden können.
Trotz dieser vielen Aufgaben ist ein Großteil des Tages durch Verwaltungsarbeit geprägt – E-Mails schreiben, Formulare ausfüllen oder Projektanträge bearbeiten. Es ist ein abwechslungsreicher Alltag, der immer wieder neue Herausforderungen mit sich bringt.
Was sind die wichtigsten Themen, mit denen Sie sich beschäftigen?
Hauptsächlich Nachhaltigkeit in der Tierernährung, artgerechte Tierhaltung und der Einsatz von robusten Tierrassen. Ich beschäftige mich auch intensiv mit Faserstoffen in der Ernährung und finde es wichtig, Forschung in diesen Bereichen voranzutreiben.
Was möchten Sie besonders an der HNEE voranbringen?
Ein großes Ziel ist es, das Labor am Stadtcampus stärker zu nutzen – für Abschlussarbeiten, Forschungsprojekte und in der Lehre. Der Aufbau eines funktionierenden Servicebereichs liegt mir ebenfalls am Herzen. In der Lehre möchte ich Prüfungsformate kompetenzorientierter gestalten, weg von klassischen Klausuren hin zu praxisnahen Ansätzen. Ich finde es wichtig, dass Studierende lernen, lösungsorientiert zu denken und sich selbstständig Wissen anzueignen. Ein weiterer Wunsch ist es, interdisziplinäre Zusammenarbeit zu fördern. Studiengangsübergreifende Projekte oder Veranstaltungen sind eine tolle Möglichkeit, Studierende aus verschiedenen Fachrichtungen zusammenzubringen und sie gemeinsam an komplexen Fragestellungen arbeiten zu lassen. Dadurch lernen sie nicht nur voneinander, sondern auch, wie wichtig Kooperation für nachhaltige Lösungen ist.
Wie sieht Ihr Kontakt zu den Studierenden aus?
Ich habe viel Kontakt zu den Studierenden, allein durch die vielen Lehrveranstaltungen, die ich betreue. Die Rückmeldungen sind positiv, und es ist schön zu hören, wenn sie sich auf die Kurse freuen. Ich bin am besten per E-Mail erreichbar - es ist mir wichtig, dass die Studierenden wissen, dass sie mit ihren Fragen auf mich zukommen können.
Gibt es noch etwas, was Sie ergänzen wollen?
Ja, ich möchte betonen, wie unterstützend und lösungsorientiert die Atmosphäre an der HNEE ist. Beispielsweise wurde meine Idee, auf kompetenzorientierte Prüfungsformate umzusteigen, direkt positiv aufgenommen. Das ist keine Selbstverständlichkeit, da es juristisch und organisatorisch mit großem Aufwand verbunden ist.
Was mich auch beeindruckt, ist das große Interesse an den Menschen hier – nicht nur an deren Leistung. Das ist ein deutlicher Unterschied zu meiner vorherigen Arbeit, wo oft nur Projekte und Publikationen im Fokus standen. Ich empfinde es als echtes Privileg, hier arbeiten zu dürfen.
Vielen Dank für Ihre Zeit und das aufschlussreiche Gespräch!
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