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Praxisluft schnuppern mit Sarah Diering

Sarah Diering hat ihr Praktikum im Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz (MLUK) in Potsdam absolviert. Sie erzählt uns von ihren Eindrücken.

Sarah beobachtet Kraniche auf Rastplätzen im Nationalpark Unteres Odertal während einer jährlichen NAJU-Vorstandsfahrt (Foto: NAJU)

Hallo Sarah! Seit wann und was studierst du denn in Eberswalde?

Ich studiere LaNu und komme jetzt ins vierte Semester. Das dritte Semester ist bei uns das Praxissemester und als gebürtige Potsdamerin bin ich für das Praktikum wieder zurück in meine Heimat gezogen.


Dein Praktikum hast du beim Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz (MLUK) gemacht. Wie können wir uns dort die Struktur vorstellen?

Das Ministerium hat fünf Abteilungen: Wasser und Bodenschutz; Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Forsten; Umwelt, Klimaschutz und Nachhaltigkeit; Zentrale Angelegenheiten sowie Naturschutz. Mein Praktikum absolvierte ich in der Abteilung Naturschutz im Referat Arten- und Biotopschutz. Die Referate bestehen aus fünf bis zehn Mitarbeitenden und in einer Abteilung, welche fünf oder sechs Referate bündelt, sind circa 50 Personen angestellt. Es benötigt viel Kommunikation zwischen den einzelnen Referaten, da von verschiedenen Themenbereichen oftmals mehrere Referate betroffen sind. Dabei ist es wichtig, dass Entscheidungen verschiedene Hierarchieebenen (Abteilungsleiter*in, Referatsleiter*in, Sachbearbeiter*in) durchlaufen müssen. Das ist oftmals sehr zeitaufwendig, schafft aber Ordnung und Transparenz, da alles zurückverfolgt werden kann.

Leider war das Praktikum nicht bezahlt, darauf konnte ich mich aber natürlich schon vorher einstellen und daher war es für mich in Ordnung.


Wonach hast du deinen Praktikumsplatz mit Blick auf dein Studium ausgewählt und was wolltest du dort insbesondere lernen und vertiefen?

Ich arbeite neben dem Studium beim NABU Brandenburg und kann mir gut vorstellen auch nach meinem Studium weiterhin in der Verbandsarbeit tätig zu sein. Allerdings wollte ich mir vorher auch Einblick in die „andere Seite“ verschaffen. Und für mich ist die andere Seite eben das Ministerium, da unsere politischen Forderungen oftmals an das Ministerium adressiert sind.


Und wie war es für dich auf der „anderen Seite“?

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich anfänglich nicht ganz ohne Vorurteile in das Praktikum gestartet bin. Ich hatte von der Behörde ein bestimmtes Bild, wurde jedoch positiv überrascht. Ich konnte dort spüren, wie die Personen mit Herz für den Naturschutz arbeiten und wirklich etwas bewegen wollen. An die Strukturen, also den großen Verwaltungsapparat neben dem fachlichen Aspekt, musste ich mich aber gewöhnen.


Und wie können wir uns deinen Alltag vorstellen? In welchem Bereich hast du dort gearbeitet und welche Aufgaben wurden dir zugeteilt?

Ich hielt mich die meiste Zeit in meinem Büro auf, um am Computer meine Aufgaben zu bearbeiten. Zu meinen drei Hauptaufgaben zählten: Zuarbeiten für Kolleg*innen, Dienstberatungen und Veranstaltungen.

Sarahs Arbeitsplatz in Potsdam (Foto: Sarah Diering)

Die Zuarbeiten gestalteten sich in Form von Recherchen, fachlichem Knowhow und dem Sachstand zu brandaktuellen Themen, die ich in einem sog. „Vermerk“ darstellte. Zu bearbeitende Themen waren beispielsweise Erneuerbare Energien, Fledermäuse bei Windkraftanlagen oder Insekten- und Wiesenbrüterschutz auf Grünland. Die Wiesenbrüter, auch Wiesen Limikolen genannt, sind zum Beispiel sehr stark bedroht und in Brandenburg sind noch keine ausreichenden Schutzmaßnahmen etabliert. Die Zuarbeiten haben wirklich Spaß gemacht, da es keine Schubladenaufgaben waren, sondern ich meine Kolleg*innen bei wichtigen Themen unterstützen konnte. Außerdem hat es mich sehr gefreut, dass häufig nach meiner Meinung gefragt und diese auch berücksichtig und zum Teil übernommen wurde.

Bei den Dienstberatungen, die auf den verschiedenen Ebenen abgehalten werden, durfte ich beisitzen. Am Anfang der Woche setzen sich zunächst die Leitungen der einzelnen Referate in der Abteilung zusammen und bringen sich gegenseitig auf den aktuellen Stand. Anschließend finden Beratungen in den einzelnen Referaten statt, in welchen Aufgaben verteilt, Diskussionen abgehalten und Termine besprochen werden.

Und zuletzt durfte ich bei Veranstaltungen wie Weiterbildungen und Seminaren, an denen Kolleg*innen teilnahmen oder mitgewirkt haben, dabei sein. Beispielsweise habe ich einen Kollegen zu einem Beteiligungsprozess über Klimafolgenanpassung in Brandenburg begleiten. Da dies momentan Thema im Ministerium ist, sollen alle Beteiligten in den Prozess mit eingebunden werden.


Und was hat dir am meisten Spaß gebracht?

Die Zusammenarbeit mit meinen Kolleg*innen! Sie haben mich wirklich sehr lieb aufgenommen. Auch privat trafen wir uns nach der Arbeit, wie beispielsweise auf dem Weihnachtsmarkt. Inhaltlich hat mir die Auseinandersetzung mit dem Thema Fledermäuse am meisten Spaß gebracht, weil ich diese Tiergruppe schon vor meinem Praktikum sehr interessant fand. Die Dienstberatungen möchte ich ebenso nicht missen, da ich dort einen Einblick in die Struktur und Arbeit erlangen konnte.

Sarah pflegte letzten Sommer eine Fledermaus (Foto: Sarah Diering)

Kannst du dir jetzt auch vorstellen später dort zu arbeiten? Oder möchtest du wieder zurück zu der Verbandsarbeit?

Das ist eine gute Frage. Darüber habe ich mir tatsächlich auch schon viele Gedanken gemacht. Im Moment sagt mir die Verbandsarbeit etwas mehr zu. Ich habe viele Ideen und Idealvorstellungen, die ich in meine Arbeit einbringen und umsetzen möchte. Das geht im Ministerium nur begrenzt. Außerdem finde ich die nicht so stark ausgeprägten Hierarchieebenen im Verband angenehmer. Auf der anderen Seite ist die politische Arbeit im Ministerium spannend, da ich hier an bestimmten Hebeln sitzen würde. Bei Veranstaltungen des NABU zu politischen und fachlichen Themen werde ich momentan in meinem Minijob aufgrund meiner Erfahrungen aus meinem Praktikum mehr eingebunden und mein aufgebautes Netzwerk nutzen und weiter auszubauen zu können.


Angenommen ein Studi interessiert sich ebenfalls für „deine“ Praktikumsstelle für das eigene Praktikum. Was wären deine Hinweise? Was sollte die Person mitbringen, um hier ein ertragreiches Praktikum zu absolvieren?

Die Person sollte sich selbst organisieren können. Es wird sehr auf die eigenen Interessen Rücksicht genommen, da die Entscheidung, welche Aufgabengebiete bearbeitet werden, selbst getroffen werden kann. Das Arbeiten ist dann jedoch sehr selbstständig strukturiert. Außerdem sollte sich die Person schon im Vorfeld über die politische Struktur in Brandenburg informieren und wissen, welche Aufgaben die einzelnen Institute, Verbände und die Politik innehaben. So fällt es auch leichter, Anschluss in den Dienstberatungen zu finden.

Ich würde LaNus das Praktikum für einen Einblick in einer Behörde empfehlen, um neben den „Standard-“Praktikumsstellen, wie z.B. Ranger*in in Naturschutzgebieten, auch eine Vogelperspektive einzunehmen, in den fachlichen Austausch zu gehen und diese Erfahrungen für die Berufswahl zu nutzen.


Vielen Dank für das Gespräch und das Teilen deiner Eindrücke in deinem Praktikum


Jede*r am Fachbereich Landschaftsnutzung und Naturschutz wird im Laufe des Studiums ein Praktikum oder sogar ein ganzes Praxissemester absolvieren. In unserer Rubrik „Praxisluft schnuppern mit ..." interviewen wir regelmäßig Studis um von ihren Erfahrungen aus dem "echten" Leben zu hören. Hier findet ihr weitere Interviews dieser Rubrik.

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