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Praxisluft schnuppern mit Aimée Abitz

Lust auf Sonne und Wein? Aimée Abitz hat ihr Praktikum in einem Biosphärenreservat inmitten von Weinreben in Südafrika absolviert. Hier erzählt sie uns von ihren Eindrücken.

Aimée vor dem Franshoek Valley (Foto: Aimée Abitz)

Hallo Aimée! Erstmal zu den Basics: Seit wann und was studierst du in Eberswalde?

Hey Sarah! Ich studiere seit dem Wintersemester 2021 Landschaftsnutzung und Naturschutz, LaNu, an der HNEE und bin momentan im dritten Semester, dem Praxissemester. In Eberswalde werde ich erst wieder Mitte Februar sein.


Wie hat sich die Suche nach einem Praktikumsbetrieb gestaltet?

Mein Freund Lukas und ich wollten unser Praktikum gemeinsam im Ausland absolvieren. Lukas studiert nachhaltiges Tourismusmanagement und wir dachten, Tourismus und Naturschutz passt ganz gut zusammen. Ursprünglich suchten wir uns über die Plattform Workaway Betriebe weltweit und entschieden uns nach einigen Angeboten zunächst für eine NGO im Libanon. Dann erzählte uns aber ein Freund von dem Cape Wineland Biosphärenreservat in Südafrika, das eines von fünf Biosphärenreservaten im Western Cape ist. Nach einem Online-Call war die Sache dann schon entschieden. Momentan sind auch noch vier andere Studierende aus Eberswalde hier.


Und wie können wir uns Deinen Alltag vorstellen? In welchem Bereich arbeitest du dort und welche Aufgaben wurden dir zugeteilt?

Ursprünglich bin ich mit der Erwartung angereist, dass Biosphärenreservate hier genauso funktionieren wie in Deutschland und ich als Rangerin aktiv werden und u.a. Forschung an wilden Tieren betreiben kann. Der Fokus liegt hier jedoch eher auf Bildung und Entwicklung. Während des Praktikums darf ich in einigen Projekten mitwirken. In meinem Lieblingsprojekt, dem STEAM-Y Projekt (Science, technology, engineering, art, mathematics for youth), holt ein „Science-Bus“ alle drei Wochen Kinder aus den lokalen Communities ab und fährt sie zu unterschiedlichen Orten, z.B. in die Berge. Dort werden Umweltbildungseinheiten mit den Kindern durchgeführt. Nach kurzer Zeit habe ich schon eigene Einheiten entwickelt, beispielsweise zu Insekten. Neben eintägigen Touren gibt es auch Wochenexkursionen mit den Kindern in den Bergen. Praktisches Lernen ist hier die Devise.

Aimée erläutert im Projekt STEAM-Y die Unterschiede zwischen den Mikroorganismen im Wasser (Foto: Aimée Abitz)

morgendliches Yoga am zweiten Tag der Exkursion in Franshoek (Foto: Aimée Abitz)

Außerdem wirke ich noch bei dem Be Resilient Project mit, einem Pilotprojekt von UNESCO. Dabei generieren Menschen aus lokalen Communities Daten zur Wasserqualität ihrer Flüsse, welche in der Forschung ausgewertet werden. Unsere Aufgabe als Biosphärenreservat ist es, die Menschen zu „Citizen Scientist“ auszubilden. Zum Beispiel bringen wir allen Communities entlang eines Flusses bei, wie sie die Wasserqualität abiotisch und biotisch bestimmen können. Zusätzlich wird dabei eine Bindung zwischen den Communities aufgebaut, obwohl sie Konflikte aufgrund unterschiedlicher Kulturen austragen. Menschen und Forschung werden hier auf schöne Weise vereint. Zusätzlich können die Menschen durch das Projekt ein wenig Geld verdienen, es ist jedoch keine Festanstellung. Ihre erlernten Kompetenzen können sie dann aber in ihrem Lebenslauf vorweisen und haben dadurch bessere Chancen bei ihrer Jobsuche und Bewerbung an der Universität.

Neben diesen zwei größten Projekten gestalte ich zudem auch gerne Präsentationen oder Filme (wie diesen) für die Öffentlichkeitsarbeit. Nebenbei habe ich noch ein kleines „Büchlein“ über die Arbeitsweise eines Biosphärenreservates und Wasser verfasst. Dabei erläutere ich, wie ein Biosphärenreservat aufgebaut ist, welche Funktionen es erfüllt und welche Ziele es anstrebt. Zum anderen wird ein Bezug zwischen Wasser und dem Biosphärenreservat hergestellt und anhand von zwei Biosphärenreservaten im Western Cape Probleme und Lösungen zum Thema Wasser beschrieben.


Was macht dir am meisten Spaß?

Die Entwicklung der Kinder in den Camps zu beobachten! Zunächst wollen die Kinder nur spielen, was ja auch völlig normal ist. Neben dem spielerischen Teil möchten wir ihnen aber auch etwas über die Natur vermitteln. Gemeinsam sprechen wir über das Leben der Bäume, der Tiere und den Zusammenhang zu den Menschen. Dabei bringen wir ihnen komplexe ökologische Strukturen spielerisch näher. Schon nach kurzer Zeit kann ich das Leuchten in ihren Augen sehen.


Wie ist es für dich in Südafrika zu leben? Was nimmst du von der Zeit dort mit?

Es gibt Tage, an denen ich große Zweifel habe. Ich, als weißes, privilegiertes Mädchen, welches anfangs kein gutes Englisch sprach, wollte den Menschen hier erklären, wie Naturschutz betrieben wird. Bis mir klar wurde, mit welchen Problemen sie im Alltag zu tun haben. Es gibt weiterhin systematischen Rassismus und enorme soziale Disparitäten. So leben einige Menschen in den schönsten Cottages und in der gleichen Stadt Menschen in Wellblechhütten, ohne fließend Wasser oder ein Müllabfuhrsystem. Es ist hart, diesen Unterschied mitanzusehen. Gleichzeitig ist es eine wichtige Erfahrung für mich, da ich mich selbst reflektiere und sich mein Verständnis zur Welt verändert. Es stärkt mich darin, was ich später machen und wo ich helfen möchte.

Wenn ich dann aber das Funkeln in den Augen der Kinder sehe, mit denen wir zusammenarbeiten, wird mir wieder bewusst, dass mein Aufenthalt hier einen Wert hat. Außerdem ist das Land gerade für Lanus unglaublich faszinierend! Es gibt „Sugar“-Büsche aus der Familie der Protea, die nach Honig riechen, atemberaubend schöne Tiere und der Sternenhimmel ist unbeschreiblich! Ich habe sogar geweint, als ich zum ersten Mal einen Elefanten gesehen habe. Außerdem gehe ich auch sonntags in die Kirche, da sich dort alle Menschen unabhängig von ihrer Herkunft auf Augenhöhe begegnen.

Elefantenfamilie im Addo Elephant Park (Foto: Aimée Abitz)

Auf einer Wanderung in den Bergen in Franshoek entdeckte sie die Nationalpflanze Kingprotea (Foto: Aimée Abitz)

Inwiefern ist Dein Praktikum für Deine berufliche Orientierung hilfreich? Kannst du dir vorstellen später dort zu arbeiten?

Ich kann mir sehr gut vorstellen, auch später in einem Biosphärenreservat zu arbeiten! Es bietet viele Möglichkeiten, da es Umweltbildung und Forschung vereint. Vielleicht nicht ganztags, da ich später nebenbei noch imkern möchte, aber das lässt sich ja gut mit einem Biosphärenreservat kombinieren. ;) Südafrika ist mir jedoch etwas zu weit von meiner Familie entfernt.


Angenommen ein Studi interessiert sich ebenfalls für dieses Biosphärenreservat. Was wären deine Hinweise? Was sollte die Person mitbringen, um hier ein ertragreiches Praktikum zu absolvieren?

Gute Englischkenntnisse sind schon sehr wichtig, um den Einstieg zu erleichtern. Und eine gewisse Flexibilität, da hier nicht alles nach Plan läuft. ;) Wenn es mal zu viel wird, sollten mutig Grenzen gesetzt werden. Hilfreich ist, von Anfang an klar zu kommunizieren, was im Praktikum gelernt und umgesetzt werden möchte.

Es soll auch in Zukunft eine Partnerschaft zwischen der HNEE und dem Cape Wineland Biosphärenreservat aufgebaut werden. Also traut euch, es lohnt sich!


Vielen Dank für das Interview und genieß die verbleibende Zeit in Südafrika!


Jede*r am Fachbereich Landschaftsnutzung und Naturschutz wird im Laufe des Studiums ein Praktikum oder sogar ein ganzes Praxissemester absolvieren. In unserer Rubrik „Praxisluft schnuppern mit ..." interviewen wir regelmäßig Studis um von ihren Erfahrungen aus dem "echten" Leben zu hören. Hier findet ihr weitere Interviews dieser Rubrik.

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