Vera Scheidt hat ihr Praktikum bei der Schutzstation Wattenmeer e.V. Puan-Klent auf Sylt gemacht. Sie erzählt uns von ihren Eindrücken auf der Insel und gewährt uns einen Einblick in die Arbeit am Meer.
Moin Moin Vera! Seit wann und was studierst du eigentlich in Eberswalde?
Seit dem Wintersemester 2021 studiere ich Landschaftsnutzung und Naturschutz (LANU) an der HNEE und bin momentan im 3. Semester. Da dies in unserem Studiengang das Praxissemester ist, bin ich gerade frisch aus dem Praktikum auf Sylt zurück nach Eberswalde gezogen.
Willkommen zurück! Wonach hast Du Deinen Praktikumsbetrieb mit Blick auf dein Studium ausgewählt und was wolltest Du dort insbesondere lernen und vertiefen?
Ich habe mich zunächst darüber informiert, welche Themenbereiche bei uns im Studium nicht weiter vertieft werden. Dadurch bin ich auf das Meer gestoßen. Außerdem verknüpfe ich Kindheitserinnerungen mit dem Meer, da ich mit meiner Familie oft den Urlaub an der Ostsee verbracht habe. Ich wollt unbedingt für eine längere Zeit am Meer leben und dieses Ökosystem kennenlernen.
Und wie können wir uns Deinen Alltag vorstellen? In welchem Bereich hast du dort gearbeitet und welche Aufgaben wurden dir zugeteilt?
Die Schutzstation, in der ich gearbeitet habe, ist eine von 17 Schutzstationen entlang der Schleswig-Hosteinischen Nordseeküste. Fünf davon sind auf Sylt angesiedelt und ich war in Puan-Klent. Puan-Klent ist kein Ort, sondern ein Jugenderholungszentrum, in welchem auch die Station untergebracht ist. Dort wird Umweltbildung mit den Schulklassen betrieben, die im Jugenderholungszentrum untergebracht sind. Die Schüler*innen sind zwischen acht und dreizehn Jahre alt. Es finden aber auch unabhängig vom Jugenderholungszentrum Führungen mit anderen Insel-Besucher*innen statt. Alle Führungen, Termine und jegliche Verwaltung werden von Freiwilligen organisiert. Neben Praktikant*innen wie mir waren auch Personen in den Stationen untergebracht, die ein freiwilliges ökologisches Jahr (FÖJ) oder den Bundesfreiwilligendienst (BFD) absolvierten.
Es gab drei Hauptaufgaben: Öffentlichkeitsarbeit, hilfswissenschaftliche Arbeiten und die Gebietsbetreuung. Die Öffentlichkeitsarbeit beinhaltete Führungen wie Nacht-, Watt- und Strandwanderungen sowie Bernstein-Schleifen. Bei den hilfswissenschaftlichen Arbeiten ging es um Monitoring wie die Zählung von Müll im Spülsaum (angeschwemmte Ablagerungen aus Pflanzen- und Tierresten) oder große Vogelzählungen. Ich durfte auch bei Seetierfängen dabei sein, bei denen die gefangenen Tiere gezählt wurden. Natürlich durften die Tiere danach wieder zurück ins Meer. ;) Wir haben außerdem Seehunde auf Sandbänken gezählt.
Bei der Gebietsbetreuung wurde kontrolliert, ob Auffälligkeiten zu beobachten sind. Dazu zählen beispielsweise unsachgemäß entsorgter Müll, Totvögel oder nicht angeleinte Hunde sowie der Entwicklungsstand der Pflanzen in der Vegetation.
Wie waren die Veranstaltungen aufgebaut, die du durchgeführt hast und welche Fähigkeiten musstest du mitbringen?
Ich habe täglich höchstens vier Veranstaltungen à 1,5 Stunden durchgeführt, weil eine Veranstaltung allein durch das viele Reden schon relativ anstrengend war. Außerdem musste ich immer aufmerksam sein mit den ca. 20 Schüler*innen pro Veranstaltung. Angenehm war, dass wir zu dritt im Team wöchentlich abgesprochen haben, wer welche Führungen durchführt. Somit konnten wir unseren Wochenplan abwechslungsreich gestalten.
Zu Beginn des Praktikums musste ich einen Erste-Hilfe-Kurs vorweisen, um bei Notfällen adäquat reagieren zu können. Außerdem hatten wir immer einen Rucksack mit einem Kompass, einer Leuchtfackel und einer Schnur dabei, um auf Gefahren wie beispielsweise Seenebel reagieren zu können. Am Anfang lernten wir in einer Einführungsveranstaltung, mit diesen und weiteren Gefahren umgehen zu können. Ebenfalls wurde uns dort gezeigt, wie wir den Kindern spielerisch das Meer und das Watt näherbringen. Es gab für jede Veranstaltung ein fertiges Konzept, das ich mir zur Vorbereitung durchlas. Darüber hinaus holte ich mir Tipps von schon erfahrenen Teammitgliedern ein.
Was hat dir am meisten Spaß gemacht?
Das ist schwierig zu beantworten, denn alles steht und fällt mit der Gruppe, die du betreust. Ich würde sagen, dass mir die Wattwanderungen am besten gefallen haben, weil ich die Schüler*innen dabei erstmal eigenständig das Ökosystem erforschen ließ. Wenn sie Muscheln, Schnecken o. ä. fanden, konnte ich ihnen ein paar „special facts“ dazu erzählen. Dann habe ich immer das Strahlen in den Augen gesehen und wusste: Wenn sie wieder zu Hause sind, werden sie genau das erzählen!
Und natürlich die Erfahrungen im Team! Ohne all die netten Menschen dort wäre mein Praktikum nicht halb so schön gewesen.
Inwiefern war Dein Praktikum für Deine berufliche Orientierung hilfreich? Kannst du dir vorstellen später dort zu arbeiten?
Durch das Praktikum habe ich wieder mal bemerkt, dass es mich in den Norden zieht. Das Meer ist ein so wichtiges Ökosystem, sodass ich dort weiterhin gerne Naturschutz betreiben möchte. Auch könnte ich mir vorstellen, in Zukunft Führungen anzubieten und zeitgleich Studien zu begleiten. Mir gefällt die Abwechslung von Wissenschaft und Bildung sowie das Arbeiten drinnen und draußen sehr gut. ;)
Angenommen ein Studi interessiert sich ebenfalls für „Deinen“ Betrieb für das eigene Praktikum. Was wären Deine Hinweise? Was sollte die Person mitbringen, um hier ein ertragreiches Praktikum zu absolvieren?
Die Person muss sich dessen bewusst sein, dass es kein Praktikum in der Forschung, sondern eher in der Umweltbildung ist. Wir sammeln zwar auch Daten beim Monitoring, aber die Auswertung findet im Hintergrund statt. Wer den Lebensraum Meer, Strand, Watt und das Leben auf der Insel kennenlernen möchte, ist hier genau richtig. Sylt ist landschaftlich phänomenal! Und wasserdichte Kleidung wäre natürlich auch nicht schlecht. ;)
Jede*r am Fachbereich Landschaftsnutzung und Naturschutz wird im Laufe des Studiums ein Praktikum oder sogar ein ganzes Praxissemester absolvieren. In unserer Rubrik „Praxisluft schnuppern mit ..." interviewen wir regelmäßig Studis um von ihren Erfahrungen aus dem "echten" Leben zu hören.
Hier findet ihr weitere Interviews dieser Rubrik.
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