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Christoph Struve

Teampreneurship | Gemeinschaftlich unternehmerisch handeln und wirken

Aktualisiert: 9. Okt.

Auch im Sommersemester 2024 wurde zum 2. Mal durch Dr. Marianne Nobelmann das fachbereichsübergreifende Modul "Teampreneurship – Gemeinschaftlich unternehmerisch handeln und wirken" angeboten. In zwei Beiträgen teilen die Studierenden Elisabeth Delor und Christoph Struve ihre Lernerträge aus diesem Modul. Dabei fokussiert Elisabeth “Feedback geben und nehmen” und Christoph beschäftigt sich mit der großen Frage “Wo will ich hin und was brauche ich dafür?”. Hier lest ihr den Artikel von Christoph. Der Artikel von Elisabeth folgt im nächsten Beitrag, am Donnerstag :)


Abbildung: Christoph Struve - eigene Darstellung, KI-generiert


Wo will ich hin und was brauche ich (dafür)?

Diese beiden Fragen kann man sich in den unterschiedlichsten Lebensbereichen stellen und nicht selten öffnen sie einen Pool mit noch tieferen Fragen. Das Unangenehme daran? Sie bieten meistens keine greifbaren Lösungen. So ähnlich ging es mir auch in einem Moment im Modul „Teampreneurship – gemeinschaftlich unternehmerisch handeln und wirken“, das ich im zweiten Semester meines Masterstudiums besuchen durfte. Meine Motivation, das Modul zu belegen, lag darin, mehr über die Herausforderungen von Unternehmensgründungen zu erfahren und alternative Organisationsformen kennenzulernen. Besonders der zweite Punkt überzeugte mich, nachdem ich in einem anderen Modul (Nachhaltiges Personalmanagement) viel über die Holakratie lernen durfte. Eine weitere große Motivation war, dass ich zunehmend spürte und beruflich festgestellt habe, dass die klassischen Organisationsmodelle zu einer Art Spannung in mir führen und scheinbar nicht mehr im Einklang mit meinen Bedürfnissen stehen. Diesen Einklang jedoch benötige ich, um in einer sicheren Beziehung zu meiner Arbeit zu sein. Aber was hat das nun mit „gemeinschaftlich Gründen und Handeln“ zu tun?

Der Name des Moduls mag zunächst irreführend erscheinen, doch es bot mir eine wertvolle Plattform, um mich intensiv mit folgenden persönlichen Fragestellungen auseinanderzusetzen. Alles begann sehr unscheinbar. Unsere Dozentin, Dr. Marianne Nobelmann, bat uns vor dem zweiten Teil des Kurses, etwas zu lesen, und zwar die verschiedenen idealtypischen Organisationsmodelle, einem Ausschnitt aus „Die entfaltete Organisation“ von Bettina Rollow und Joana Breidenbach. Schon beim Lesen dieser Seiten spürte ich, dass der Fragenpool in meinem Kopf immer größer wurde, sich das Thema ausbreitete und ich langsam zu reflektieren begann.

Was will ich eigentlich? Was brauche ich dafür? Welche Arbeitsumgebung fühlt sich gut und sicher an? Viele weitere Fragen ploppten nach und nach in mir auf, gaben mir jedoch keine Antworten. Eine Frage wirkte besonders nach: Will ich fremdorganisiert arbeiten, weil es in den Unternehmen am weitesten verbreitet und mir bekannt ist? Fühlt es sich deshalb sicherer an? Und löst gleichzeitig völlige Selbstorganisation eher Unsicherheit aus? Während ich das Dokument über verschiedene Organisationsmodelle las, wurde mir klar, wie unterschiedlich Arbeitsumgebungen gestaltet sein können. Vom autokratischen Modell, indem Entscheidungen zentral getroffen werden, bis hin zur völligen Selbstorganisation, bei der jede:r Mitarbeiter:in eigenverantwortlich arbeitet – jedes Modell mit seinen eigenen Vor- und Nachteilen inklusive meiner persönlichen Interessen und Unsicherheiten.


Hierarchien und bürokratische Strukturen bieten klare Anweisungen sowie definierte Prozesse und können mir Sicherheit und Stabilität vermitteln, lassen aber oft dadurch wenig Raum für Kreativität und Mitbestimmung (Breidenbach & Rollow, 2023). Hier stellt sich die Frage: Fühle ich mich wohler in einem hierarchischen System, das mir klare Vorgaben gibt, oder brauche ich mehr Freiheit im Unternehmen, um meine Ideen einzubringen?


Partizipative und agile Modelle dagegen setzen auf Beteiligung von Mitarbeiter:innen und allgemeine Flexibilität (ebd.) Sie fördern kollektive Ideenfindungen und die Zusammenarbeit im Team (ebd.). In diesen Modellen wird jedoch viel Geduld benötigt und bin ich bereit, mich ständig mit meinen Kolleg:innen abzustimmen und Rücksprache für Entscheidungen oder Prozesse zu halten?


Kompetenzbasierte Hierarchien bieten eine spannende Mischung, indem sie Entscheidungen denjenigen überlassen, die über die entsprechende Expertise verfügen (ebd.). Das kann zu schnelleren und fundierteren Entscheidungen führen, stellt aber auch die Frage: Kann ich damit umgehen, dass nicht zentral eine Person entschiedet, sondern immer jemand anderes?

 

Die passende Umgebung finden

Während meiner Auseinandersetzung mit diesen Modellen ließ ich alle auf mich wirken und ging erst mal mit den Gedanken in den Schlaf. Am nächsten Morgen ging das Reflektieren in eine neue Runde und mir wurde etwas klarer, dass ich mich in einer Arbeitsumgebung wohlfühlen werde, die Flexibilität und Mitbestimmung ermöglicht. Die klassische, strikt hierarchische Struktur ist für mich nicht mehr zeitgemäß und steht meinen Bedürfnissen eher entgegen.

Der Prozess in mir und die Gedanken über „Wo will ich hin und was brauche ich (dafür)?“ ist noch längst nicht abgeschlossen, aber ich bekomme zunehmend ein besseres Gespür dafür, was sich gut anfühlen kann. Für mich persönlich bedeutet das, dass ich zurzeit in einer agilen oder partizipativen Umgebung am besten aufgehoben bin, in der ich meine Fähigkeiten einbringen und gemeinsam mit anderen wachsen kann. Zudem muss das Umfeld auf Vertrauen, Eigenverantwortung, Zusammenarbeit basieren und sich übergreifend richtig anfühlen.


Erfahrungen und persönliche Erkenntnisse

Durch diese kurze, aber intensive Auseinandersetzung mit den Organisationsmodellen und dem Reflektieren habe ich für mich herausgefunden, dass Erfahrungen nicht zwangsläufig immer über die Arbeitspraxis gesammelt werden müssen, sondern dass ein erster Schritt die persönliche Abfrage über Bedürfnisse und Unsicherheiten sein kann. Ich bin mir sehr sicher, hätte ich dies vor der ein oder andern Arbeitserfahrung getan, hätte ich mir durchaus unangenehme Situation ersparen können.


Es geht nicht darum, dass ein Modell grundsätzlich besser ist als das andere. Vielmehr sollte sich jeder die Zeit nehmen, die eigenen Bedürfnisse und Präferenzen zu hinterfragen, um das passende Modell und die Umgebung zu finden. Langfristig glücklich im Job zu sein, erfordert Selbstreflexion, Offenheit für Veränderungen und die Erkundung der vielfältigen Organisationsmodelle. Der Prozess der Selbstreflexion ist für alle, die Zufriedenheit und Erfüllung in ihrer beruflichen Laufbahn anstreben, essenziell und kann ein gutes Sprungbrett sein, um langfristig motiviert und erfolgreich zu arbeiten.




Quellenverweis

Breidenbach, J. & Rollow, B. (2023). Die entfaltete Organisation. 

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