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Was für eine ausgezeichnete Idee!




Sophie Kleinwechter und Franz Große (beide ÖAM) haben für ihr Masterarbeitskonzept für einen die Entwicklung eines ganzheitlichen, agrarökologischen Modellhof den Förderpreis vom „Verein zur Förderung agrar- und stadtökologischer Projekte“ erhalten. Dieser wird zwei Mal jährlich verliehen und ist mit 500 Euro dotiert, um Ideen Projekte im Bereich Agrar- und Stadtökologie zu unterstützen und interessante Themen gut umsetzen zu können.


Nachdem eine Mail von Prof. Dr. Kramer über den ÖAMer*innen-Verteiler zur Ausschreibung des Förderpreises in den Postfächern der Beiden landete, war für Sophie und Franz klar: „Den holen wir uns!“. Zusammen mit einem Gutachten von Dr. Ralf Bloch, einem der betreuenden Dozierenden, schickten sie ihr Konzept mit ausgearbeiteter Problemstellung und Methodik ein, sowie Lebensläufe und Arbeitszeugnisse und hatten Erfolg: am 04. Juli 2018 konnten Sophie und Franz im Rahmen der 26. Akademischen Feierstunde das Preisgeld entgegennehmen.


Die Idee für ihr Projekt, eine Vielzahl von verschiedenen Bestandteilen der Agrarökologie wie Mikroorganismen im Boden, die Produktion vielfältiger Lebensmittel, seltene Arten und Kulturen und widerstandsfähige Anbausysteme zu verbinden, tragen die Zwei schon länger mit sich herum. Viele Höfe arbeiten mit einzelnen Maßnahmen, aber so ein richtiges Rund-um-Paket gibt es noch nicht wirklich, so berichten sie.


Schon 2012 träumte Sophie von ihrem eigenen Hof, belegte einen Permakultur-Design-Kurs in Österreich und beschäftigte sich mit bio-intensiv Gemüsebau mit bodenschonender Bearbeitung. Franz’ Steckenpferd ist das Projekt Agroforst bzw. der Waldgarten.

Der Traum ist in letzter Zeit um einiges greifbarer geworden: In Bad Hersfeld in Hessen haben die beiden bereits ein erstes Hofübernahme-Gespräch geführt. 10 ha Land, auf 3,5 ha Landwirtschaft und eine Gastwirtschaft könnten in Zukunft das Versuchsfeld von Sophie und Franz werden. Einen Hektar haben sie schon mal sicher, um ihre ersten Schritte gehen zu können. So bleibt der in der Masterarbeit ausgearbeitete Modellhof nicht nur Träumerei, sondern soll ab August Stück für Stück Wirklichkeit werden.


Dazu gehören ein solidarisches Vermarktungskonzept mit etwa 60 bis 120 Gemüsekisten und Obst von Mai bis Dezember sowie Hühner. Auf dem Hof soll es verschiedene Ansätze in Modellform geben: Mulchsysteme, Tiere zur Bodenbearbeitung, Lebensräume für Nützlinge und Anbaudiversifizierung mit in Deutschland selten gewordenen Arten und Nischenprodukten wie z.B. Pfirsich, Aprikose und Nektarine, Nüssen, dem Chinesischen Gemüsebaum, der sibirischen Blaubeere und der Kaki-Frucht. Mit geeigneten Maßnahmen wie Sonnenfallen und Windschutz lässt sich das Mikroklima für die Kulturen erhöhen und die Anbauphase durch günstige Planung verlängern.


Insgesamt steht die Schaffung eines resilienten Systems im Vordergrund, dass so divers wie möglich gestaltet ist und auch in Zeiten von Klimawandel und Extremwetterereignissen stabil bleibt. Die vorherrschenden Anbausysteme sind für Franz zu eindimensional, zu unverknüpft, zu wenig geschlossen und zu „monokulturig“. Dem wollen sie eine kleinflächige Landwirtschaft entgegensetzen, die Biodiversität fördert und anpassungsfähig ist.


Die Landwirtschaft ist Mitverursacher von Umweltproblemen und bietet immer weniger Arbeitsplätze – Probleme, die sich besonders im ländlichen Raum bemerkbar machen. Franz und Sophie wollen mit ihrem Konzept landwirtschaftliche Flächen effizient nutzen, den ländlichen Raum unterstützen und zu einer positiven Umweltentwicklung und zur Erreichung der Klimaziele einen Beitrag leisten.


Die Ausarbeitung ihres Konzepts stützt sich hauptsächlich auf das Wälzen diverser Literatur: Neben wissenschaftlichen Papern und Büchern, stöbern die Zwei viel im Bereich traditioneller Anbaumethoden wie sie in Bauern- und Klostergärten zu finden sind. Für die Permakultur heißt es „von den Pionieren und Praktikern lernen“: Mark Shepard, Martin Crawford und Jean-Martin Fortier stehen ganz oben auf der Leseliste. Zu dem führen Franz und Sophie Experteninterviews durch und sind bei der Planung ihres eigenen Hofs darauf bedacht, die Bad Hersfelder miteinzubeziehen. So organisieren sie zum Beispiel Info-Treffen direkt vor Ort für alle Neugierigen aus der Umgebung.


Um später ihre Erfahrungen mit möglichst vielen Leuten teilen zu können, streben sie z.B. eine Forschungskooperation mit der Uni Witzenhausen an, zudem sollen Führungen auf dem Hof angeboten werden, um Anreiz für andere Interessenten zu schaffen, die Ansätze im eigenen Leben zu integrieren. Workshops, Bildungswochenenden, Projekte mit Schulen, Praktika .... „Die Gesellschaft von Morgen fördern“ – so umschreibt Franz ihre (ganz schön beeindruckenden) Ziele. Wieder einen Bezug zu Lebensmitteln, Grund und den Personen, die die Lebensmittel herstellen, schaffen, ressourcenschonend Arbeiten und Leben und produzieren ohne auszubeuten und ohne lange Transportwege. Viel zu tun für die Beiden. Der nächste Förderantrag ist auf dem Weg und ab Winter werden die ersten Freiwilligen für die anstehenden Pflanzungen auf dem Hof gebraucht. Wer sich also denkt: Boah, das klingt nach ’ner richtig feinen Sache, da will ich helfen – der melde sich doch bitte bei Franz und Sophie!


Wir wünschen alles Gute und sind gespannt, auf alles was noch kommen mag!


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