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Was macht eigentlich Jana Engler?

Die ehemalige LaNu-Studentin Jana Engler absolviert nun eine landwirtschaftliche Ausbildung auf dem Lehenhof am Bodensee und erzählt im Interview von ihrer Zeit während und nach dem Studium.

HNEE-Alumna Jana Engler (Foto: Elena Jäger)


Was hast Du in Eberswalde studiert und warum hast Du Dich für Eberswalde entschieden?

Ich habe im Jahrgang 2016 LaNu studiert. Vor dem Studium habe ich mein FÖJ in der Dünen- und Vogelwacht Baltrum gemacht und wollte dann an einer praxisnahen Hochschule studieren, um im Bereich Naturschutz arbeiten zu können. Zusätzlich kannte ich Eberswalde schon, weil meine Großeltern dort wohnen.


Wo und wie hast Du während Deines Studiums Praxiserfahrungen gesammelt?

Natürlich auf den Tagesexkursionen und der Wochenexkursion im zweiten Semester. Das war für mich das coolste Semester! Sonst auch bei der Erstellung des Landschaftsökologischen Belegs (LÖ-Beleg) während des vierten Semesters. Das machte mir besonders viel Spaß, da ich viel mit zwei Freundinnen zusammenarbeiten konnte. Im Praxissemester habe ich sieben Wochen in Lappland verbracht, bei den Menschen, die für die nördlichsten drei Nationalparks zuständig waren und habe dort zum Beispiel bei der Wegepflege mitgemacht.


Worüber hast Du deine Abschlussarbeit geschrieben und was war dein Ergebnis?

Meine Abschlussarbeit habe ich über die ehemaligen Flussläufe im Niederoderbruch geschrieben. Damals wurde die EUGAL-Trasse verlegt. Es entstanden diese großen, vier Meter tiefen Bodenprofile quer durch Brandenburg. Ich habe drei Bodenprofile im Niederoderbruch untersucht und anhand der Bodenprofile rekonstruiert, was da mal wo und wann war, wo eventuell Altläufe lagen und wo nicht. Mit dem Ergebnis, dass die Landschaft sehr stark verändert wurde und naturschutzfachlich extrem an Wert verloren hat. Anstelle der ursprünglich dynamischen Auenlandschaft mit vielen kleinen Flussläufen, Altarmen und vermoorten Bereichen steht da heute konventionelles Getreide. Das Niederoderbruch zählt zu den besten Böden Brandenburgs. Diese landwirtschaftliche Nutzung geht auf Kosten der Artenvielfalt


Wo hat es dich nach dem Studium hingezogen, was machst du jetzt?

Derzeit absolviere ich die freie landwirtschaftliche Demeter-Ausbildung an der LandbauschuleBodensee. Nach zwei Jahren kann ich die Prüfung zur staatlich geprüften Landwirtin abschließen und bin dann Gesellin in der Landwirtschaft. Schon während des Studiums hat es mich immer mehr zum Thema Landwirtschaft gezogen. Mir hat jedoch die Zusammenarbeit und Verknüpfung mit den Ökolandbäuer*innen in Eberswalde gefehlt. Direkt nach meinem Studium habe ich verschiedene landwirtschaftliche Praktika gemacht. Bei der Arbeit hatte ich viel Spaß und bin immer mehr dahin gekommen zu sagen: Die für mich sinnvollste Form von Naturschutz in der deutschen Kulturlandschaft ist die ökologische Landwirtschaft. Wir müssen uns mit Lebensmitteln versorgen und wenn mensch ganzheitlich denkt, und auch Klimafolgen einbezieht, dann brauchen wir vor allem regional produzierte Nahrungsmittel. Das heißt, in einem kleinen Land wie Deutschland mit verhältnismäßig vielen Menschen müssen wir es schaffen, uns regional zu versorgen, die Lieferketten kurz zu halten und gleichzeitig die Artenvielfalt hochzuhalten. Ich glaube nicht, dass es die Lösung ist, ein abgeschlossenes Naturschutzgebiet zu schaffen – einen Nationalpark mit einer Kernzone wo dann gar nichts gemacht wird oder mensch versucht drei besondere Arten zu erhalten, während außen herum der Klimawandel voranschreitet. Darin sehe ich keine Zukunft.

Außerdem finde ich es sehr schwierig, wenn wir hier in Westeuropa Schutzgebiete ausrufen und gleichzeitig Lebensmittel benötigen, die wir aber nicht selbst erzeugen können. Diese müssen dann aus Regionen importiert werden, die schon viel stärker vom Klimawandel betroffen sind, wo die Wasserknappheit schon viel schlimmer ist und denen dann vorgeworfen wird, nicht genug für den Naturschutz zu machen. Wenn wir ihnen das Geld dafür geben, dass wir Nahrungsmittel bekommen, dann werden diese produziert, auch wenn dafür Wälder abgeholzt werden müssen. Also denke ich, wir müssen die Erzeugung und Verarbeitung wieder regionaler hinbekommen – für diesen einzigartigen Planeten, seine Natur und alle Menschen weltweit.

Letztendlich wollte ich auch einfach etwas Praktisches machen nach dem theoretischen Studium und am Ende des Tages wissen, was ich geschafft habe. Sehen, dass meine Arbeit einen Sinn ergibt, statt nur darüber zu philosophieren, was alles schief läuft in der Welt und was eigentlich alles anders laufen müsste.


Wie geht es für dich weiter?

Ich mache erst einmal die Ausbildung fertig. Danach möchte ich auf anderen Betrieben weiter lernen, da ich gemerkt habe, dass 2 Jahre zu kurz sind, um das Thema Landwirtschaft wirklich zu durchdringen. Vor allem im Bereich Agroforstwirtschaft und Waldweide möchte ich noch Höfe besuchen und vor Ort mehr lernen. Wer weiß, was später einmal kommt, aber eigentlich träume ich von einer kleinen Hofgemeinschaft, die klimawandelresiliente Landwirtschaft betreibt und regional direkt vermarktet.


Was nimmst du aus Eberswalde mit?

Eine wunderschöne Zeit und viele tolle Erinnerungen an das Studileben innerhalb und außerhalb der Hochschule. Mein Hintergrund aus dem Naturschutz beeinflusst natürlich auch meine Zeit hier. Ich wurde schon öfters schief angeguckt: Du kommst aus dem Naturschutz? Dann bist du jetzt auf die böse Seite gewechselt. Diesen Graben zu überbrücken, finde ich sehr wichtig, damit eine konstruktivere Kommunikation und Zusammenarbeit möglich werden.

Ich nehme auch mit, wie wichtig es ist, sich von rechten Tendenzen abzugrenzen, sowohl im Naturschutz als auch im Ökolandbau. Ich hoffe sehr, dass diese Thematik mehr in die Studiengänge integriert wird. Und auch hier möchte ich daran mitwirken zu sensibilisieren. Vor allem junge Menschen sollten dabei unterstützt werden, sich klarer positionieren zu können.


An welches Ereignis aus deiner Studienzeit erinnerst du dich gerne?

Viele! Vor allem an die zahlreichen Exkursionen. Mir hat besonders das Kartieren von Schmetterlingen und Vögeln zusammen mit Freundinnen für den LÖ-Beleg viel Freude bereitet. Auch das AntiRa Training (Anti-Rassismus Training) mit Phoenix, welches ich damals mit organisiert habe. Jetzt haben sich sogar zwei Menschen dahintergeklemmt, dass es nun einmal im Jahr stattfindet. Wenn das durchgezogen wird, wäre ich superglücklich.


Vielen Dank für das Gespräch!


In der Rubrik „Was macht eigentlich ...?“ erzählen unsere Alumni aus ihrer Zeit während und nach dem Studium. Hier findet ihr weitere Interviews dieser Rubrik.

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