Unsere Alumni berichten aus ihrer Zeit nach dem Studium.
Was und wann hast du in Eberswalde studiert?
Ich hab im Sommersemester 2008 in Eberswalde mit dem Master Öko-Agrarmanagement (ÖAM) angefangen. Wir waren damals das zweite Semester, den Studiengang gab es ja erst seit dem Wintersemester 2007/08. Insgesamt waren wir etwa 12 Studierende und pendelten zwischen der HNE Eberswalde und der Humboldt Uni in Berlin.
Wo hast du während deines Studiums Praxiserfahrungen gesammelt?
Bei Märkisches Landbrot, ich weiß noch, dass ich damals in einer Vorlesung bei Prof. Dr. Anna Maria Häring auf das Unternehmen aufmerksam geworden bin. Auf deren Firmenwebsite fand ich zahlreiche Hinweise zu deren nachhaltiger Wirtschaftsweise, das wollte ich mir gerne genauer anschauen und prüfen, ob das nicht alles nur gutes Marketing ist. Während meiner Praxisphase hatte ich Einblicke in die Qualitätssicherung und das Umweltmanagement und konnte feststellen, dass das Ergebnis der Firmendarstellung kein „gut gemachtes“ Marketing ist, sondern das, was das Unternehmen tatsächlich antreibt und leistet.
Worüber hast du deine Abschlussarbeit geschrieben?
Über den Produkt-Carbon-Footprint (CO2 Fußabdruck) der Brote. Zuvor gab es schon eine Bachelorarbeit, die die Emissionen in der Landwirtschaft untersucht hat: Ich hab mich in meiner Masterarbeit dann schwerpunktmäßig mit den Konsument*innen in Berlin und Eberswalde beschäftigt. Zum Herstellungsprozess gab es bereits nutzbare Werte aus der Ökobilanz des Unternehmens. Die Betreuung der Arbeit erfolgte durch Prof. Dr. Jens Pape und Prof. Dr. Anna Maria Häring. In meiner Arbeit ging es um Fragen: Wie erreichen Sie ihre Einkaufsstätte und wie essen Sie unser Brot – getoastet oder nicht? Frieren sie einen Teil ein oder werfen Sie Brot weg?
Ein Ergebnis war auf jeden Fall, dass auch Städter*innen ihren Einkauf gerne mit dem Auto machen. Auf der Homepage gibt es nun ein Tool, mit dem sich die Emissionen für das Liebslingsbrot zusammen mit den individuellen Konsum- und Verzehrverhalten berechnen lassen. Die Ergebnisse meiner Arbeit konnte ich auch in einem Buch veröffentlichen, das beim OEKOM-Verlag erschien.
Wie bist du nach deinem Studium in das Brotbusiness eingestiegen?
Über das Traineeprogramm Ökolandbau. Während meines Studiums habe ich die Teilnahme bei Märkisches Landbrot angeregt. Das Unternehmen hat sich daraufhin zur Teilnahme mit mir als Trainee angemeldet . Elf Monate im Betrieb und insgesamt vier Wochen über das Jahr verteilt gab es Trainings für uns 25 Trainees.
Nach wie vor profitiere ich von der guten Vernetzung und zwei Mal jährlich treffen sich Alumni und aktuelle Trainees zum Austausch.
Nach meinem Jahr bei Märkisches Landbrot war ich zunächst selbstständig tätig und habe in unterschiedlichen Projekten mitgearbeitet. Bei einem Auftrag der Berliner Senatsverwaltung befasste ich mich z.B. mit dem Thema fairer Beschaffung von Lebensmitteln und auch für Märkisches Landbrot übernahm ich einige Projektaufträge.
Nach zwei Jahren kam Märkisches Landbrot dann auf mich zu und bot mir eine Stelle in der Qualitätssicherung an.
Anfang 2014 begann ich meine Arbeit in der Qualitätssicherung, nach einem ¾ Jahr wurde mir die Betriebsleitung angeboten, das Angebot habe ich natürlich angenommen.
Wie sieht dein Alltag als Betriebsleiterin aus?
Sehr abwechslungsreich. Ich bin nach wie vor in der Qualitätssicherung tätig. Um den Einkauf der Rohstoffe kümmere ich mich, sowie um die Schnittstellenkoordination im Unternehmen. Auch das Personalmanagement ist Teil meiner Aufgaben. Im Austausch mit den Brandenburger und Sächsischen Demeter Betrieben, die das Getreide und Gemüse liefern, stehe ich im Kontakt mit dem HNEE Alumni Jasper Heilmann von der Demeter Arbeitsgemeinschaft.
Vor der Ernte gibt es zusammen mit den Demeter Erzeugern*innen und Bäckern*innen den runden Tisch Getreide. Hier werden Qualitäten, Erntemengen und Preise besprochen.
Nach der Ernte fahre ich auf die Betriebe um Proben für unsere Analytik zu ziehen und die tatsächlichen Ernte- und Liefermengen abzustimmen.
Bäckerei Alltag assoziieren viele ja auch mit krassen Arbeitszeiten, wie sieht es bei dir aus?
Durch meine Aufgaben in der Qualitätssicherung und dem Einkauf richte ich mich danach. Einkauf am Mittag, Qualitätssicherung am Nachmittag und frühen Abend. So fange ich auch in der Regel erst gegen 10 Uhr an und arbeite bis etwa 19 Uhr, so kann ich mich mit den Bäcker*innen, die um 15:00/ 17:00 /19:00 Uhr beginnen, austauschen.
Ab und an bin ich auch mal nachts oder schon früh am Morgen vor Ort.
Was nimmst du aus Eberswalde mit?
Ich hatte das Modul Produktentwicklung bei Prof. Dr. Eckart Kramer , davon ist einiges hängen geblieben, Natürlich sind auch Themen aus dem Qualitätsmanagement und Umweltmanagement bei Prof. Dr. Jens Pape und Marketing von Prof. Anna Maria Häring wertvolle Inhalte für meine Arbeit.
Kooperiert Märkisch Landbrot mit der Hochschule?
Märkisches Landbrot ist seit langem Kooperationspartner und im regelmäßigen Austausch. Student*innen der HNE absolvieren ihre Praxissemester oder schreiben ihre Abschlussarbeit.
An welches Ereignis aus deiner Studienzeit erinnerst du dich gerne?
Verschiedene Dinge, ich fand den Stadtcampus ziemlich schön und erinnere mich gerne an die Mittagspausen mit den Kommiliton*innen in der Mensa oder in der Sonne am Teich.
Ich fand die Kooperation mit der HU sehr wertvoll, davon greife ich heute noch auf Vorlesungsinhalte zurück: zum Beispiel aus dem Modul Vorratsschutz und Schädlingsbekämpfung #kornkäfer oder #mehlmotten.
Bei Märkisches Landbrot werden täglich 8.000 – 9.000 Brote gebacken. Die Demeter Bäckerei legt Wert auf Regionalität. In der Neuköllner Backstube wird das Getreide täglich frisch gemahlen, verbacken und in Brotkörben nach Berlin // Brandenburg geliefert.
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