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Zu Tisch bei… Ann-Kristin von Saurma-Jeltsch


In unserer ackerdemiker.in Reihe "Zu Tisch bei ..." besuchen wir unsere Forschungsmitarbeiter*innen an ihrem Schreibtisch. An unserem Fachbereich arbeiten aktuell circa 30 Menschen in unterschiedlichen Forschungsprojekten und wir Studierende fragen uns in der Mensa // auf dem Campus natürlich oft:

Wer sind diese Menschen und was machen sie hier?

Mit dieser Beitragsreihe wollen wir das Rätsel um (noch) unbekannte Gesichter am Fachbereich auflösen und schauen, ob Schreibtische von Wissenschaftler*innen ein wenig ordentlicher sind als unsere.

Nach unserem letzten Gespräch mit Annemarie Wilitzki geht es weiter mit Ann-Kristin von Saurma-Jeltsch, sie arbeitet in dem Forschungsprojekt „Schäfer schützen“.


Wie bist du an die Hochschule gekommen?

Das ist eine etwas längere Geschichte. Ich habe Ökolandbau in Witzenhausen studiert und bin für meinen Schwerpunkt in Agrarökologie an die Norwegian University of Life Sciences (NMBU) gegangen. Dort habe ich mich damit beschäftigt wie man partizipative Veränderungsprozesse in der Landwirtschaft anleitet. Für meine Masterarbeit habe ich dann in Kenia in einem Projekt gearbeitet in dem ich das Gelernte umsetzen konnte. Die Arbeit in Kenia hat mir gut gefallen, aber ich habe gemerkt, dass solche Projekte leider immer noch einen kolonialen Beigeschmack haben und ich es sinnvoller finde erstmal zu gucken, was wir vor der eigenen Haustür verändern können. Daher habe ich nach meinem Abschluss nach einer Stelle in einem Netzwerkprojekt in Deutschland gesucht und hab über das e-paper vom Wissensschaftsladen Bonn die Stelle von „Schäfer schützen“ am Fachbereich Landschaftsnutzung und Naturschutz gefunden.


Wie gefällt es dir in Eberswalde zu leben und an der Hochschule zu arbeiten?

Als ich das erste Mal nach Eberswalde kam hatte ich einen kleinen Kulturschock. Meine Wohnungsbesichtigung war im brandenburgischen Viertel und ich hatte mir unter diesem Viertelnamen etwas ganz anderes vorgestellt. Aber ich habe relativ schnell eine andere Wohnung gefunden und war dann auch zunehmend positiv überrascht von Eberswalde. Die Personen aus dem Hochschulkontext sind alle von einem ähnlichen Schlag, ein bisschen wie in Witzenhausen und das macht das Ankommen viel leichter. Die ganzen Mitarbeiter*innen sind super nett und sehr hilfsbereit. Man kann eigentlich an jede Tür klopfen und weiß, dass sich für einen Zeit genommen wird. Mittlerweile bin ich ein dreiviertel Jahr hier und liebe vor allen Dingen meine kurze Gehzeit zur Arbeit und die Blaubeeren die ich, wie in Norwegen, im Sommer im Wald pflücken kann.


Mit was beschäftigst du dich an der HNEE?

Ich übernehme verschiedene Bereiche die mehr oder weniger alle mit Ökolandbau zu tun haben. Meine Hauptbeschäftigung ist in dem Projekt „Schäfer schützen“ unter der Leitung von Prof. Dr. Anna Häring. Es geht darum die Schafhaltung in Brandenburg zu unterstützen, dadurch dass man Akteure aus der Forschung, Schäfer*innen, Landschaftspfleger*innen und Naturschützer*innen zusammenbringt. Wir arbeiten an dem Aufbau eines Netzwerkes um gemeinsam zu überlegen, wie man die Bedingungen für die Schafhalter*innen verbessern kann. Der Beruf ist am Aussterben und Schäfer*innen kommen kaum über die Runden, weil Schaffleisch billig ist, die Konkurrenz aus dem Ausland groß und die Fördermittel sehr knapp sind. Dabei sind die Schafe für die Offenhaltung wertvoller Biotope ausschlaggebend.


Was gehört noch zu deinen Aufgaben?

Ein anderer großer Bereich war bis vor kurzem die Organisation und Begleitung des 2° Campus Projektes, was die HNEE in Kooperation mit anderen Bildungsinstituten und dem WWF durchführt. Die 1x jährlich stattfindenden Schülerakademien kommen zu einem Block an die Hochschule und beschäftigen sich mit Klimaschutz. Dieses Jahr ging es um das Thema Fleischkonsum. Wir haben uns zusammengesetzt und gemeinsam eine Forschungsfrage entwickelt und beantwortet: „Wie viel Fleisch kann jede*r Deutsche essen, wenn die ganze Tierhaltung auf Ökolandbau umgestellt wird?“. Herausgekommen ist, dass wir unseren Fleischkonsum um 58% reduzieren müssten. Die Begleitung als wissenschaftliche Mentorin war sehr lustig und erfüllend. Das sind sehr engagierte junge Menschen, die sich mit der ganzen Thematik Klimawandel sehr gut auskennen. Spontan sind wir dann gemeinsam zur Fridays for Future Demo gegangen. Dieses Projekt ist für mich für dieses Jahr aber erstmal abgeschlossen. Dafür habe ich eine neue Aufgabe: Ich löse Dr. Henrike Rieken ab und bin nun die Praktikumsbeauftragte für das Praxissemester der ÖLV*innen und ÖAM*erinnen. Das werden vor allem Koordinationsaufgaben, aber auch etwas Lehre. Da muss ich mich erstmal reinfuchsen, aber ich habe tatkräftige Unterstützung von Henrike Rieken.


Was liegt gerade auf Deinem Schreibtisch?

Gerade bastle ich an Moderationsplakaten für einen bald anstehenden Weidetag zum Thema Grundfutterversorgung. Ich strukturiere die Veranstaltung. Ziel ist es herauszufinden, ob Bedarf an einer Weideschule vorhanden ist, wo sich die Landwirt*innen gegenseitig beraten können. Ein ähnliches Konzept gibt es schon in Dänemark und das funktioniert gut.


Was wünscht du dir für dich und deine zukünftige Arbeit?

Für das „Schäfer schützen“ Netzwerk wünsche ich mir, dass wir mit unserer Arbeit wirklich etwas anstoßen und ein positiver Effekt für die Schafhalter*innen entsteht. Ich würde mich freuen, wenn daraus ein Folgeprojekt entsteht und ich weiter die Chance habe dabei zu sein. Ansonsten bin ich wunschlos glücklich.


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