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Kühle Knollen // Junglandwirt Sebastian Klass weiht Kartoffellager ein

Beitrag und Bilder von Saskia Casper

Auf dem Biohof Klass gab es Anfang Oktober einen guten Grund zum Feiern: Das neue Kühllager für die hofeigenen Bio-Kartoffeln konnte eingeweiht werden. Nur knapp 30 Kilometer von Berlin entfernt werden hier auf einem bäuerlichen Familienbetrieb Biokartoffeln angebaut, perfekt geeignet um die hohe Nachfrage der Hauptstadtregion zu bedienen. Leider ist der Marktanteil solcher Ware bisweilen gering. Obwohl Brandenburg noch in den 1980er Jahren DAS Anbaugebiet für Kartoffeln zur Versorgung Berlins war, kommen die Knollen in den Supermarktregalen inzwischen bestenfalls aus den benachbarten Bundesländern. Damit Biobauern und -bäuerinnen wie die Familie Klass fortan die Nachfrage in Berlin und Brandenburg bedienen können, muss zunächst die passende Infrastruktur wachsen. Unser EIP-Projekt „Regionales Biogemüse aus Brandenburg“ arbeitet seit 2018 daran, den regionalen Bioanbau und die Wertschöpfung in der Region wieder zu stärken.


Fachberatungen & Veranstaltungen - das Allinclusive Paket des Projektes

Als Praxispartner des EIP-Projektes wurde dem Betrieb mit Reinhard Bade ein erfahrener Berater zur Seite gestellt. Der Niedersachse hat selbst 40 Jahre lang erfolgreich Biokartoffeln angebaut. Neben der einzelbetrieblichen Fachberatung gibt es seitens des Projektes regelmäßig Veranstaltungen zur Weiterbildung und dem Austausch zwischen Landwirt*innen untereinander.


Geschmackstestung inklusive

Die Arbeit trägt Früchte, besser gesagt Knollen. 2018 wagte Sebastian Klass den Einstieg in den Kartoffelanbau. Der gut ausgebildete Junglandwirt ist seit 2016 im Familienbetrieb tätig. Nach bescheidenen Erträgen im Dürrejahr 2018 konnten 2019 dank einer Tröpfchenbewässerung Erträge über 350 dt/ha erzielt werden. Welche Sorten für den Betrieb in Frage kommen, hat Klass in diesem Jahr getestet. Gleich zu Beginn der Veranstaltung durften sich die Besucher*innen dieser Variabilität erfreuen. Alle neun Sorten konnten zusammen mit verschiedenen Quark-Variationen verköstigt werden.


Lagerkapazität: 100 Tonnen Kartoffeln

Mit dem Umbau einer Scheune in ein Kühllager wurde nun ein weiterer Schritt in Richtung regionaler Versorgung auch außerhalb der Erntesaison gegangen, der zeigt, in welche Richtung der Betrieb sich entwickeln soll. Insgesamt reicht die Kapazität für bis zu 100 Tonnen Kartoffeln; ein kleines Lager vor dem Hintergrund der Brandenburger Agrarstrukturen, jedoch genau richtig für die aktuellen Bedürfnisse des Hofes. Auch die Erntemenge bei der geplanten Ausweitung auf 4 ha Anbaufläche ließe sich dort dank der Möglichkeit, Außenluft zum Kühlen zu verwenden, besonders energieeffizient lagern.


Viele Hände, schnelles Ende - nur zwei Monate Bauzeit

Neben Vertreter*innen von Presse, Handel und Öffentlichkeit waren auch die zahlreichen Helfer*innen geladen, die Familie Klass beim Umbau einer Scheune in ein Kühllager geholfen hatten. In einer kurzen Präsentation gab Bio-Landwirt Sebastian Klass einen Einblick in die arbeitsreichen zwei Monate des Umbaus. Fest steht: „Ein Landwirt muss alles können“: von den Tätigkeiten eines Maurers bis zum Zimmermann packte die ganze Familie neben der laufenden Kartoffelernte mit an. Dank des hohen Engagements des Junglandwirts, die Rückendeckung seiner Familie, den zahlreichen helfenden Händen und der Unterstützung aus dem Projekt konnten die Investitionskosten vergleichsweise gering gehalten werden. Berater Reinhard Bade vermittelte gebrauchte Kühltechnik und beriet die Familie zum Thema Dämmung.



Angebot, Nachfrage und Vermarktung

Anlass zur Gratulation gab es genug. Anerkennende Worte für die harte Arbeit und positive Entwicklung des Betriebes fanden Michael Wimmer und Gerald Köhler von der rdergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg e.V., Beraterin Cora Petrick von Bioland Ost und Berater Reinhard Bade. Die Gratulant*innen waren sich einig: Familie Klass zeigt, wie es gehen kann. Um ein solches Projekt anzugehen braucht es Mut und Zuversicht. Lob galt auch den Freunden, die Familie Klass in der Bauzeit teils bis in die Nacht hinein unterstützt hatten. Trotz des oft erwähnten hohen Bedarfs des Berliner Marktes muss die Vermarktung der Ware noch geklärt werden. Dank des neuen Kühllagers hat die Familie nun bis ins Frühjahr hinein Zeit, sich darum zu kümmern.

Während nämlich auf der einen Seite die Nachfrage in der Hauptstadt enorm groß ist, klafft trotzdem noch eine riesige Lücke zwischen Angebot und Nachfrage.


Servicetweet

Das EIP-Projekt „Regionales Bio-Gemüse aus Brandenburg“ tritt an diese regionale Lücke in der Hauptstadtregion zu schließen. Neben der Fachberatung für die Mitgliedsbetriebe der Operationellen Gruppe werden auch regelmäßig Fachseminare und Feldtage (wir berichteten) zum Wissensaufbau in der Region veranstaltet.

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