Im Projekt „RANGER – Zukunft der Schutzgebietsbetreuung gestalten“ forscht Judith Kloiber zur Situation der Ranger*innen in den Bundesländern und entwickelt gemeinsam mit ihrem Projektteam eine Vision für die Zukunft der Schutzgebietsbetreuung in Deutschland. In einem zweiten Projekt organisiert sie jährlich eine Sommerschule im Rahmen des DAAD-Förderprogramms “Hochschuldialog mit den Ländern des westlichen Balkans“. Ein Interview über Schutzgebiete, deren Situation und Erfolge.
Foto: Judith Kloiber (Urheber:in: Kloiber)
Was und wo hast Du denn studiert?
Ich habe 2006 bis 2009 nachhaltiges Tourismusmanagement hier an der Hochschule in Eberswalde studiert. Das ist eigentlich mein Studienhintergrund, aber ich bin nicht so die typische Touristikerin. Ich bin gleich nach dem Studium eingestiegen in Projekte, wo es um Tourismus in Schutzgebieten ging, also ganz gezielt auch Biosphärenreservate, seit 2019 mit einem Schwerpunkt in osteuropäischen und zentralasiatischen Ländern. Meine Erfahrungen kommen vor allem aus internationalen Projekten, so habe ich mit der Michael Succow-Stiftung und mit dem Center for Economics and Ecosystem Management und mit anderen Partnern zusammengearbeitet.
In welchem Projekt arbeitest Du an der HNEE?
Aktuell arbeite ich an zwei Projekten und in der Lehre, in einer Lehrvertretung an der HNEE. Das eine Vorhaben heißt „RANGER – Zukunft der Schutzgebietsbetreuung gestalten“, welches im Januar 2023 gestartet ist und eine vierjährige Laufzeit hat. Und das zweite Projekt, welches ich betreue, ist die Organisation der Internationalen Sommerschule, die wir im Rahmen des DAAD-Förderprogramms „Hochschuldialog mit den Ländern des westlichen Balkans“ durchführen und die sich an Studierende aus den Studiengängen LANU, IFEM und BIOM richtet. Zusätzlich übernehme ich in diesem Semester eine Lehrvertretung für Prof. Dr. Erik Aschenbrand im LANU-Wahlpflichtmodul Schutzgebietsbetreuung. Das hat sich gut angeboten, weil ich durch das Projekt RANGER jetzt auch inhaltlich gut in der Thematik drin bin.
Was liegt denn heute auf deinem Schreibtisch?
Da ich erst vorgestern aus Montenegro von der diesjährigen Sommerschule zurückgekehrt bin, erwischt du mich heute bei ganz vielen Abrechnungen, also administrativen Aufgaben, die die Sommerschule betreffen. Im Projekt RANGER reise ich in zweieinhalb Wochen zu einem Workshop mit Leiterinnen und Leitern von Rangerdiensten nach Süddeutschland. Inhaltlich bereitet meine Kollegin Lena Stumpf den Workshop vor. Zusammen mit unserem Projektleiter Prof. Dr. Erik Aschenbrand führen wir ihn dann vor Ort gemeinsam durch. Des Weiteren habe ich mich gerade um die Veröffentlichung eines Berichts zur Situation der Schutzgebietsbetreuung in Deutschland gekümmert. Der Bericht fasst die Ergebnisse einer umfangreichen Studie zusammen, die wir letztes Jahr durchgeführt haben. Dabei haben wir alle nationalen Naturlandschaften, also alle Nationalparke, Biosphärenreservate, Wildnisgebiete und Naturparke sowie darüber hinaus weitere Akteure und Institutionen befragt, die mit hauptberuflich tätigen Rangern und Rangerinnen bzw. Gebietsbetreuenden zusammenarbeiten.
Foto: Sommerschule (Urheber:in: Stella Varelrzidou)
Was waren so Deine schönsten, besondersten, lehrreichsten Erfahrungen in den Projekten?
Wenn ich jetzt gerade noch ganz frisch inspiriert von der Sommerschule auf das DAAD-Projekt schaue, dann möchte ich die sehr schöne und wertvolle Kooperation mit Professor*innen und anderen Dozierenden aus Tirana, aus Pristina, aus Skopje, aus Thessaloniki und die Zusammenarbeit mit zwei lokalen NGOs hervorheben. Dadurch, dass wir die Sommerschule seit bereits sieben Jahren durchführen, dabei Fallbeispielregionen am Grünen Band des Balkans wählen und die Vision grenzübergreifender Biosphärenreservate projizieren, haben unsere Partner-NGOs EDEN aus Albanien und EnvPro aus Montenegro diese Vision aufgegriffen und sich tatsächlich vor drei Jahren für ein EU-gefördertes Projekt beworben, das die Einrichtung eines grenzübergreifenden Biosphärenreservats voranbringt. Das Projekt läuft jetzt seit eineinhalb Jahren und das finde ich gerade ganz toll. Nach der zehntägigen Sommerschule bin ich mit zwei Studierende von uns eine Woche länger in der Region geblieben, weil wir zu einem internationalen Expertenaustausch nach Podgorica eingeladen waren, der Hauptstadt von Montenegro, wo über das geplante grenzübergreifende Biosphärenreservat „Skadar/Shkoder Lake Watershed“ gesprochen wurde. Das montenegrinische Umweltministerium war mit vertreten, das UNHCR Regional Office of Vienna war dabei sowie andere Consultants und viele Akteure aus der grenzübergreifenden Region, die den Prozess unterstützen. Wir haben da ganz tolle Synergien geschaffen zwischen unserer Sommerschule, der Idee, den NGOs und, was sich gerade in der Richtung in den beiden Ländern bewegt. Das ist wirklich ein richtiges Highlight in Zusammenhang mit dem DAAD-Projekt.
Gibt es ab und an auch Kontakt zu unseren Studis? Betreust Du Abschlussarbeiten? Dass Du in der Lehre dabei bist, hast Du schon gesagt.
Im Rahmen der wissenschaftlichen Arbeit habe ich nur wenig Kontakt mit Studierenden, im DAAD-Projekt während der Sommerschule natürlich schon. Mehreren IFEM- aber auch LANU-Studierenden habe ich eine Praktikumsstelle in Albanien, Kosovo und Montenegro vermitteln können, die übrigens über Erasmus+ gefördert werden können. Auch dadurch, dass ich in diesem Semester eine Lehrvertretung von Erik Aschenbrand übernehme, während er im Forschungssemester ist. Seit letztem Jahr betreue ich eine Bachelor- und eine Masterarbeit, zwei weitere kommen aktuell hinzu. Inhaltlich geht es bei den Arbeiten um Fragestellungen, die alle Schnittstellen mit der Schutzgebietsbetreuung haben.
Danke für das Interview.
In der ackerdemiker.in Reihe "Zu Tisch bei ..." besuchen wir unsere Forschungsmitarbeitenden an ihrem Schreibtisch. An unserem Fachbereich arbeiten aktuell 33 Menschen in unterschiedlichen Forschungsprojekten. Diese Beitragsreihe soll helfen das Rätsel um (noch) unbekannte Gesichter am Fachbereich zu lüften und Einblicke in spannende Projekte zu erhalten.
Hier findet ihr weitere Interviews dieser Rubrik.
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